Droht der NFL ein Impfchaos?

Droht der NFL ein Impfchaos?

Das Thema Corona-Impfung ist eines der Hauptdiskussionsthemen vor der neuen NFL-Saison.

Während geimpfte Spieler weitgehend zur Normalität zurückkehren können, sieht das für Ungeimpfte komplett anders aus. Vor wenigen Wochen veröffentliche die Liga die neuen, heiß diskutierten Regeln. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

Konkret heißt das: Für Profis, die nicht gegen COVID-19 geimpft sind, gelten größtenteils die Vorgaben aus der Vorsaison. Sie dürfen beispielsweise das Hotel bei Auswärtsspielen nicht verlassen. Außerdem dürfen sie nicht mit ihren Mitspielern essen. Nach einer Risikobegegnung müssen sie zudem in Quarantäne.

NFL will ungeimpfte Spieler hart bestrafen

Auch sollen ungeimpfte Spieler bei Vergehen hart bestraft werden, wie ein Liga-Verantwortlicher ESPN bestätigte. Schon der kleinste Verstoß gegen das Corona-Protokoll, wie zum Beispiel das fehlende Tragen einer Maske am Trainingsplatz, führt demnach zu einer Strafe von 14.650 US-Dollar.

Unter den Spielern sorgten die beschlossenen Regeln für jede Menge Kritik. „Das ist verrückt. Haben wir Spieler dafür abgestimmt?“, kritisierte Cole Beasley, Wide Receiver der Buffalo Bills, die Beschlüsse.

Ziel dieser Maßnahmen? Die NFL will die Impfquote hochtreiben. Bisher sollen über 75 Prozent der Spieler mindestens eine Impfung erhalten haben. Für sie ist diese aber weiter nicht verpflichtend.

Vikings und Patriots ziehen Konsequenzen

Beim Staff sieht die Sache etwas anders aus. Im Sommer veröffentlichte die Liga ein Memo, das jedem Mitarbeiter der Stufe 1 und 2 eine Impfung vorschreibt. Ausnahme bilden medizinische oder religiöse Gründe. Auch Trainer fallen unter diese Kategorie. Nur Stufe-1-Mitarbeiter dürfen direkten Kontakt zu den Spielern haben.

Diese Regelung sorgte bereits bei mehreren Teams für personelle Konsequenzen. So müssen die Minnesota Vikings in der kommenden Saison auf Rick Dennison als Offense-Line-Coach verzichten. Phil Rauscher übernimmt diesen Posten. Dennison wird als Berater fungieren, aber eben ohne direkten Spielerkontakt.

Beeinflusst Impf-Thematik den Meisterkampf?

Auch Cole Popovich wird aus diesen Gründen nicht mehr zum Trainerteam der New England Patriots gehören. Der 36-Jährige fungierte als Co-Offensive-Line-Coach.

Doch das ist noch längst nicht alles. In der vergangenen Woche verkündete die NFL eine Regelung, die die neue Saison komplett ins Chaos stürzen könnte.

Die Liga informierte die Klubs, dass ein Corona-Ausbruch unter ungeimpften Spielern, der zu einer Spielabsage führt, in einer Niederlage münden könnte. Schon in der vergangenen Spielzeit waren einige Spiele aufgrund einzelner Corona-Fälle verschoben worden.

Doch das ist aufgrund des eng getakteten Zeitplans nicht immer möglich. Die am 9. September beginnende Saison soll innerhalb des geplanten Zeitraums beendet werden – notfalls auch mit kampflosen Niederlagen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)

Diese Regel könnte den Titelkampf maßgeblich beeinflussen. Zwar hat jedes Team in der kommenden Saison 17 statt bisher 16 Spiele in der Regular Season, eine Niederlage kann dennoch über den Playoff-Einzug entscheiden.

Auch finanziell hätte eine Absage Folgen. Sollte ein Spiel ausfallen, bekommt kein Spieler ein Gehalt. Das gilt auch für das Team, das unschuldig an dem Ausfall wäre. Für angefallene Kosten soll das Verursacherteam aufkommen.

Bei geimpften Infizierten will die Liga anders vorgehen. „Wenn ein Verein aufgrund eines Corona-Ausbruchs bei geimpften Personen nicht spielen kann, werden wir versuchen, die wettbewerbliche und wirtschaftliche Belastung beider teilnehmenden Mannschaften zu minimieren“, heißt es in dem Schreiben.

Hopkins äußert Kritik

Bei den Impfskeptikern und -gegnern sorgt dieser Beschluss für massive Kritik. DeAndre Hopkins, immerhin bestbezahlter Receiver der Liga, stellte daraufhin sogar öffentlich seine Karriere infrage. „Ich dachte nie, dass ich das sagen würden“, twitterte der Wide Receiver der Arizona Cardinals.

„Aber dass ich den Erfolg meines Teams gefährden würde, weil ich mich nicht an der Impfung beteiligen würde, lässt mich meine Zukunft in der NFL hinterfragen.“ Kurz nach Veröffentlichung löschte er den Post wieder und schrieb kryptisch: „Freiheit“?

„Ich kenne zwei Leute, die geimpft worden sind und trotzdem später positiv auf Covid waren“, schrieb Defensiv-Star Jalen Ramsey (Los Angeles Rams). „Impfen. Ich kann das nicht“, twitterte Leonard Fournette, Running Back der Tampa Bay Buccaneers, entfernte den Tweet später aber ebenfalls.

Steelers mit kurioser Maßnahme

Die Pittsburgh Steelers reagierten offenbar bereits mit einer kuriosen Maßnahme. Ungeimpfte sollen während der Trainingseinheiten mit einem besonderen Armbändchen gekennzeichnet werden. Wie ProFootballTalk berichtet, müssen die betroffenen Spieler den Team-Farben nach gelbe Bänder am Handgelenk tragen.

Headcoach Mike Tomlin will möglichst jeden Spieler impfen lassen. Bei einer Impfquote von über 85 Prozent profitiert ein Team von weiteren Lockerungen, zum Beispiel im Trainingsalltag.

Möglicherweise entwickelt sich daraus ein Trend. Teams könnten ihre Spieler mit solchen Maßnahmen zu einer Impfung drängen. Unter den Impfunwilligen dürfte das für weitere Verstimmungen sorgen.

Noch rund sechs Wochen verbleiben Spielern und Teams, sich auf die neuen Regeln einzustellen. Das Thema Impfung dürfte weiterhin präsent bleiben. Und auch weiter diskutiert werden.