Werbung

Kader-Analyse: Kruse ist der große Verlierer

Kader-Analyse: Kruse ist der große Verlierer

Joachim Löw hat seinen Kader für die EM in Frankreich nominiert. Der Stamm ist unverändert, aber es gibt einige überraschende Entscheidungen.

Von Nico Stankewitz

Statt spektakulärer Quereinsteiger à la Sandro Wagner oder Mark Uth hat Joachim Löw Nachwuchsspieler dazu geholt, die aber alle schon im DFB-System waren, ein echter Neueinsteiger ist dieses Mal nicht dabei.

Gewinner

Es ist ein klares Zeichen von Jogi Löw in Richtung Jugend: Mit Leroy Sane, Julian Brandt, Joshua Kimmich und Julian Weigl hat der Bundestrainer gleich vier U21-Spieler in den vorläufigen EM-Kader berufen. Alle vier dürften Druck auf die Etablierten in ihren Mannschaftsteilen ausüben, für Kimmich spricht Dynamik und Flexibilität, Brandt und Sane sind interessante Alternativen zu den offensiven Außenbahnspielern Bellarabi und Schürrle.

Durch die besondere Konstellation im zentralen Mittelfeld könnte Julian Weigl zur größten Überraschung werden, denn neben dem gesetzten Toni Kroos sind die Konkurrenten Schweinsteiger und Khedira enorm verletzungsanfällig, Emre Can wird auf der rechten Seite gebraucht. Sicherlich eine Chance für den passsicheren Spielorganisator aus Dortmund.

Umstritten, aber erstmal dabei sind Rüdiger und Rudy, wenn noch ein Defensivspieler gestrichen wird, sind das sicherlich die ersten Kandidaten. Der größte Gewinner im Kader ist einer, der schon seit vier Jahren nicht mehr auf Nationalmannschaftlevel spielt, aber für den Löw aus alter Verbundenheit immer wieder das Leistungsprinzip außer Kraft setzt: Lukas Podolski. Sehr schade, dass es da nicht mehr Konsequenz zugunsten eines jüngeren und besseren Spielers gibt, und dafür Lukas als Pausenclown zum Team gehört.

Etablierte

Das Gerüst der Mannschaft steht: Mit Neuer, Boateng, Hummels, Kroos, Özil, Müller und Reus sind sieben Stammplätze vergeben, dazu sicherlich Hector links, rechts Can oder Rudy, Khedira oder Schweinsteiger auf dem Platz in der Zentrale, Gomez oder Götze im Sturm. Mustafi und Höwedes dürften ihre Kaderplätze auch sicher haben, als Back-Up-Innenverteidiger oder als zusätzliche Verteidiger in einer möglichen Dreierkette. Bellarabi, Draxler, Schürrle scheinen eine Art „zweiter Sturm“ sein, stehen aber unter Druck durch die Nachwuchsspieler.

Verlierer

Es gibt einige (jetzt erstmal) ehemalige Nationalspieler, die schwer enttäuscht sein dürften. Zunächst Kevin Volland, der aufgrund seiner Fähigkeiten unverzichtbar schien – als Spielertyp ist er fast einzigartig in dieser Tempo/Power-Stürmer Kombination. Seine Nichtberücksichtigung ist ein klares Signal  in seine Richtung, mit Sane ist ein drei Jahre jüngerer Spieler im Kader, der offenbar auf der Außenbahn an Volland vorbei gezogen ist, als Stürmer scheint Löw ihn nicht stark genug zu sehen.

Andere Verlierer sind einige Weltmeister: Ginter, Kramer, Zieler und Durm, die ihre Kaderplätze eingebüßt haben, insbesondere Ginter hatten viele im Kader gesehen, aber offenbar war die schwächere Rückrunde ein Argument gegen den vielseitig verwendbaren Dortmunder. Der Wechsel im Tor ist der sich lange anbahnende Generationswechsel zu der jüngeren Torwartgruppe um Leno und ter Stegen (dazu gehören auch etwa Trapp, Baumann, Horn oder Karius) aus der auch der Nachfolger des 30-Jährigen Manuel Neuer kommen wird – trotz guter Leistungen wird es für Zieler wohl dafür nicht reichen.

Ein ganz großer Verlierer noch zum Schluss: Max Kruse. Mit seinem Siegtreffer im letzten Spiel der Qualifikation gegen Armenien hatte der Wolfsburger die DFB-Elf überhaupt erst nach Frankreich gebracht, aber selten hat ein Spieler in so kurzer Zeit so viel verspielt wie der Wolfsburger, der nach diversen Vorfällen eine Art Symbol für unprofessionelle Jungmillionäre in kurzen Hosen ist und trotz seiner sportlichen Fähigkeiten nicht mehr für eine Nominierung in Frage kam.