Eintracht-Star Mascarell: Darum ist Kovac ideal für Bayern

Eigentlich sollte das Finale um den DFB-Pokal für Eintracht Frankfurt nur die Krönung einer ohnehin schon grandiosen Saison werden.

Stattdessen droht den Hessen nach der jüngsten 0:1-Pleite bei Schalke 04 und dem überraschenden Triumph von Verfolger Stuttgart in München eine verkorkste Spielzeit. Ein Sieg gegen den FC Bayern in Berlin ist Pflicht, will sich das Team noch für die UEFA Europa League qualifizieren.

Wie schwierig diese Mission ist, weiß auch Omar Mascarell. Angst hat der 25 Jahre alte defensive Mittelfeldspieler der Frankfurter vor dem Duell mit dem Rekordmeister (Samstag, ab 20 Uhr im LIVETICKER) aber keineswegs.

Im SPORT1-Interview spricht das frühere Eigengewächs von Real Madrid über die Chancen der Eintracht, Trainer Niko Kovac und seine persönliche Entwicklung in der Bundesliga.

SPORT1: Herr Mascarell, was muss passieren, damit Sie den FC Bayern am Samstag schlagen und es doch noch nach Europa schaffen?

Omar Mascarell: Wir brauchen ein perfektes Spiel, das ist klar. Nur so haben wir eine Chance. Bayern ist der schwierigste Gegner für uns. Ich habe großen Respekt vor ihnen, aber keine Angst, weil ich weiß, dass auch wir unsere Waffen haben und zu Großem fähig sind.

SPORT1: In der Bundesliga ließen Sie sich vor weniger als drei Wochen aber von einer C-Auswahl der Bayern abfertigen...

Mascarell: Ja, das war eine ziemlich enttäuschende Leistung von uns. Wir haben viel zu viele Fehler in der Defensive gemacht und vorne unsere Chancen nicht genutzt. Aus diesen Fehlern müssen wir lernen.

SPORT1: Haben die Bayern überhaupt Schwächen?

Mascarell: Sie sind in allen Mannschaftsteilen mit Weltklasse-Spielern besetzt. Ribery beeindruckt mich, auch in seinem Alter kann er ein Spiel noch im Alleingang gewinnen. Und dann gibt es noch Spieler wie James, Thiago, Lewandowski oder Hummels, die den Unterschied ausmachen. Aber wie gesagt: Auch wir sind eine Mannschaft, die ihre Stärken hat.

SPORT1: Für Frankfurt ist es das zweite Pokalfinale in Folge. Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis?

Mascarell: Arbeit. Der gesamte Verein leistet seit zwei Jahren großartige Arbeit. Begonnen bei den Fans, bis hin zu den Verantwortlichen, dem Trainer-Team und uns Spielern. Es ist nicht einfach, zwei Mal in Folge das Pokalfinale zu erreichen. Dafür muss man hart arbeiten. Aber wir verstehen uns auch untereinander hervorragend und sind eine fantastische Truppe.

SPORT1: Wie groß ist dabei der Einfluss von erfahrenen Spielern wie Kevin-Prince Boateng oder Alex Meier?

Mascarell: Sehr groß. Und zwar nicht nur auf dem Platz. Der Beruf des Fußballers ist nicht so einfach, wie viele ihn sich vorstellen. Es ist ein harter Job, in dem man auch enormen Drucksituationen gewachsen sein muss. Ältere Spieler wie Prince oder Meier haben das alles schon erlebt und geben uns jüngeren Spielern hilfreiche Ratschläge. Man kann mit ihnen über alles reden.

SPORT1: Der Vater des Frankfurter Erfolgs heißt Niko Kovac. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?

Mascarell: Niko ist ein Trainer mit sehr viel Ehrgeiz und Talent. Er war ja selbst Spieler und weiß, was man als Spieler braucht, um sich wohl zu fühlen. Mir hat er zum Beispiel vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, wichtig zu sein. Er hat mich zu einem besseren Spieler gemacht. Aber er schenkt auch denjenigen Vertrauen und Unterstützung, die nicht so oft spielen. Er hat hier definitiv unter Beweis gestellt, wie gut er ist. Ihm steht eine große Zukunft bevor.

