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Ein Milliardär steckt hinter der "Mondlandung" des Marathons

In Wien lief Eliud Kipchoge als erster Mensch einen Marathon unter zwei Stunden. Hinter dem Lauf des Kenianers steht lange Vorbereitung und ein britischer Milliardär. Ein Weltrekord wurde es trotzdem nicht.

Jim Ratcliffe (l.) steht hinter dem Rekord von Eliud Kipchoge (r.). (Bild: Getty Images)
Jim Ratcliffe (l.) steht hinter dem Rekord von Eliud Kipchoge (r.). (Bild: Getty Images)

Ein vorausfahrendes Auto zeigte ihm per Laser die Ideallinie an, 41 Menschen waren als Renngruppe dazu abbestellt, ihn anzutreiben und dann waren auch noch Teile der Strecke neu asphaltiert worden: Für Kipchoge wurde in Wien der 42,195 Kilometer lange rote Teppich ausgerollt.

300 Journalisten hatten sich für das Event angemeldet, schon weit vor dem Event war das Flair einer ganz besonderen Veranstaltung aufgekommen. Es war der zweite Versuch einer “Mondlandung”, wie es Kipchoge selbst nannte, nachdem er bereits in Monza 2017 mit einer Zeit von nur zwei Stunden und 25 Sekunden knapp gescheitert war.

Dieses Mal gab es noch zusätzlich einen Helfer, der per Fahrrad die Strecke abfuhr und immer wieder Updates gab. Zudem trug der Läufer offenbar besondere Schuhe - welchen besonderen Vorteil diese aber bieten sollen, wurde bislang nicht bestätigt. Ebenfalls nicht unerheblich: Sein Team wählte den perfekten Startpunkt, um für optimale Verhältnisse zu sorgen.

Großkonzern von Jim Ratcliffe steht hinter Marathon-Rekord

In Wien sollte der Zufall noch weiter reduziert werden als es damals in Italien möglich war. Dafür verzichtete der Läufer auch auf die offizielle Anerkennung des Leichtathletik-Verbands IAAF: Die 41 austauschbaren “Pacemaker” entsprechen nicht den Regelungen für einen offiziellen Weltrekord. Es ging Kipchoge einzig und allein darum, zu zeigen, was eigentlich machbar ist.

Die sportliche Ambition des Kenianers erhielt in Wien allerdings zum wiederholten Male einen kommerziellen Begleiter an die Seite gestellt. Der Chemiekonzern Ineos aus Großbritannien ist der Geldgeber hinter Kipchoge. Er ließ die Straßen Wiens neu asphaltieren, wird vermutlich eine enorme Geldprämie für den gelungenen Versuch ausschütten, und stand dafür natürlich groß und breit auf jedem noch so kleinen Stück Marketingfläche.

Jim Ratcliffe, der rund 60 Prozent des Unternehmens hält, will sich und Ineos über den Sport profilieren. Dazu zählt Eventmarketing im großen Stil wie am Samstag in Wien, dazu zählen aber auch der Fußball-Klub OGC Nizza, deutsche Fans kennen die Mannschaft aus Frankreich als Ex-Team von Lucien Favre, oder das ehemalige Team Sky bei der Tour de France.

Ineos ist noch nicht am Ende: Was läuft mit dem FC Chelsea?

Millionen über Millionen wurden in den Sport investiert. 29 Radler aus 14 Nationen fahren für das neue Team Ineos, hinzukommen herausragende Einzelsportler wie Kipchoge. Die Gerüchte, dass Ratcliffe auch am FC Chelsea interessiert ist, halten sich hartnäckig. Es wäre die mit Abstand bislang größte Ausgabe Ineos’ in den letzten Jahren.

Das Ende der Fahnenstange ist also noch lange nicht erreicht. 24,5 Milliarden Euro beträgt das Vermögen Ratcliffes laut Sunday Times, einige Investments stehen ohne Frage noch aus. Ratcliffe und Ineos können dabei die positiven Schlagzeilen durch den Sport gut gebrauchen: Das Vermögen basiert unter anderem auf dem sehr umstrittenen Fracking.

Ratcliffe selbst verlegte seinen Wohn- und Firmensitz, nachdem er sich stark für den Brexit einsetzte, kurzerhand nach Monaco. Der Guardian schätzt, dass er dort bis zu vier Milliarden Britische Pfund an Steuern einsparen wird. Erfolge im Sport kaschieren das natürlich ein Stück weit.

Kipchoges großer Traum ist erfüllt - und jetzt?

Es bliebe die Frage, wie es eigentlich mit Kipchoge weitergeht. Der große Traum ist geschafft, Ineos hat seine Schlagzeilen. Natürlich könnte das Team nun daran arbeiten, die Zeit des Läufers noch weiter zu drücken, aber eine ähnlich markante Marke gibt es schlicht nicht mehr.

Das bedeutet, dass Kipchoge die Marathon-Distanz eigentlich in einem Wettbewerb unter zwei Stunden laufen müsste. Das allerdings galt bisher als regelrecht unmöglich. Dann gibt es keine 41 Pacemaker mehr, keine individuelle Startzeit und auch keinen persönlichen Helfer per Fahrrad.

In Berlin war der Kenianer 2018 selbst den aktuellen Weltrekord unter Wettkampfbedingungen gelaufen. 2:01:39 standen am Ende auf der Uhr - diese 99 Sekunden dürften das kommende Ziel sein. Ob der 34-Jährige selbst noch unter die zwei Stunden kommt?

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