“Es ist echt cool, dass jemand diesen Wechsel wieder gewagt hat“

Die neue Biathlon-Saison ist nicht mehr weit entfernt - und auch in diesem Winter können sich die Fans auf einige neue Gesichter im Weltcup freuen.

Die Kombinationssportart aus Skilanglauf und Schießen stößt nicht nur beim Publikum auf besonderes Interesse, sondern zieht auch Athletinnen an, die sich als Quereinsteiger versuchen wollen. (NEWS: Alles zum Biathlon)

Genauer gesagt ist seit Jahren der Trend zu beobachten, dass einzelne Akteure aus dem Skilanglauf zum Biathlon wechseln.

Dass sich dieser Schritt auszahlen kann, stellte zuletzt Denise Herrmann-Wick eindrucksvoll unter Beweis. Mit ihrer Goldmedaille im Biathlon-Einzel bei den Olympischen Spielen in Peking 2022 feierte die ehemalige Langläuferin den größten Triumph ihrer Karriere.

Herrmann-Wick freut Wechsel von Langlauf-Star Lampic

Im April 2016 hatte Herrmann-Wick ihren Abschied vom Langlauf verkündet. Gleiches tat in diesem Jahr unter anderem die slowenische Star-Langläuferin Anamarija Lampic.

Die 27-Jährige fasste im Frühjahr den überraschenden Entschluss, ab sofort als Biathletin an den Start gehen zu wollen. „Es ist echt cool, dass jemand diesen Wechsel wieder gewagt hat“, freute sich Herrmann-Wick auf SPORT1-Nachfrage über die Entscheidung von Lampic.

Dabei konnte sich die Langlauf-Karriere der Slowenin mit WM-Silber und zweimal WM-Bronze sehr wohl sehen lassen. Zudem wäre Lampic auch bei der in weniger als einem Jahr stattfindenden Heim-Weltmeisterschaft in Planica eine der Mitfavoritinnen auf einen Podiumsplatz gewesen.

„Sie ist in einer kleineren Nation, aber ich bin gespannt, sie zum ersten Mal zu sehen“, sagte Hermann-Wick über ihre neue zukünftige Kontrahentin.

Schon Kati Wilhelm verließ den Langlauf

Als Grund für ihren Neuanfang im Biathlon gab Lampic an, dass sie im Langlauf alles erreicht habe, „was ich erreichen konnte“. Das ist keine neue Entwicklung im Wintersport: Immer wieder vollziehen vor allem die erfolgreichen Langläuferinnen diesen Schritt.

Schon im Jahr 1999 zog es Kati Wilhelm nach einem fünften Platz mit der Skilanglauf-Staffel bei den Olympischen Winterspielen in Nagano als Quereinsteigerin zum Biathlon – sie wurde in der Folge eine der erfolgreichsten deutschen Athletinnen aller Zeiten. Dreimal Olympiagold, fünf WM-Titel – für Wilhelm hatte sich der Wechsel mehr als nur ausgezahlt.

Auch Vanessa Hinz, die derzeit noch im Weltcup läuft, wechselte in jungen Jahren vom Skilanglauf zum deutschen Biathlon-Team. (SERVICE: Weltcup-Kalender Biathlon)

Dass es nach dem Wechsel jedoch zunächst etwas Eingewöhnungszeit gebrauchen kann, demonstrierte Herrmann-Wick. Bereits in den ersten Saisons konnte sie vom läuferischen Niveau her mit der Konkurrenz mithalten, doch die mittlerweile 33-Jährige hatte zunächst immer wieder am Schießstand das Nachsehen.

Herrmann-Wick: Das sind „die schönsten“ Jahre

Dennoch sind laut Herrmann-Wick die ersten Jahre nach der Umschulung zur Biathletin „die schönsten“, wie sie verriet. „Da ist man noch nicht ganz in diesem Strudel drin. Das ist eine schöne Zeit. Da kann man nur lernen und wenig verlieren“, führte Herrmann-Wick aus.

Das zeigt auch der Werdegang von Stina Nilsson. Die 29-Jährige wechselte zur Saison 2020/21 zum Biathlon und gehörte zwar direkt zur A-Mannschaft Schwedens, nennenswerte Erfolge blieben jedoch zunächst aus.

Doch Nilsson konnte sich in Ruhe entwickeln und am 5. März 2022 war es schließlich so weit: Die Langlauf-Sprint-Olympiasiegerin von Pyeongchang 2018 stand erstmals im Biathlon als Dritte auf dem Podest.

„Stina traue ich viel zu. Sie hat letztes Jahr schon mal durchblicken lassen, was sie zu leisten imstande ist“, lobte auch Herrmann-Wick und hob die Arbeit des schwedischen Teams hervor: „Sie hat natürlich auch ein starkes Team. Es ist sehr wichtig, ein starkes Team um sich herum zu haben, um sich zu entwickeln.“

Das nächste deutsche Erfolgsbeispiel?

Mit Antonia Horn wagt zur neuen Saison auch eine weitere deutsche Starterin den Sprung zum Biathlon. Seit 2016 lief die 25-Jährige im Langlauf-Weltcup.

Im September bei den Deutschen Meisterschaften in Oberhof feierte Horn ihr Biathlon-Debüt. Dort lief sie im Sprint auf den 21. Platz und konnte sich in der Verfolgung auf Rang 13 verbessern.

Und wer weiß, vielleicht gelingen ihr in Zukunft auch die großen Erfolge im Biathlon - Herrmann-Wick hat es schließlich vorgemacht.