Schlammschlacht: Ehrmanns Anwalt attackiert Lautern

Nicht das Derby bei Waldhof Mannheim am Samstag ist in diesen Tagen das bestimmende Thema rund um den Betzenberg, sondern das Aus für Gerald "Gerry" Ehrmann beim 1. FC Kaiserslautern.

Der Kult-Keeper ist seit Sonntag nicht mehr Torwarttrainer bei seinem Verein. So viel ist gewiss. Doch was spielte sich im Hintergrund wirklich ab?

Ehrmanns Anwalt, Dr. Markus Schütz, bringt bei SPORT1 etwas Licht ins Dunkel.

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Ehrmann habe - wie Presse und Öffentlichkeit auch - "erst aus der Pressemitteilung des Klubs erfahren", dass ihm "massive, substanzielle Beleidigungen, Arbeitsverweigerungen und Drohungen gegenüber dem Trainerteam vorgeworfen werden", erklärt der Anwalt.

Ebenso habe Ehrmann nicht gewusst, dass "diese Vorkommnisse in ihren Auswirkungen auch die Mannschaft erreicht" hätten und "zum Schutz der betroffenen Personen" eine Freistellung erforderlich gewesen sei.

Ehrmann kündigte am Montagabend bei SPORT1 rechtliche Schritte an: "Das lasse ich mir nicht gefallen. Jetzt ist das eine Sache für die Anwälte."

Ehrmann: "Geschockt und traurig"

Nach dem Knall am Sonntag wurden zwar zwei Pressemitteilungen verschickt, dem Torwarttrainer ging vom Klub aber noch nichts Schriftliches zu.

Das verriet Schütz am Dienstag: "Gerry Ehrmann ist am Sonntag nicht von der Geschäftsführung des FCK, sondern vom Chef-Trainer Schommers mündlich 'freigestellt' worden."

Nachdem der FCK den radikalen Schritt zunächst nur mit zwei Sätzen erklärt hatte, äußerte sich der Drittligist am Montagabend ausführlicher und begründete die Freistellung der Torwarttrainer-Legende. Dabei betonte der Klub, dass "ein respektvoller Umgang untereinander und die Fähigkeit, unterschiedliche Charaktere zu tolerieren, Voraussetzung" für eine Zusammenarbeit seien.

"Ich bin geschockt und traurig, dass das jetzt solche Ausmaße angenommen hat", sagte Ehrmann am Montagabend im Gespräch mit SPORT1. "Ich habe niemanden beleidigt und auch nicht die Arbeit verweigert. Das ist erfunden und erlogen. Noch mal: Ich habe niemanden beleidigt und niemanden bedroht. Das ist eine absolute Frechheit, was in der Pressemitteilung steht."

Gespräch mit FCK-Bossen am Mittwoch

Ehrmann wisse nicht, um welche konkreten "Vorkommnisse" es sich handeln soll. "Er ist bis Dienstag von der Klubführung nicht angehört worden, um vielleicht auch mal seine Sicht der Dinge darzulegen", sagt Anwalt Schütz.

"Da weder die Freistellung ihm gegenüber begründet wurde noch eine Kündigungserklärung des Klubs vorliegt, ist es Gerry Ehrmann derzeit nicht möglich, zu diesen ehr- und rufschädigenden Aussagen dezidiert Stellung zu nehmen", erklärt Schütz. Ihn macht die vom Klub via Pressemitteilung verschickte Forderung eines respektvollen Umgangs "fast sprachlos".

Dieses Vorgehen des Vereins sei nicht nur "höchst ungewöhnlich und befremdlich", sondern auch "inakzeptabel, gerade weil es sich bei Gerry Ehrmann um einen hochverdienten Trainer handelt, der für den Verein seit 24 Jahren unbestritten durchgehend gute Arbeit geleistet hat, und darüber hinaus auch noch um eine Person, die wie keine andere mit dem FCK über insgesamt 36 Jahre hinweg nibelungentreu durch alle Ligen gegangen ist."

Kurz nachdem der Anwalt die aktuelle Lage bei SPORT1 geschildert hatte, wurde vom FCK ein Gesprächstermin für Mittwoch, 15.30 Uhr, bestätigt. Ehrmann und Schütz sind zu einem Gespräch mit Aufsichtsratschef Rainer Kessler, Aufsichtsratssprecher Dr. Markus Merk und Geschäftsführer Sören Oliver Voigt geladen.

Zu einer weiterführenden Stellungnahme war bis Dienstagnachmittag keiner der FCK-Verantwortlichen zu erreichen. Merk und Voigt wollen sich am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zu dem Sachverhalt äußern.

Insider verrät Interessantes

Ein Insider bestätigte SPORT1 unterdessen, dass Ehrmann bis zuletzt von Arbeitsverweigerung weit entfernt gewesen sei. "Gerry ist natürlich schon mit seiner Art gewöhnungsbedürftig, sehr emotional und poltert auch mal rum, aber in geschlossenen Räumen. Aber Gerry bedroht keinen oder verweigert seine Arbeit."

In der Pressemitteilung des FCK hieß es noch: "Diese Vorkommnisse sind dabei unter Zeugen aus dem Trainer- und Betreuer-Team passiert sowie dokumentiert und haben in ihren Auswirkungen auch die Mannschaft erreicht. Zum Schutz der betroffenen Personen und für die Gewährung eines zielgerichteten Trainings- und Spielbetriebs sah sich die Vereinsführung zum Handeln gezwungen."

Diese Auswirkungen auf das Team seien so nicht richtig. "Niemals hat Gerry seine Macht ausgespielt, weil er so lange dabei ist. Er hat halt sein Ding gemacht nach dem Motto: 'Ich habe schon immer so trainiert'. Er ist schwierig, aber er bedroht keinen oder verweigert die Arbeit", wurde SPORT1 aus Mannschaftskreisen zugetragen.

Unmittelbar nach der vom FCK veröffentlichten Meldung über Ehrmanns Freistellung hatten übrigens zahlreiche Anhänger der Roten Teufel in den sozialen Medien ihrem Frust über Ehrmanns Aus Luft gemacht.

Auch seine ehemaligen Schützlinge Roman Weidenfeller (früher Borussia Dortmund), Tobias Sippel (aktuell zweiter Keeper bei Borussia Mönchengladbach) und Florian Fromlowitz hatten den Schritt ihres Ex-Arbeitgebers beklagt.