SPORT1: Die liegt ab Sommer bekanntlich in München. Glauben Sie, Kovac hat schon das Zeug für einen so erfolgshungrigen Klub?

Mascarell: Ja, total. Er weiß, wie man einen Spieler beeindruckt, ihm imponiert. Er hat Pep und fährt auch mal die Krallen aus, wenn es nötig ist. Er will immer mehr, immer gewinnen. Diesen Hunger brauchst du, wenn du bei einem solch großen Verein Trainer sein möchtest. Bayern wird unter Niko sehr gut spielen, da bin ich mir sicher.

SPORT1: Im Umfeld der Eintracht reagierten viele überrascht und zum Teil sogar verärgert, als der Wechsel von Kovac Anfang April durch einen Medienbericht ans Licht kam. Auch die Mannschaft?

Mascarell: Natürlich hat uns das überrascht. Aber das sind Dinge, die jedes Jahr passieren und mit denen man als Fußballer zurechtkommen muss. Wenn ein Trainer oder ein Spieler seine Arbeit gut leistet, muss man sich darauf einstellen, dass er irgendwann zu einem größeren Verein wechselt. Wir sind Niko dankbar. Er hat jeden Spieler besser gemacht und der Eintracht geholfen, dorthin zu kommen, wo sie jetzt ist.

SPORT1: Sie haben schon in Spanien und England gespielt, hier in Deutschland aber erst ihr Glück gefunden. Wie?

Mascarell: Ich fühle mich hier einfach sehr wohl. Mir gefällt Deutschland sehr. Okay, das Wetter im Winter vielleicht nicht, aber die Menschen, die Städte, das Leben. Ich habe als Fußballer, aber auch als Person enorm viel gelernt. Außerdem bin ich mental stärker als früher.

SPORT1: Woran liegt das?

Mascarell: An meinen bisherigen Erfahrungen. Ich war vier Jahre in der Jugend von Real Madrid und habe dort mein Profi-Debüt gefeiert. Ich war aber noch nicht bereit für die erste Mannschaft und bin nach England gegangen. Es war sehr anstrengend, sich dem Fußball dort anzupassen. Also bin ich wieder nach Spanien zurück. In meiner ersten Saison in der Primera Division bin ich mit Sporting Gijon abgestiegen. Durch solch schwierige Momente gewinnt man an mentaler Stärke. Und hier in Frankfurt bekomme ich auch sehr viel Wertschätzung entgegengebracht. Ich fühle mich wichtig und habe eine Rückkehr nach Spanien ehrlich gesagt gar nicht im Sinn.

SPORT1: Das heißt, Sie spielen auch nächste Saison in der Bundesliga?

Mascarell: Im Fußball weiß man nie. Real Madrid kann im Sommer von einer Rückkaufoption für mich Gebrauch machen. Ich habe aber schon oft gesagt, dass mir die Bundesliga sehr gefällt und ich sie nicht verlassen möchte.

SPORT1: Was mögen Sie so sehr an der Bundesliga? In der öffentlichen Wahrnehmung scheint sie in den vergangenen Jahren eher an Attraktivität eingebüßt zu haben.

Mascarell: Ich kann mich nicht über das Niveau der Bundesliga beschweren, ganz im Gegenteil. Ich würde sie gerade sogar als die beste Liga bezeichnen. In England geht es viel körperlicher zu. Es ist ein ständiges Hin und Her. In Spanien ist es genau das Gegenteil, dort wird mehr Wert auf Taktik und Ballbesitz gelegt. In Deutschland ist es ein Mix aus allem. Es gibt mal ruhigere Phasen, dann aber auch total verrückte. Ich mag diesen Fußball sehr und erlebe hier die bisher beste Zeit meiner Karriere. Deshalb will ich bleiben.

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