Gesundheit geht vor Liebe zum Fußball: England verbietet Kopfball-Training für Kinder
In den USA gilt das Verbot schon lange, und nun zieht auch Großbritannien nach: Die Fußballverbände in England, Schottland und Irland haben beschlossen, Kopfbälle im Training mit Kindern unter 12 Jahren künftig zu verbieten. Viele Experten begrüßen die Entscheidung.
Schließlich warnen Ärzte schon seit Langem davor, dass Kopfbälle auf Dauer potentiell Gehirnschäden auslösen können. Dies bestätigte auch eine Untersuchung, die die Football Association (FA) gemeinsam mit der Spielergewerkschaft PFA vor Kurzem bei der Universität von Glasgow in Auftrag gegeben hat. Deren Ergebnis besagt, dass Fußballprofis im Vergleich zur britischen Gesamtbevölkerung mit einer 3,5 Mal höheren Wahrscheinlichkeit an einer degenerativen Gehirnerkrankung sterben.
Dementsprechend zogen die nationalen Fußballverbände in England, Schottland und Irland die Konsequenzen und beschlossen, dass Kinder unter 12 Jahren zukünftig keinen Kopfball mehr trainieren würden. Bei Jugendlichen bis 18 Jahren solle dies nur noch in Ausnahmefällen getan werden. Das berichten britische Medien wie die BBC.
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In Punktspielen bleiben Kopfbälle jedoch in allen Altersklassen weiterhin erlaubt. Die walisische FA will in den kommenden Monaten entscheiden, wie sie das Kopfball-Training bei Kindern und Jugendlichen zukünftig handhaben will.
Sportmediziner loben die Entscheidung
Ärzte in Großbritannien und auch Deutschland sahen diesen Schritt positiv. "Als Wissenschaftler denkt man, dass die Verantwortlichen sehr konsequent handeln. Es gibt mehr und mehr Gewissheit, dass Kopfballspielen zu potenziellen Symptomen führen kann, die mit Gehirnerschütterung zusammenhängen", sagte Dr. Ingo Helmich von der neurologischen Abteilung der Sporthochschule Köln im Interview mit #GABFAF, dem gemeinsamen Aktionsbündnis zur Förderung des Amateurfußballs.
Dr. Carol Routledge, die Direktorin der britischen Alzheimer Gesellschaft, sagte der BBC, dass die Reduzierung von Kopfbällen im Kinderfußball ein praktischer Schritt sei, um mögliche Risiken zu senken. Sie betonte jedoch wie viele ihrer Kollegen, dass noch viele weitere Studien notwendig seien, um einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Kopfbällen und Demenz nachzuweisen.
Das sagen bisherige Studien
Dies räumte auch Dr. Willie Stewart ein. Der Neuropathologe hatte die Studie der Universität Glasgow geleitet und begrüßte die Konsequenz, die die FA daraus gezogen hatte. “Es braucht noch viel Recherche, um die Faktoren zu verstehen, die zu dem gesteigerten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen bei Fußballern beitragen. