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Als die Eintracht selbst von einem Streik profitierte

Als die Eintracht selbst von einem Streik profitierte
Als die Eintracht selbst von einem Streik profitierte

Filip Kostic hat die Verantwortlichen und Fans von Eintracht Frankfurt am vergangenen Freitag mit seinem Trainingsstreik geschockt. (BERICHT: Kostic muss bei Eintracht Frankfurt bleiben)

Der Musterprofi der letzten drei Jahre wollte seinen Abgang zu Lazio Rom damit erzwingen, doch dieser Versuch misslang gründlich.

Frankfurt-Wirbel um streikenden Kostic

Statt sich bei der serbischen Nationalmannschaft auf seinen neuen Klub zu freuen, gilt es jetzt für ihn, die Scherben in Frankfurt aufzukehren. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Sportvorstand Markus Krösche öffnete, wie zuvor schon Führungsspieler Martin Hinteregger, die Tür: “Filip Kostic ist ein guter Junge und ein hervorragender Fußballer. Wir sind überzeugt, dass er auch künftig eine wichtige Säule unserer Mannschaft sein kann.”

Dennoch bleibt ein Geschmäckle, wenngleich der erhobene moralische Zeigefinger schnell gesenkt werden sollte.

Als Eintracht bei Hinteregger profitierte

Denn vor ziemlich genau zwei Jahren war es die Eintracht selbst, die von einem Fehlverhalten eines Profis profitierte und den Spieler deshalb unter Marktwert verpflichten konnte: Martin Hinteregger.

Unter der Überschrift “Der Rucksack und das Video” blickte der Österreicher, heute Publikumsliebling in Frankfurt, in seinem kürzlich erschienenen Buch “Innensicht” auf das Ende in Augsburg zurück.

Nach seinen brisanten Aussagen über den damaligen Trainer Manuel Baum hatte der FCA Hinteregger für die Rückrunde 2019 zunächst nach Frankfurt verliehen.

Hinteregger schreibt über skandalösen Abgang in Augsburg

Obwohl Ex-Coach Baum dann bei Hintereggers FCA-Rückkehr im Sommer nicht mehr da war und durch Martin Schmidt ersetzt wurde, wollte der Verteidiger nicht mehr in der Fuggerstadt bleiben.

Der erste kleinere Skandal eröffnete sich direkt, als er am 1. Juli 2019 zum Training antreten musste: “Was ich auch tat - mit einem schwarzen Eintracht-Rucksack, der wie meine Fußballschuhe noch immer im Auto lag. Ich dachte nicht weiter darüber nach, packte also die Schuhe in den Rucksack, war gegen ca. 8.30 Uhr am Parkplatz.”

Das Problem war allerdings, dass ein Journalist ein Foto machte: „Ich war gespannt, welch Elefant aus solch einer Mücke wieder gebastelt werden würde. Das Ergebnis ist bekannt. Das Bild ging durch die Medien, die Aufregung war groß.”

Zum endgültigen Zerwürfnis kam es wenige Wochen später in Tirol: “Im Trainingslager lud sich der Frust der Fans auf mir ab: Man steht auf dem Platz, hört die Rufe von der Tribüne: ‘Hey, du Arschloch! Verschwinde nach Frankfurt!’ Man spürt in der Mannschaft, dass man nicht dazugehört, nicht akzeptiert wird.”

So kam es zum Video mit Hinteregger und Danso

An einem freien Nachmittag war Hinteregger auf einem Volksfest unterwegs und ließ sich anschließend zum Mannschaftsabend fahren. Nach dem offiziellen Teil wollten noch einige Spieler in ein Casino gehen, der Österreicher selbst hatte dazu allerdings keine Lust.

Er versuchte stattdessen Mitspieler Kevin Danso wegzuziehen: “Das war jener Moment, in dem das Video entstand, das mich torkelnd zeigte. Was soll ich jetzt großartig sagen? Dass ich nicht mehr nüchtern war, sah man darauf eh. Natürlich war dieses Video ein Fressen für die Öffentlichkeit.”

Und es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, der Weg für Hinteregger zurück zur Eintracht war frei. Die Fans hatten inzwischen etliche “Free Hinti”-Postkarten geschickt, Kult-Fan Basti Red hatte bei der Tour France ein “Free-Hinti”-Portrait gezeichnet, zudem lief der vom hr-Videopodcast FUSSBALL 2000 entworfene Song “Hinti Army” in der Mainmetropole rauf und unter.

Eintracht profitierte von Hinteregger-Streik

Und der Verein selbst? Der deckelte Hinteregger nur sanft. Ex-Sportvorstand Fredi Bobic sagte dazu: “Er ist ein guter, klarer Junge. Manchmal schlägt er über die Stränge.” Es war nicht so, dass die Eintracht nicht marketingtechnisch profitierte. Sie verkaufte T-Shirts und nahm den Hype rund um den 28-Jährigen, der nebenbei auch sportlich performte, gerne mit.

Natürlich lassen sich die Fälle Kostic und Hinteregger in ihrer Gesamtheit nicht vergleichen, auch nicht die Reaktion des Führungspersonals (inzwischen Markus Krösche statt Fredi Bobic).

Der Österreicher kam nach einem erfolgreichen Halbjahr in Frankfurt zurück und machte nie einen Hehl daraus, dass er dortbleiben wollte. Kostic hingegen verhielt sich stets ruhig und professionell, fiel nur durch Leistung auf. Doch vor dem wichtigen Spiel in Bielefeld ließ er das sich im Umbruch befindende Team “im Stich”, wie es Heribert Bruchhagen im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 sagte.

Eintracht vor großer Herausforderung bei Kostic

Es zeigt eine generelle Bereitschaft einiger Profis, sich notfalls ruppig gegen den Willen der Klubs durchzusetzen. Im Fall von Kostic ging nun schief, was damals bei Hinteregger klappte.

Daher stellen sich Fragen: Nimmt das Team den Superstar wieder auf? Finden Trainer Oliver Glasner und Kostic wieder zueinander? Und erreicht der Linksfuß erneut sein Topniveau?

Die Herausforderung für die Eintracht in der Causa Kostic ist eine große.

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