Abends im Stadion - am nächsten Morgen direkt gefeuert

Abends im Stadion - am nächsten Morgen direkt gefeuert
Abends im Stadion - am nächsten Morgen direkt gefeuert

Fußball-England ist in Ekstase: Das ganze Land fiebert auf das große Finale der EM hin, gegen Italien soll endlich der ebenso lang wie heiß ersehnte Titel her.

Seit 1966, seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft, wartet man im Mutterland des Fußballs auf den zweiten großen Triumph. Und die Sehnsucht ist längst in Begeisterung umgeschlagen, die Skepsis in Glaube. Kaum jemand auf der Insel verkörpert die ausgebrochene Euphorie dabei so sehr wie Nina Farooqi.

Die 37-Jährige schrieb in England nach dem Halbfinale der Three Lions gegen Dänemark Schlagzeilen, weil ihr Besuch im Wembley-Stadion weitreichende Folgen hatte: Er kostete sie ihren Job.

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Wie es dazu kam? Nur weil eine Freundin kurzfristig Tickets gewonnen hatte, durfte sie überhaupt in die Arena - eigentlich hätte sie aber arbeiten müssen. Weil die Personaldecke an jenem Tag bei ihrem Arbeitgeber Composite Prime, wo sie als Digital Content Producer tätig war, aber recht dünn war, machte sie sich wenig Hoffnungen auf eine kurzfristige Freigabe - also meldete sie sich kurzerhand krank.

"Der Fan in mir konnte nicht anders"

Die Erklärung für die Entscheidung ist simpel: "Fußball ist mein Leben", erklärte Farooqi in einem Interview mit dem Telegraph. Zuletzt stand England 1996 in einem Halbfinale der EM. Auch die Erinnerungen an das dramatische Aus gegen Deutschland im Elfmeterschießen trieben sie ins Stadion.

"Ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie ich auf dem Sofa meiner Mutter geweint habe, als Gareth Southgate (der heutige Nationaltrainer, Anm. d. Red.) seinen Elfmeter verschossen hat, und der Fußball-Fan in mir konnte einfach nicht anders", sagte sie weiter.

Das Problem: Ihr Gesicht war bei der TV-Übertragung des Spiels klar und deutlich zu erkennen - auf dem Heimweg am nächsten Morgen kam dann der Anruf vom Chef. Farooqi versuchte erst gar nicht, ihren Stadion-Besuch zu verleugnen. Sympathien habe ihr beim Arbeitgeber niemand entgegen gebracht, Fußball-Ekstase hin oder her.

"Ich bedauere es ein bisschen, niemand will gefeuert werden. Aber ich hätte es auch gehasst, das zu verpassen. Ich würde es wieder so machen", sagte der Fan. Fußball vor Job, ihre Prioritäten sind klar. Auf ihrem Instagram-Account wurde sie von diversen Fans für ihre Entscheidung gefeiert.

Arbeitgeber: Deshalb musste Farooqi gehen

Charlie Taylor, Direktor von Composite Prime, erklärte in der Daily Mail, dass Farooqis Entlassung alternativlos gewesen sei. Und: "Wenn uns die Möglichkeit gegeben worden wäre, hätten wir zum Besuch eines solch wichtigen Spiels ermutigt."

Die Lüge sei aber ein Vertragsbruch und als solcher nicht tolerierbar gewesen. Übrigens: Am Montagmorgen soll die Belegschaft frei bekommen - in der Hoffnung, dass ganz Fußball-England dann einen gehörigen Titel-Rausch zu verarbeiten hat.

Nina Farooqi würde von dieser Entscheidung ihrer Ex-Bosse nicht mehr profitieren. Sollte England tatsächlich die Europameisterschaft gewinnen, wird es der Vollblut-Supporterin, die auch als Fußball-Fotografin arbeitet, aber womöglich auch relativ egal sein.

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