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Effenberg: Darum rate ich Alaba zum Bayern-Abgang

Liebe Fußball-Freunde,

Glückwusch an den FC Bayern München zum Sieg im DFB-Pokal. Glückwunsch auch an Trainer Hansi Flick. Er hat bestätigt, dass er die Mannschaft absolut im Griff hat.

Für den Aufschwung und die jüngste Erfolgsserie sehe ich zwei elementare Gründe. Robert Lewandowski kam durch die Corona-Pause hundertprozentig fit wieder zurück. Außerdem hat Flick gewisse Dinge in der Mannschaft verschoben.

Er hat David Alaba in die Innenverteidigung genommen und ihm das Vertrauen gegeben. Er hat Alphonso Davies auf die linke Außenbahn gestellt und Joshua Kimmich auf die Sechs nach innen gezogen. Das waren die Schlüssel für die Meisterschaft.

Doch jetzt kommt die Champions League. Und die ist ein anderes Kaliber. Wenn es im August weitergeht, sind andere Mannschaften in Spanien, England und Italien im Rhythmus, die Bayern nicht. Mir als Spieler wäre es nicht recht, drei, vier Wochen herunterzufahren. Und sie werden runterfahren. Wenn sie danach gegen Teams wie Juventus Turin oder Atlético Madrid spielen müssen, kann das unangenehm werden.

Guardiola-Zeit als warnendes Beispiel

Nicht vergessen sollte man dabei die Zeit unter Pep Guardiola: Als die Saison im März schon gelaufen war, fehlte in der Bundesliga die Spannung. Hintenraus haben sie es nicht mehr geschafft, die Champions League in Angriff zu nehmen.

Personell rüsten sich die Bayern für die Zukunft. Leroy Sané, dessen Verpflichtung die Bayern am Donnerstag perfekt machten, ist ein herausragender Spieler. Die Bayern bestätigen ja, dass es ihr Königstransfer ist. Doch darf man jetzt aber auch nicht zu viel Druck auf seinen Schultern abladen. Denn er braucht nach seiner schweren Verletzung Zeit, um wieder bei 100 Prozent zu sein. Ich freue mich auf den Jungen.

Doch mindestens genauso spannend ist die Frage, welche Spiele den Rekordmeister im Sommer verlassen werden. Ich frage mich, was aus Spielern wie Alaba, Philippe Coutinho, Jerôme Boateng und Thiago wird.

Ein Thiago muss bei Bayern spielen, keine Frage. Als Backup sehe ich eher Javí Martínez oder Corentin Tolisso, sofern diese in München bleiben. Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass bei Thiago das Vertrauen im Verein so groß ist.

Einen enormen Stellenwert bei Flick hat Alaba. Der ist jetzt aber in einem Alter, in dem er sich entscheiden muss: Suche ich mir noch einmal eine neue Herausforderung bei Barcelona oder in England? Oder bleibe ich bei dem Verein, der mich ausgebildet hat und schreibe da Geschichte?

Ich persönlich wäre eher für die neue Herausforderung, ich würde etwas Neues sehen wollen. Denn wenn er jetzt noch mal für drei, vier Jahre unterschreibt, ist es zu spät für einen Wechsel ins Ausland.

Havertz sollte in Leverkusen bleiben

Karl-Heinz Rummenigge hat im SPORT1-Interview gesagt, dass ein Transfer von Kai Havertz zu den Bayern in diesem Sommer nicht darstellbar ist. Für seine Entwicklung muss Havertz aus meiner Sicht noch ein Jahr in Leverkusen bleiben. Dort hat er das Vertrauen, das er in einem anderen Klub noch nicht hat. Man darf nicht vergessen, dass seine Hinrunde nicht berauschend war.

Wenig berauschend war auch die Rückrunde von Schalke 04. Auch die finanzielle Situation ist schwierig. Schalke wird es aufgrund der finanziellen Situation in Zukunft unwahrscheinlich schwer haben, gestandene Topspieler zu holen. Die Spieler und Berater sehen ja auch, dass es leider Gottes auf Schalke viele Baustellen gibt.

Ich würde es sympathisch finden, wenn Schalke auf junge Spieler setzt. Natürlich braucht man auch eine Achse aus erfahrenen Spielern, um die Liga zu halten. Denn es besteht die Gefahr, dass es in den nächsten Jahren gegen den Abstieg geht.

Euer
Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 bildet der 51-Jährige mit Marcel Reif und Reinhold Beckmann das feste Experten-Team des CHECK24 Doppelpass.