"... dann können die Deutschen genauso gut zu Hause bleiben"

"... dann können die Deutschen genauso gut zu Hause bleiben"
"... dann können die Deutschen genauso gut zu Hause bleiben"

"A date with destiny" - eine Verabredung mit dem Schicksal. So nennt die Daily Mail das Aufeinandertreffen zweier großer Rivalen. (PRESSESTIMMEN: Deutschland "marode und furchteinflößend")

Im Achtelfinale der EM kommt es am Dienstag zu einem Klassiker des Fußballs: England gegen Deutschland. Eines der erbittertsten und geschichtsträchtigsten Duelle, welche die Fußball-Welt kennt - und dann auch noch im Wembley Stadium. (EM 2021, Achtelfinale: England - Deutschland, Dienstag ab 18 Uhr im LIVETICKER)

Ein großes Spiel an dem Ort, an dem England 1966 den größten Triumph seiner Fußballgeschichte feierte.

Damals wurden die Three Lions zum ersten und bis heute einzigen Mal Weltmeister. Im Finale gegen Deutschland.

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Von Wembley in die Jahre der Tränen

Das Drama in London inklusive Wembley-Tor ist Fans in Deutschland und England, und wohl auch dem Rest der Welt, noch ein fester Begriff. Zeitzeuge muss man nicht sein, um jede Wendung des Spiels zu kennen.

Die 2:4-Niederlage nach Verlängerung markiert bis heute eine der bittersten Stunden des deutschen Fußballs - und die größte des englischen.

Doch alles, was danach unter dem Kapitel Deutschland gegen England in den Geschichtsbüchern steht, ist in Schwarz-Rot-Gold geschrieben. Seit 1966 haben die Three Lions nicht mehr gegen das DFB-Team bei einem großen Turnier gewinnen können. Oftmals war es knapp, bei der WM 1990 und der EM 1996 siegte Deutschland erst im Elfmeterschießen. Umso bitterer für England.

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Einige Male siegte das DFB-Team aber auch deutlich. So wie im Achtelfinale der WM 2010, als der Elf von Joachim Löw ein 4:1-Kantersieg und außerdem die Revanche für das Wembley-Tor glückte.

Die Geschichte brachte Gary Lineker einst auch zu seinem legendären Satz: "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen."

Optimismus in England ist groß

Mit dem Heimvorteil im Rücken will England nun die "Jahre der Tränen beenden", wie die Sun schreibt: "Jetzt hat die Mannschaft von Gareth Southgate die Chance, in der neuen Version von Englands berühmtem Nationalstadion Geschichte zu schreiben." Southgate verschoss 1990 einen Elfmeter gegen Deutschland, er hat noch eine Rechnung offen.

Der Respekt auf der Insel ist zwar groß, doch der Optimismus scheint noch größer. Viele Engländer sind sich sicher: So schlagbar wie derzeit war das deutsche Team lange nicht - oder sogar nie?

"Wir haben auch ein Auge auf das andere Spiel (Deutschland gegen Ungarn) geworfen, und nachdem wir dieses Spiel gesehen haben, bin ich ziemlich zuversichtlich, dass England ein gutes Ergebnis erzielen wird", sagte etwa Rio Ferdinand in der BBC. Der 81-malige englische Nationalspieler, der 2015 seine Karriere beendete, kann das Spiel schon jetzt kaum erwarten: "Ich weiß, dass wir alle aufgeregt sind."

Auch Englands früherer Stürmer-Star Michael Owen ist sich schon recht sicher. Er schrieb auf Twitter: "Ich bin eine Katastrophe, weil ich ich schon so weit vorausschaue, aber ich kann nicht glauben, wie gut es Auslosung mit uns meint. Wenn wir Deutschland schlagen, was wir aufgrund der Qualität und des Heimvorteils tun sollten, hätten wir uns keinen besseren Weg ins Finale wünschen können."

Lineker mottete nach der deutschen Partie gegen Frankreich sogar seinen legendären Spruch ein: "Ich denke, das alte 'und am Ende gewinnen immer die Deutschen'-Zitat muss in Rente geschickt werden", twitterte der 80-malige Nationalspieler für die Three Lions.

DFB-Team "ein verlorener Haufen von Individuen"

The Athletic ging in Sachen Optimismus noch einen Schritt weiter - mit einer heftigen Breitseite in Richtung DFB-Team: "Diese glückliche deutsche Mannschaft hat keinen Plan. Sie sind nur ein verlorener Haufen von Individuen."

"Thomas Müller hatte nach dem Sieg gegen Portugal am Wochenende die deutsche Öffentlichkeit und seine Mannschaftskameraden vor übermäßigem Überschwang gewarnt. Nach einem der schlechtesten Spiele der jüngeren deutschen Geschichte am Mittwochabend muss man diese Botschaft nicht mehr wiederholen", schrieb The Athletic weiter. Deutschland hätte sich das späte Glück "kaum verdient".

Das Fazit der Sport-Website: "Wenn sich Löw nicht schnell eine Strategie einfallen lässt, um die beachtlichen Fähigkeiten seiner Mannschaft in eine viel geordnetere Leistung an beiden Enden des Spielfelds umzuwandeln, können sie genauso gut zu Hause bleiben." (Taktik-Analyse: Löw hat keine Lösung)

Die englischen Medien schießen sich vor allem auf die ideenlose Offensive der deutschen Nationalmannschaft ein. "England wird das Spiel gegen Frankreich studiert haben und sollte sich dadurch ermutigt fühlen. Löw fand kein Mittel, den Block von Didier Deschamps zu durchdringen, obwohl Deutschland zwei Drittel Ballbesitz hatte", ist in der Daily Mail zu lesen.

Auch die oftmals wacklige Abwehr ist bietet Angriffsfläche: Die Daily Mail berichtet von mangelndem Tempo in der Defensive des DFB-Teams - und zwar vor allem von einem Spieler: "Mats Hummels' fehlendes Tempo in der Abwehr muss England ausnutzen."

England muss sich vor DFB-Team trotzdem "in Acht nehmen"

Bei allem Optimismus dürfte den Engländern allerdings auch klar sein, dass Deutschland in der Geschichte immer eine Turniermannschaft war. In der Gruppenphase tat sich das DFB-Team oft schwer, um sich dann in jedem Spiel zu steigern. Außerdem ist Qualität vorhanden.

"England muss sich vor den deutschen Außenverteidigern in Acht nehmen", analysiert die Daily Mail: "Löw holt das Beste aus Joshua Kimmich und Robin Gosens heraus."

Die Medien warnen auch vor der starken Offensive mit Kai Havertz (den sie von Chelsea bestens kennen), Serge Gnabry und Thomas Müller. Das DFB-Team habe definitiv Spieler in den eigenen Reihen, die große Spiele entscheiden können.

Zum ersten Mal seit langer Zeit wird Deutschland bei einem großen Turnier wohl nicht als Favorit gegen England auf den Rasen gehen. Möglich ist bei der Verabredung mit dem Schicksal aber alles.

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