Preuß vom Pech verfolgt

Es ist DAS Highlight im Biathlon-Jahr 2022/23: Die Weltmeisterschaft in Oberhof. Erstmals seit 19 Jahren werden die Wettkämpfe wieder am Rennsteig im Thüringer Wald ausgetragen. Vor allem für die deutschen Sportlerinnen und Sportler ein großer Augenblick.

Heim-WM: Ein Traum, der mit Beginn der Wettkämpfe am 8. Februar für so manchen wahr wird. Für eine jedoch nicht: Franziska Preuß hat ihre Saison vorzeitig beendet. Zwar hatte die 28-Jährige die Norm für die Wettkämpfe noch vor Weihnachten erfüllt, ihre körperliche Verfassung lässt eine Teilnahme aber nicht zu.

„Nach den beiden Rennen in Antholz bin ich für mich zum Entschluss gekommen, dass ich die Saison frühzeitig beenden werde. In meiner aktuellen gesundheitlichen Verfassung bin ich einfach nicht in der Lage, die Leistungen zu bringen, die notwendig wären, um unserem Team bei der WM in Oberhof zu helfen“, erklärte die Sportlerin.

Keine WM-Teilnahme in Oberhof für Preuß

Und weiter: „Natürlich ist das eine der schwersten Entscheidungen, die ich in meiner Karriere bisher treffen musste.“ Doch die „ständigen krankheitsbedingten Rückschläge und der damit verbundene Kampf“ haben der Bayerin einfach zu viel Kraft geraubt.

Für die eigentlich so komplette Biathletin, die schon im Alter von 17 Jahren Jugend-Olympiasiegerin wurde, ist die Absage der WM ein weiterer Tiefpunkt in einer Karriere voller Dramen, Krankheiten und Verletzungen, auf die SPORT1 zurückblickt.

Mit Beginn der Saison 2013/14 schaffte es Preuß in den deutschen A-Kader, das erste Drama ließ jedoch nicht lange auf sich warten.

Olympia 2014 wird zum Albtraum

Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gab es in Sprint und Verfolgung nur die Plätze 41. und 40. Auf einen Start im darauffolgenden Einzelrennen wollte sie zwar eigentlich verzichten, am Ende nahm sie aber dennoch teil und wurde bereits in der dritten Runde, nach fünf Schießfehlern und in aufgelöstem Zustand aus dem Rennen genommen.

Superstar Magdalena Neuner gab wenig später an, Preuß hätte einen „Nervenzusammenbruch“ erlitten und sei von den Trainern „dazu genötigt“ worden, zu laufen.

Und es kam noch schlimmer. Vor dem so wichtigen Staffelrennen, seit jeher regnet es für die deutschen Damen dabei Medaillen, erschütterte die positive Dopingprobe von Evi Sachenbacher-Stehle die Mannschaft.

Preuß, die seinerzeit als Startläuferin fungierte, stürzte bereits in Runde eins, wodurch Schnee in das Visier ihrer Waffe geriet. Zwar reinigte sie diese am Schießstand den Vorschriften entsprechend, und behielt beim Schießen die Nerven, der Zeitverlust war jedoch immens und konnte auch durch die folgenden Läuferinnen nicht mehr aufgeholt werden. Auf Platz elf platzten alle schwarz-rot-goldenen Medaillenträume.

Preuß musste schon einmal eine WM absagen

Die erste nennenswerte Verletzung ereilte Preuß dann in der Saison 2015/16.

Bereits beim Auftakt-Weltcup im schwedischen Östersund zog sich die Biathletin einen Haarriss im Steißbein zu, diagnostiziert wurde dieser jedoch erst rund um den Heim-Weltcup in Ruhpolding. Was folgte, war eine längere Pause.

Im Jahr darauf füllte sich ihre Krankenakte weiter – und wie! Gleich mehrere Erkrankungen ereilten die Biathletin, wodurch sie mehrere Weltcups verpasste.

Negativer Höhepunkt: Schon damals musste sie die WM in Hochfilzen absagen, weil sie nach einer erneuten Grippe körperlich noch nicht wieder fit war. Gegen Ende der Saison folgten eine Mandel- und Kehlkopfentzündung und eine Operation, die nach einer Nebenhöhlenentzündung nötig geworden war.

Erste Olympia-Medaille nach Drama

Mehr als nur schwierig war es für Preuß auch in der vergangenen Saison. Erst stürzte sie auf einer Treppe in einem französischen Hotel und verstauchte sich den linken Fuß, dann folgte ein positiver Coronatest.

Viele Wochen war die 28-Jährige in der Folge außer Gefecht gesetzt, wodurch es ihr nicht möglich war, rechtzeitig zu Olympia in Peking in Topform zu kommen. So blieben die Medaillenränge in den Einzel-Disziplinen in weiter Ferne.

Immerhin: Mit der Frauen-Staffel gelang der Sprung auf das Podest - die Bronzemedaille war dabei das erste olympische Edelmetall in Preuß' Karriere.

Nach weiteren Monaten voller gesundheitlicher Probleme und der vorzeitig abgebrochenen Saison steht für Preuß nun vor allem eines auf dem Programm: Erholung.

Rücktritt keine Option

Denn von einem möglichen Rücktritt will die Staffel-Weltmeisterin von 2015 trotz der immer wieder auftretenden Schwierigkeiten rein gar nichts wissen.

„Wenn ich meine Leistungssport-Karriere wieder auf Weltspitzenniveau fortsetzen möchte, und das will ich zu hundert Prozent, muss ich jetzt auf meinen Körper hören und alles daran setzen, endlich wieder richtig und dauerhaft gesund zu werden“, erklärte sie weiter.

Um sich mit Lebensgefährte und Ex-Biathlet Simon Schempp zur Ruhe zu setzen, ist es für Preuß noch zu früh.

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