Ein einziger Scherbenhaufen

Das war nichts für die Dallas Mavericks!

Die Franchise aus Texas ist in dieser Saison an der Playoff-Teilnahme gescheitert, nachdem sie im Vorjahr noch um den Einzug in die NBA-Finals gespielt hatte.

Dem Tabellen-Elften der Western Conference wurde in dieser Saison eindrucksvoll vor Augen geführt, wie wichtig eine gute Defensive für den Erfolg ist.

Nun steht die Franchise vor einem schweren Neuanfang. Schließlich geht es nicht zuletzt um die Zukunft von Superstar Luka Doncic, der mit dem Fortlaufen der Saison immer frustrierter wurde.

Mavericks finden keinen Ersatz für Brunson

Schon im vergangenen Sommer verpassten es die Verantwortlichen, Shootingstar Jalen Brunson zu halten. Zwar machte Mavs-Eigentümer Mark Cuban jüngst die Familie des Spielers für den Abgang verantwortlich, dennoch gehört auch zur Wahrheit, dass kein adäquater Ersatz für den Point Guard geholt wurde.

Stattdessen versuchten die Texaner, mit Center Christian Wood die Lücke auf der Big-Man-Position zu füllen. Der teuer erkaufte Trade mit den Houston Rockets machte sich allerdings nur teilweise bezahlt, was das Investment von vier Spielern und einem Pick enorm viel erscheinen lässt.

Einen neuen hochkarätigen Kollegen für Doncic gab es erst im Februar: Dort wurde mit Kyrie Irving zwar ein großer Name geholt, allerdings brachte sein Wechsel nicht den erhoffen Erfolg.

Von 26 Partien konnte das Duo, von dem sich die Verantwortlichen viel erhofften, lediglich neun gewinnen. „Ich dachte, wir sind mit ihm in der Spitzengruppe. Aber ganz offensichtlich sind wir das nicht. Also ist es ganz anders, als ich dachte“, übte Doncic relativ deutliche Kritik.

Mavericks im Irving-Dilemma?

Damit dürften bei den Verantwortlichen alle Alarmglocken angehen. Schließlich will Cuban den auslaufenden Vertrag mit Irving eigentlich unbedingt verlängern. „Ich möchte, dass er auf jeden Fall bleibt – und ich denke, wir haben eine gute Chance“, erklärte er.

Kein Wunder, dass dies in seinem Interesse liegt. Schließlich schickten General Manager Nico Harrison und er im Februar beim Trade gleich drei Picks zu den Brooklyn Nets. Allein deshalb sollte klar sein, dass Cuban den 31-Jährigen nicht wenige Monate später ohne Gegenwert wieder ziehen lassen möchte.

Auf der anderen Seite haben die Spiele jedoch gezeigt, dass Doncic und Irving nicht die beste Kombination auf dem Feld sind. Beide Spieler brauchen als Playmaker den Ball in ihren Händen und sind zudem keine sonderlich guten Verteidiger.

Somit befinden sich die Verantwortlichen in einem nur schwer zu lösenden Dilemma. Schließlich dürfte Irving auf seinen Startplatz bestehen, doch ein Zusammenspiel mit Doncic ist ein zu großes defensives Risiko für das Team von Head Coach Jason Kidd.

Doncic selbst wünscht sich trotz der Probleme ebenfalls einen Verbleib Irvings: „Ich denke, er passt gut zu uns“, sagte er nach dem letzten Saisonspiel, das die Mavs mit 117:138 gegen die San Antonio Spurs verloren. „Natürlich werden die Leute nein sagen und sich die Ergebnisse anschauen, die wir hatten“, sagte Doncic, betonte aber auch: „Chemie und Beziehungen brauchen Zeit. Ich wünschte, er könnte noch hier sein.“

Mavericks mit großen Sorgen in der Defensive

Ob mit oder ohne Irving, es bedarf innerhalb des Rosters eines Umbruchs, denn die Stärken liegen ausschließlich im offensiven Bereich. Dass man mit Dorian Finney-Smith ausgerechnet einen der ganz wenigen starken Verteidiger im Rahmen des Irving-Trades wegschickte, ist nur schwer nachvollziehbar.

