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"Kann mir doch keiner erzählen": Nübel erhitzt die Gemüter

Hat Alexander Nübel einen Fehler gemacht? Der Wechsel des Torhüters zum FC Bayern zur kommenden Saison beschäftigt Fußball-Deutschland. Wieso gibt der Kapitän des FC Schalke 04 seinen Stammplatz auf, um sich mit 23 Jahren hinter Manuel Neuer auf die Bank zu setzen?

Ein Grund könnte das schriftliche Versprechen sein, das SPORT1 am Freitag enthüllte. Die Münchner haben Nübel Einsätze garantiert, laut SportBild soll Sportdirektor Hasan Salihamidzic Neuer gebeten haben, auf 15 Spiele zu verzichten.

"Ich stelle mir das spannend für den Trainer vor. Der stellt ja die Mannschaft auf. Muss der jetzt immer vorher recherchieren, wer eine Einsatzgarantie hat?", fragte Thomas Berthold am Sonntag nicht ohne Ironie im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.

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Aus Sicht des Weltmeisters von 1990 haben die Münchner mit der Verpflichtung des Keepers dennoch alles richtig gemacht. "Vielleicht war Oli Kahn schon eingebunden und wenn du so einen Torwart mit so einem Potenzial bekommen kannst, hat der Klub erst einmal alles richtig gemacht", argumentierte der ehemalige Bayern-Spieler. "Und der Spieler muss den Wettbewerb ja auch annehmen. Er weiß, wo er hinkommt."

Effenberg hinterfragt Nübel-Entscheidung

Dessen ist sich Stefan Effenberg nicht so sicher. "In meinen Augen ist Manuel Neuer wenn er hundert Prozent fit und leistungsfähig ist, die unantastbare Nummer eins bei Bayern München und nach wie vor auch in der Nationalmannschaft. Die Frage ist: Tut sich Nübel einen Gefallen damit?", fragt sich der SPORT1-Experte und liefert die Antwort direkt mit:

"Auch wenn er 15 Spiele im Jahr garantiert bekommt, für seine Entwicklung muss der Junge doch Woche für Woche spielen. Es kann mir doch keiner erzählen, dass 15 Spiele in einem Jahr reichen, um sich weiterzuentwickeln. Wenn er sich nicht ausleihen lässt, hat er aus meiner Sicht definitiv die falsche Entscheidung getroffen."

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Bayern-Kader macht Effenberg Sorgen

Allerdings hat der FC Bayern laut Effenberg derzeit ganz andere Probleme. Die Münchner kehrten mit einigen Sorgen aus dem Trainingslager in Doha zurück. Verletzungssorgen, gerade auf der offensiven Außenbahn, trübten die Stimmung beim Rekordmeister.

Kingsley Coman (Reha nach Kapseleinriss im linken Knie) wird sicher und Serge Gnabry (Achillessehne) wahrscheinlich zum Rückrundenauftakt bei Hertha BSC ausfallen. Ivan Perisic verbleibt als einzig gelernter Flügelspieler, die Alternativlösungen Philippe Coutinho und Thomas Müller fühlen sich in der Mittelfeldzentrale wohler.

Bayern-Trainer Hansi Flick forderte bereits öffentlich Verstärkungen. "Es ist eine sehr angespannte Situation, sonst hätte Hansi Flick das nicht gesagt", pflichtet Effenbergdem FCB-Coach bei: "Sie brauchen unbedingt Verstärkung. Er baut in gewisser Weise schon vor. Falls die Saison nicht positiv laufen sollte. Es ist ein Ausrufezeichen, was er gesagt hat."

Effenberg: Markt gibt nichts her

Doch für Effenberg gibt es aus Sicht des Rekordmeisters ein Problem. "Ob die Bayern das im Winter umsetzen können, bezweifle ich. Wenn du solche Ansprüche hast wie der FC Bayern, gibt das der Markt im Winter nicht her", glaubt Effenberg und baut eher auf die folgende Transferperiode, "ich glaube, dass sie eher den Fokus auf den Sommer legen."

Die fehlende Kaderbreite ist aus Sicht des Champions-League-Siegers von 2001 allerdings kritisch zu sehen. "Wenn man sagt, dass man zu wenig Spieler hat, dann hat man auch zu wenig Qualität. Es gibt nur 13, 14 Profis, die bei 100 Prozent sind. Es geht auch um eine Trainingsqualität, die enorm sein muss, um auf dein Niveau zu kommen oder es zu halten. Deswegen braucht man eigentlich auch einen Kader mit 20 bis 22 Spielern auf Topniveau", findet Effenberg: "Die Ansprüche bei Bayern sind hoch. Das schaffst du nicht mit Spielern vom Campus."

Berthold sieht Versäumnisse

Transfers müssen die Bayern aus Sicht von Thomas Berthold unbedingt tätigen. Dabei glaubt der frühere Bayern-Spieler, dass man den richtigen Zeitpunkt in München verpasst hat.

"Es war klar, dass Robben und Ribéry irgendwann gehen. Da muss man eigentlich schon vorher nachbessern. Wenn du die Champions League gewinnen willst, und dich in Europa umschaust, was andere Teams in ihren Kader stecken. Dann musst du dich anders aufstellen", kritisiert Berthold.

Dabei könne der FCB von der Konkurrenz, etwa aus Liverpool, durchaus etwas lernen. "Mane war in Salzburg und ist für 40 Millionen nach Liverpool gegangen. Firmino ist für 45 Millionen von Hoffenheim nach Liverpool gegangen. Das sind keine hunderte von Millionen, die ausgegeben wurde", gibt Berthold zu bedenken, "es hat sich schon in der Vergangenheit gezeigt, dass andere Vereine einfach besser und schneller gescoutet und entschieden haben."