Eine Chance, die nie wiederkommt, ist verspielt

Nach einem Aufsehen erregenden Rekord-Lauf war Gold im Visier - und dann das: Im Schatten des Gold-Coups von Gina Lückenkemper und Co. wurde die deutsche 4x100-m-Staffel der Männer mit einem Wechselfehler zum tragischen Heldenquartett des Finaltags der Heim-EM in München.

Gleich die erste Übergabe von Startläufer Kevin Kranz zu Joshua Hartmann klappte nicht, in der überlaufenen Zone schaffte Kranz es nicht, den Stab zu überreichen - und so war der Medaillentraum früh geplatzt. Owen Ansah und Schlussläufer Lucas Ansah-Peprah konnten beim britischen Gold-Lauf nur noch zusehen. (NEWS: Alle Neuigkeiten zur Leichtathletik)

„Es ist gerade die Hölle“, fluchte Lucas Ansah-Peprah bei SPORT1 über den enorm bitteren Moment: „Ich bin mächtig enttäuscht. Wir wollten hier um Gold laufen und den Zuschauern zeigen, was wir draufhaben“, erklärte der gebürtige Stuttgarter.

Der 22-Jährige ist vor allem auch deshalb bedrückt, weil er fürchtet, eine Chance verpasst zu haben, die nicht wiederkommt.

100-Meter-Staffel der Männer verpasst einmalige Chance

„Den Moment kann man nicht mehr zurücknehmen. Es ist in München, Deutschland. Ich weiß nicht, wann die nächste Heim-EM sein wird“, sagt Ansah-Peprah. (Der komplette Medaillenspiegel der European Championships in München)

Bei der nächsten Europameisterschaft in Rom könne man zwar „die Italiener ärgern“, aber das „Gefühl, zu Hause zu laufen, vor den ganzen Zuschauern, die wirklich leichtathletikbegeistert sind und in den Sprintdisziplinen sehen: ‚Ok, die haben etwas drauf‘, kriegt man nicht so einfach.“

Eine Erklärung für den Wechselfehler hatte der deutsche Athlet nicht: „Wenn eine Sache nicht klappt, dann klappt alles nicht. Das ist nicht nur in der Leichtathletik, sondern auch im Fußball so“, kommentierte Ansah-Peprah den Blackout. Es gebe einfach Aussetzer.

Im Vorlauf hatte das Quartett den deutschen Rekord auf 37,97 Sekunden verbessert und Medaillenhoffnungen geweckt - besonders 200-Meter-Spezialist Hartmann brillierte, indem er bei seinem fliegenden Lauf die 9-Sekunden-Schallmauer knackte. Ansah-Peprah ist daher nun umso enttäuschter: „Es hat alles geklappt: Die Vorbereitungen, die Abläufe und alles drum und dran.“

„Keine Ahnung, was los war“

Am Boden zerstört und ratlos zeigte sich deshalb auch Startläufer Kranz: „Keine Ahnung, was los war. Können wir nicht sagen. Müssen wir gleich mit dem Trainer besprechen. Es tut uns sehr leid, dass Owen und Lucas nicht laufen konnten und das Ganze nur von hinten betrachten konnten. Von daher ist die Stimmung gerade nicht allzu gut.“

Den Briten mit 100-m-Vizeeuropameister Zharnel Hughes gelang Meisterschaftsrekord von 37,67 Sekunden. Frankreich holte Silber (37,94), Bronze gewann Polen mit 38,15 Sekunden.

Die bisher letzte EM-Medaille in der Sprintstaffel für Deutschland gab es 2016 mit Bronze, Gold gab es zuletzt 1962 in Belgrad für die Bundesrepublik.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)