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Dreßen verpasst Abfahrts-Medaille - Norweger jubeln

Thomas Dreßen wurde als Streif-Sieger zum Kreis der Favoriten gezählt

26 Tage nach seinem Sensationssieg in Kitzbühel hat Thomas Dreßen die Krönung seiner Traumsaison verpasst. Der 24-Jährige vom SC Mittenwald schlug sich auf der "Jeongseon Downhill" am Berg Gariwang beim Olympiasieg von Routinier Aksel Lund Svindal sehr achtbar, musste sich aber nach einer etwas zu braven Fahrt mit dem fünften Platz zufrieden geben.

Dreßen verfehlte damit die erhoffte erste deutsche Abfahrtsmedaille bei Olympia seit Wolfgang Bartels 1964 in Innsbruck (Bronze). (Zeitplan der Olympischen Spiele)

"Im Großen und Ganzen war die Fahrt okay, eine frechere Linie wäre drin gewesen. Die Enttäuschung ist schon groß, eine Medaille hatte ich mir schon vorgenommen. Aber ganz so schlecht habe ich mich nicht verkauft", sagte Dreßen, dem sechs Zehntelsekunden auf eine Medaille fehlten.

Sander verpasst Topzeit

Auch Andreas Sander verpasste als guter Zehnter eine Überraschung. "Mir hat etwas Grip auf dem Außenski gefehlt, das war technisch nicht ganz sauber. Es hat die letzte Entschlossenheit gefehlt", sagte er. Sepp Ferstl verpasste die Top 20.

Svindal erlöste derweil Norwegen von einem "Fluch", wie die einheimischen Zeitungen vor dem Rennen die Abfahrts-Durststrecke beschrieben hatten. Der Super-G-Olympiasieger von Vancouver 2010 und fünfmalige Weltmeister, schon 35 Jahre alt, holte das erste olympische Abfahrtsgold für sein Land überhaupt. Für ihn war es die Krönung einer grandiosen Karriere.

"Oben war ich nicht so richtig im Rhythmus, aber vom zweiten Sprung an bin ich um mein Leben gefahren", sagte Svindal. Silber holte sein Landsmann Kjetil Jansrud (+ 0,12 Sekunden) vor dem Schweizer Top-Favoriten Beat Feuz (+ 0,18). (Medaillenspiegel der Olympischen Spiele)

Österreicher um Mayer enttäuschen

Die bei Olympia erfolgsverwöhnten Österreicher enttäuschten. Bester vom Team Austria war Vincent Kriechmayer als Siebter, Sotschi-Sieger Matthias Mayer wurde Neunter.

Kitzbühel-Sieger Dreßen war bei strahlendem Sonnenschein und besten Bedingungen mit der Nummer eins auf die tückische Abfahrt gegangen, die am Sonntag noch wegen starken Windes verschoben worden war.

Die Eins hatte ihm zwei Tage zuvor bei der Kombinationsabfahrt, die er gewann, Glück gebracht. "Da wird das heute auch nicht schlecht sein", sagte er vor dem Rennen entspannt lächelnd - er sollte nicht ganz Recht behalten.

Das 1,88 m große Kraftpaket blieb kompakt, meisterte die vier Sprünge und zwei Traversen scheinbar spielerisch. Von Druck nach seinem Sieg auf der berühmtesten aller Weltcup-Abfahrten war nichts zu spüren. Dennoch: Es fehlten ein Schuss Aggressivität, ein wenig Speed.

Norweger rasen allen davon

Dreßen schien sich im Ziel unsicher zu sein, er wiegte den Kopf hin und her und zuckte leicht mit den Schultern. Danach begann das bange Warten. Mit Startnummer zwei blieb Manuel Osborne-Paradis (Kanada), der Sieger des ersten Trainings, klar hinter ihm, doch schon bei Startnummer drei war der Traum vorbei. Der Südtiroler Dominik Paris fuhr nicht fehlerlos, aber aggressiver und stieß Dreßen von der Spitze.

Spätestens bei Feuz' und Svindals Fahrten wurde klar: Dreßen war tatsächlich etwas zu brav gewesen. Der Schweizer Topfavorit raste in Kampflinie die Strecke hinunter - durfte aber auch nur kurz von Gold träumen, weil die Norweger Svindal und Jansrud schneller waren.

Jansrund raunte Svindal kurz nach dem Zieldurchlauf ein "Aksel, Du Sauhund!" entgegen. Wenig später, als klar war, dass es reichen würde, machte Svindal im Zielraum lachend Selfies mit Jansrud und Feuz.