Hier ist echter Hass gewachsen

Hallo, liebe F1-Fans! Geil, dass Singapur wieder dabei ist!

Und gleich vorweg: Ich halte die Verschiebung des Rennstarts für absolut richtig. Stehendes Wasser, und damit Aquaplaning, auf einer Strecke ohne Auslaufzonen, geht gar nicht. Die Verhinderung eines Crash-Festivals hat oberste Priorität. Vor allem angesichts der Budget-Deckelung ist das ganz wichtig für die Teams. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Die Bilder vom Marina Bay Street Circuit und der Finanzmetropole bei Nacht sind einfach klasse. Für die Fahrer ist die Hoppelpiste mit ihren massiven Bodenwellen und der hohen Luftfeuchtigkeit, die gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, die wahrscheinlich härteste Belastung der gesamten Saison.

Nichts für Weicheier! Es ist ein permanenter Ritt auf der Rasierklinge, an dem Esteban Ocon im Qualifying scheiterte, er wurde frühzeitig abgeworfen.

Ohrfeige für Renault

Für Alpine ist Singapur generell ein Horrortrip, im Rennen scheiden sowohl Ocon, als auch sein Teamkollege Fernando Alonso aus, weil an beiden Karren den Motoren die Luft ausgeht.

Keine Werbung für Renault! In der Konstrukteurs-Wertung fallen die Franzosen damit hinter McLaren auf Platz fünf zurück. Eine satte Ohrfeige im Kampf um die Bonus-Millionen. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

Apropos Bonus: Die Vertragsverlängerung für Yuki Tsunoda bei Alpha Tauri entpuppt sich zunehmend als solchen für den Japaner. Er hat sich verbessert, keine Frage, aber die Entwicklungsschritte sind gerade nicht wirklich üppig. Seinen letzten WM-Punkt hat er im Mai in Barcelona eingefahren. In Singapur scheitert er wegen schlagartigen Talentverlust in der Barriere.

Latifi überfordert! Williams sehnt Saisonende herbei

Die zwei Williams-Kutscher sehen die Zielflagge ebenfalls nicht. Nicholas Latifis Aus in der Formel 1 überrascht niemanden mehr, wie er Guanyu Zhou in die Mauer drückt, zeigt eindeutig, wie überfordert er ist.

Alex Albons Comeback nach Blinddarmentzündung verläuft enttäuschend. Für die ehemalige Kult-Truppe aus England kann das Saisonende nicht schnell genug kommen.

Mit dem FW44 werden die letzten Rennen des Jahres wohl zum Dauerbesuch am Watschenbaum. Zwölf Rennen ohne Punkte, insgesamt nur sechs Zähler auf dem Konto, die rote Laterne als Tabellenletzter werden sie eh nicht mehr los. Der Blick kann nur nach auf 2023 gehen.

Alfa Romeo schwächelt - Aston Martin klettert in Teamwertung

Das gilt auch für Alfa Romeo. Valtteri Bottas hat in den ersten zehn Rennen 46 Punkte geholt. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Seit dem Doppelausfall in Silverstone geht gar nichts mehr. Ein einziger Punkt, eingefahren von Zhou zuletzt in Monza, ist die magere Ausbeute aus den zurückliegenden acht Grand Prix.

Auch aufgrund akuten Personalmangels kommt die Sauber-Truppe, die immer noch hinter Alfa Romeo steht, nicht mit dem Entwicklungs-Tempo der anderen Teams mit.

Für Bottas und Zhou ein Gefühl, als ob sie im Rückwärtsgang fahren müssen. Die Top-10-Plätze verschwinden zunehmend am Horizont, im Tunnel wird‘s für beide immer dunkler.

Vettel und Stroll punkten

Hell leuchten die Ergebnisse von Sebastian Vettel und Lance Stroll für Aston Martin. Beide holen Punkte, Stroll fährt bestes Resultat in der laufenden Saison ein und das Team macht zwei Plätze in der Konstrukteurswertung gut. TOP!

Ferrari mit beiden Fahrzeugen auf dem Podium, zum ersten Mal seit Miami im Mai. Trotz sich wiederholender Fehler, wie der verpatzte Boxenstopp von Leclerc, hat man die Position gegenüber Mercedes damit klar verteidigt. Ein solides Wochenende.

