Effenberg: "Löw hat nur einen Fehler gemacht"

Effenberg: "Löw hat nur einen Fehler gemacht"
Effenberg: "Löw hat nur einen Fehler gemacht"

Stefan Effenberg spricht nach dem Achtelfinalaus der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2021 Klartext.

Der SPORT1-Experte bewertet in seiner Kolumne für t-online das Turnier der DFB-Elf. Sein Fazit: "Es war in diesem Jahr und mit dieser Mannschaft einfach nicht mehr drin." Der 52-Jährige begründet seine Aussage mit einem "Qualitätsproblem".

Er erklärte: "Natürlich haben elf Spieler aus dem Kader in den letzten Jahren mit dem FC Bayern oder nun mit Chelsea die Champions League gewonnen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sie nicht alle die tragenden Säulen ihrer Mannschaft waren." Als Beispiele führte Effenberg Kai Havertz und Timo Werner an, die bei Chelsea nicht zum unumstrittenen Stammpersonal gehörten – auch wenn Havertz das entscheidende Tor im Champions-League-Finale gegen Manchester City gelungen war. (Alles Wichtige zur Fußball-EM 2021)

"Löw hat nahezu alles aus der Mannschaft herausgeholt"

Auch ein Thomas Müller habe bei der DFB-Elf eine andere Rolle als beim FC Bayern München. "Er hat mit Robert Lewandowski einen Mittelstürmer, der die Räume zu nutzen weiß, die Müller reißt." Effenberg kam daher zu dem Schluss: "Löw hat aus dieser Mannschaft nahezu alles rausgeholt und nur einen klaren Fehler gemacht."

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Dieser sei gewesen, Jamal Musiala bei der 0:2-Niederlage gegen England im Achtelfinale nicht früher eingewechselt zu haben. "Musiala hätte mit seiner Unbekümmertheit noch etwas bewegen können", schrieb Effenberg. Der 18 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC Bayern wurde erst in der Nachspielzeit eingewechselt.

Löw ist für Effenberg dennoch ein Held. "Er hat mit dem Weltmeistertitel 2014 etwas Außergewöhnliches geschaffen und die deutsche Mannschaft zuvor bei jedem Turnier ins Halbfinale geführt. Natürlich bleibt bei den meisten erstmal die jüngere Vergangenheit im Kopf. Ich hoffe aber, dass es den Leuten gelingt, das richtig einzuordnen."

Das größte Problem der DFB-Elf könne derweil auch Löw-Nachfolger Hansi Flick nicht lösen. "Uns fehlen Mittelstürmer", erklärte der Effenberg. Der Ex-Nationalspieler sieht dabei aber DFB und Vereine in der Pflicht, solche künftig wieder auszubilden.

Effenberg: Das wird Flicks größte Aufgabe

"Die größte Aufgabe für Hansi Flick wird es nun, den Kader zu filtern, viele Gespräche zu führen und zu schauen, wen er für den Neuaufbau braucht – und wer überhaupt gewillt ist, den Weg mitzugehen". Joshua Kimmich müsse künftig im Mittelfeld spielen, Jamal Musiala an einen Stammplatz herangeführt werden.

Effenberg erwartet allerdings auch ein klares Durchgreifen des neuen Bundestrainers: "Flick wird auch Karrieren in der Nationalmannschaft von sich aus beenden müssen. Ob die von Leroy Sané, Timo Werner, Serge Gnabry oder anderen Spielern – die gesamte Offensive ist zumindest auf dem Prüfstand, nachdem die Torausbeute und Performance bei dem Turnier sehr überschaubar war."

Manuel Neuer, Toni Kroos, Mats Hummels und Thomas Müller sollten aus Sicht von Effenberg weitermachen, wenn sie das denn wollen. "Insbesondere bei Müller gibt es aus seiner Sicht auch zwei Argumente, die für einen Rücktritt sprechen." Das sei auf der einen Seite die Belastung – auf der anderen Seite das Fehlen eines Sturmpartners, wie es Robert Lewandowski beim FC Bayern ist.

DFB-Präsident? Effenberg plädiert für Matthäus

"Müller kann seine Stärken in der Nationalelf nicht optimal ausspielen und wird im zunehmenden Alter zudem mit der Belastung zu kämpfen haben. Er kann natürlich nur selbst entscheiden, ob er daraus die Konsequenzen zieht", erklärte Effenberg. Der 31-Jährige habe in der Vergangenheit davon profitiert, nicht der Belastung durch die Länderspiele ausgesetzt gewesen zu sein.

Wichtig ist für Effenberg vor allem eins: "Entscheidend ist, dass das Leistungsprinzip wieder gilt – ohne Wenn und Aber. Denn das hat Löw teilweise außer Kraft gesetzt." Den Weltmeistertitel bei der WM 2022 in Katar hält Effenberg für unrealistisch. "Das Ziel sollte sein, bei der Europameisterschaft 2024 wieder durchzustarten und den Titel ins Visier zu nehmen." Die EM 2024 findet in Deutschland statt.

Allerdings sollte laut Effenberg nicht nur die Nationalmannschaft einen Neustart wagen. "Der Neustart mit Flick muss auch ein Neustart für den ganzen DFB sein." Der größte Sportverband der Welt habe kein gutes Bild abgegeben, indem er ohne einen echten Präsidenten in die Europameisterschaft gegangen sei, sondern nur mit einer Interimslösung. "Diese Baustelle sollten die Verantwortlichen schleunigst schließen."

Es gebe weiterhin kaum Kandidaten, die dafür in Frage kommen. Effenberg macht sich daher für einen ehemaligen Teamkollegen beim FC Bayern München stark. "Deshalb sollte sich der Verband aus meiner Sicht dringend mit Lothar Matthäus beschäftigen. Mehr Kompetenz bekommt er nicht."

Es brauche jetzt einen Chef an der Spitze, der die nächsten Aufgaben angehen und den DFB wieder in ein besseres Licht rücken kann. Für Effenberg ist klar: "Matthäus ist der perfekte DFB-Präsident."

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