Daher verwundert es nicht, dass die Mavericks mit einem Defensive Rating von 116,0 nur auf Position 24 liegen. Zum Vergleich: Im Vorjahr lagen sie mit einem Rating von 109,1 noch auf Rang sieben. Hand in Hand damit geht die schwache Rebound-Quote der Mavs. Dort fielen sie von Platz 16 gar auf den letzten Platz.

„Es ist jedes Mal das gleiche Problem. Die Offensive funktioniert. Aber wenn wir 130 Punkte in vier Vierteln erlauben, wird es schwer“, polterte Doncic vor wenigen Tagen.

Ist Kidd Teil des Problems?

Diese Probleme deuteten sich bereits im Playoff-Run im Vorjahr an. In der Free Agency kam ein wankelmütiger JaVale McGee, der sich wie Wood nicht nachhaltig als Defensiv-Anker empfehlen konnte. Warum Wandervogel McGee einen Dreijahresvertrag erhielt, dürfte ein ewiges Geheimnis der Verantwortlichen bleiben.

Hinzu kommt, dass Kidd sehr häufig Small Ball spielt und somit auf kleine Spieler setzt. Dieses Risiko macht sich zwar offensiv mit Punkten bezahlbar, doch im Kampf um die Rebounds und in der Nahkorb-Verteidigung bestraften ihre Gegner den Größenvorteil konsequent.

Der Trainer selbst sitzt jedoch fest im Sattel. Cuban machte bereits deutlich, dass Kidd nicht zur Debatte steht. Auch er selbst reagierte allergisch auf derartige Nachfragen. „Habt ihr mir diese Frage letztes Jahr gestellt? Verdammt nochmal nein“, konterte er eine Journalisten-Frage über seine Zukunft.

Trotz der großen Wertschätzung seitens des Teams, muss sich der Meisterspieler von 2011 dennoch hinterfragen. Schließlich fand er zu keiner Zeit ein Rezept, um die offensichtlichen Probleme seines Teams in der Defensive zu lösen.

Doncic sauer! Droht Mavs die Katastrophe?

Deutlich härtere Kritik muss sich derweil General Manager Nico Harrison gefallen lassen. Der Mann, der 2021 von Nike kam, machte seine Sache zunächst wirklich gut und bewies ein gutes Händchen. So landete er mit Reggie Bullock einen Volltreffer und beendete das Missverständnis mit Kristaps Porzingis, den er zu den Washington Wizards schickte.

Dennoch häuften sich zuletzt die Fehlgriffe und auch der Irving-Trade könnte ihm um die Ohren fliegen, sollte der Superstar im Sommer Dallas verlassen. Auch die Überlegung, Spieler zum Saisonabschluss bewusst zu für einen höheren Draftpick zu schonen, könnte negative Folgen haben. Die Liga ermittelt bereits.

Dabei hatte sich Cuban bei der Verpflichtung des 50-Jährigen erhofft, dass Harrison seine guten Beziehungen zu NBA-Spielern nutzen kann, um den perfekten Co-Star für Doncic an Land zu ziehen.

Stattdessen könnte er mit seinen Entscheidungen nun den Mega-Star sogar vergrault haben. Laut einem Bericht von ESPN gäbe es in der Organisation bereits die Befürchtung, dass der Slowene im kommenden Jahr gar einen Trade fordern könnte, falls die Texaner nicht die gewünschten Fortschritte machten – das wäre aus Mavs-Sicht eine Katastrophe.

Der Slowene selbst versuchte, diesen Berichten den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Ich habe das gesehen. Ich weiß nicht, wer das gesagt haben soll. Das ist schon lustig, weil ich gar nicht wusste, dass ich das will. Ich habe so etwas nie gesagt“, erklärte der 24-Jährige. „Ich bin glücklich hier und es gibt keinen Grund zur Sorge.“

Dennoch wird sich auch Doncic ganz genau angucken, wie sich die Texaner für die kommende Spielzeit aufstellen werden.

Die kommenden Wochen und Monate dürften immens wichtig für die Zukunft von Dallas werden.