Wenn Leclerc Weltmeister werden will ...

Charles Leclerc wird allerdings mit Zweifeln abgereist sein. Denn zum siebten Mal in Folge kann der Monegasse eine Pole nicht in einen Sieg ummünzen.

Das schlägt schwer aufs Gemüt. Wenn er irgendwann mal Weltmeister werden will, muss er das in den Griff kriegen. Und dass er dicht hinter Sergio Pérez fahrend trotz DRS-Nutzung nicht am Red Bull des Mexikaners vorbeikommt, lässt auch Fragen offen.

Klar ist, dass der Red Bull in den langsamen Kurven deutlich schneller ist als der Ferrari. In Suzuka gibt es davon wenig, aber Ferrari hat dort seit 2004 nicht mehr gewonnen!

Mercedes verliert 31 Punkte auf Ferrari

Bei Mercedes freut man sich auf Japan, denn seit 2014 hat die Truppe von Toto Wolff dort stets triumphiert. Singapur ist dagegen keine Reise wert gewesen. George Russell bekommt diesmal nicht viel auf die Reihe, schießt beinahe sogar Mick Schumacher aus dem Rennen.

Sein Teamkollege Lewis Hamilton bringt nach kapitalen Fahrfehlern nur lahme zwei Punkte nach Hause.

Gegenüber Ferrari verliert man im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung satte 31 Punkte. Bleibt nur die Freude über Motoren-Kunde McLaren. Durch einen Mercedes-Antrieb befeuert landen Lando Norris und Daniel Ricciardo auf Platz vier und fünf. Bockstark, weil der Honigdachs aus Australien von Startplatz 16 kommt.

Zur Stelle zu sein, wenn andere straucheln und Fehler machen, ist eine echte Qualität! Wird ihm aber leider für 2023 auch kein Cockpit bringen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Verstappen wie in wildesten Anfangstagen

Wie extrem hart alle am Limit agieren, zeigt der Kalkulationsfehler von Red Bull im Qualifying, der Verstappen wohl die Pole gekostet hat. Aufgrund des achten Startplatzes dann auch gleich das Rennen.

Es ist nicht Verstappens beste Saisonleistung, er zeigt Einlagen wie zu seinen wildesten Anfangstagen. Geschenkt. Aus dem vorzeitigen WM-Titelgewinn für den Niederländer ist nichts geworden.

Motorenpartner Honda wird es eh lieber sein, wenn er den im kommenden Rennen in Suzuka einfährt. Dort hat Verstappen übrigens seine allererste F1-Session erlebt mit einem Freien Training für Toro Rosso.

Der Sieg von Pérez in Singapur trotz Vergehen hinter dem Saftey Car ist ein tolles Trostpflaster für Red Bull, das allerdings stark unter der Budget-Obergrenzen-Debatte leidet.

Ferrari und Mercedes fordern hohe Strafen für Red Bull

Das Weltmeister-Team soll massiv über dem Budget-Deckel agiert haben. Die Konkurrenz fordert harte Strafen.

Die Debatten sind emotionsgeladen, werden mit scharfer Zunge geführt. Dabei ist klar zu spüren, dass aus dem Konkurrenzverhältnis zwischen Mercedes und Red Bull echter Hass aufeinander gewachsen ist. Es wird sogar über eine Aberkennung des WM-Titels von Verstappen diskutiert.

Eine Entscheidung darüber soll schon bald bekannt gegeben werden. Aktuell gibt es Gerüchte, dass Red Bull relativ billig davonkommt. (BERICHT: Milde Strafe für Red Bull?)

Sollte es aber doch so weit kommen, dass Verstappen der WM-Titel aberkannt wird, stünde Red Bull als Betrüger abgestempelt da. Ein herber Image-Verlust.

Der gesundheitlich schwer angeschlagene Teambesitzer Dietrich Mateschitz könnte aus Enttäuschung darüber den Stöpsel aus der Wanne ziehen, was ein echtes Erdbeben in der Formel 1 auslösen würde. (NEWS: Ist sie die Schlüsselfigur im Skandal?)

Denn davon wäre dann auch Alpha Tauri betroffen. Ein Worst-Case-Szenario. Aber das muss ja nicht so kommen. Warten wir die Entscheidung der FIA ab.

PEDAL TO THE METAL, Ihr Peter Kohl

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