Welche Entscheidung bei Nübels Berater für Unverständnis sorgt

Alexander Nübel kommt beim FC Bayern, wenig überraschend, kaum zum Zug. Im kommenden Sommer plant er eine Ausleihe. Die Unzufriedenheit hat Gründe.

Soccer Football - DFB Cup - FC Duren v Bayern Munich - Allianz Arena, Munich, Germany - October 15, 2020  Bayern Munich's Alexander Nubel in action  REUTERS / Andreas Gebert  DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video REUTERS/Andreas Gebert
Alexander Nübel denkt über einen Wechsel nach (Bild: REUTERS/Andreas Gebert)

Dass Alexander Nübel und sein Management über eine Ausleihe nachdenken, ist nicht neu. Dass es sein Berater nun erstmals ausspricht, hingegen schon.

Nübel-Berater Stefan Backs spricht im Kicker von einer "unbefriedigenden Situation". Sofern Nübel (Vertrag bis 2025) nicht auf mehr Spiele komme, müsse man "im Sommer über eine Ausleihe nachdenken".

Nübel kaum da und schon wieder weg? Höchstwahrscheinlich!

Denn der 24 Jahre alte Torhüter kommt bislang auf nur zwei Einsätze, obwohl ihm vor seinem Wechsel von den Verhandlungsführern um Sportvorstand Hasan Salihamidzic (damals Sportdirektor) Einsätze schriftlich garantiert wurden.

Zu wenig Spielzeit für Nübel

Bislang stand Nübel nur 180 Minuten auf dem Feld. 90 Minuten im DFB-Pokal gegen Fünftligist Düren (3:0) am 15. Oktober 2020. Seinen letzten Einsatz hatte er 47 Tage später in der Champions League gegen Atlético Madrid (1:1). Danach folgten keine Einsätze mehr. Fehler leistete er sich in beiden Auftritten nicht.

Nach SPORT1-Information sorgte vor allem eine Entscheidung von Hansi Flick beim Management von Nübel für Unverständnis: Dass Neuer anstelle von Nübel im unbedeutenden sechsten Gruppenspiel in der Königsklasse gegen Lok Moskau im Tor stand (2:0).

Die Bayern waren schon vor dem Spiel gegen Atlético für das Achtelfinale qualifiziert, weshalb sich Backs gefragt haben soll: Wenn nicht in diesem Spiel, wann soll Nübel sonst spielen?

Bis 2023: Darum bekam Salihamidzic einen Dreijahresvertrag

Eine weitere Möglichkeit wäre zumindest ein Einsatz bei der Klub-WM in Katar gewesen. Allerdings zog sich Nübel im Training Anfang Februar einen Syndesmosebandanriss zu und verpasste acht Pflichtspiele der Bayern.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich der gebürtige Paderborner derzeit keine berechtigten Hoffnungen auf viele weitere Einsätze in dieser Saison machen kann.

In der Bundesliga bahnt sich an, dass die Bayern bis zum Schluss um die Meisterschaft kämpfen müssen. Derzeit beträgt der Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig nur zwei Punkte.

In der Champions League will Neuer immer auflaufen, obwohl die Münchner durch das 4:1 bei Lazio Rom das Viertelfinal-Ticket so gut wie sicher in der Tasche haben. In der Königsklasse warten aber nur noch Endspiele, und Flick ist kein Freund von Experimenten. Im DFB-Pokal sind die Münchner ausgeschieden.

Weit weg von Einsatzgarantie

Die Sport Bild berichtete nach der SPORT1-Enthüllung von 15 Spielen, die Nübel zugesagt worden sind. Der Kicker schreibt von zehn Spielen. Klar ist: Von dieser Anzahl wird der Ex-Schalker am Saisonende weit entfernt sein, sofern Neuer topfit bleibt.

Für Nübel spricht, dass er sich mit seinem Reservisten-Status anscheinend nicht zufrieden gibt, denn sein Berater Backs wird auch im Namen seines Klienten sprechen, indem er mit einer Leihe droht. AS Monaco mit Cheftrainer Niko Kovac soll Interesse haben.

Dennoch: In München und im Trainingsalltag der Bayern fühlt sich der Neuzugang wohl und kniet sich voll rein. In der Mannschaft genießt er durch seine ruhige und fokussierte Art Ansehen.

Die Bayern-Bosse wissen um die Unzufriedenheit von Backs, der mit Salihamidzic regelmäßig in Kontakt steht und ihn vor Kurzem an der Säbener Straße besucht hat.

Neue Nummer zwei gesucht

Deshalb müssen sich Salihamidzic und Kaderplaner Marco Neppe, neben vielen anderen Kader-Baustellen, anscheinend auch damit beschäftigen, zur neuen Saison einen adäquaten Ersatz für Neuer zu verpflichten, sofern sich Nübel wirklich ausleihen lassen sollte.

Bayern-Supertalent: Beidfüßigkeit ist meine größte Waffe

Der Vertrag von Ron-Torben Hoffmann, der aktuellen Nummer drei, läuft 2021 aus. Er hatte schon vergangenen Sommer vor zu wechseln. Christian Früchtl, dessen Leihe in Nürnberg völlig in die Hose ging und der im Sommer zurückkehren wird, wird nicht vor Selbstvertrauen strotzen.

Ortegas Vertrag läuft bis 2022

Gut möglich, dass die Bayern die Situation von Stefan Ortega im Blick haben. Der Vertrag des soliden Schlussmanns von Arminia Bielefeld läuft 2022 aus.

Über die Rolle als mögliche Nummer zwei beim FC Bayern sagte die 28 Jahre alte Nummer eins vor Kurzem im SPORT1-Interview: "Für mich wird die Spielpraxis am wichtigsten bleiben, denn ich habe viel zu viel Lust am Spielen. Aber klar ist auch, dass der FC Bayern eine andere Kragenweite ist. Dort erlebt man Sachen, die man im Normalfall woanders nicht erlebt."

Über den Wechsel von Nübel sagte er: "Ich wäre an seiner Stelle aber auf Schalke geblieben. Er war Kapitän und hätte dort die Möglichkeit gehabt, zu spielen. Trotzdem kann man ihm diese Entscheidung nicht verübeln, denn der FC Bayern ist der größte Verein in Deutschland."

Treffender kann man es wohl kaum formulieren. Nübels Karten werden trotzdem neu gemischt.

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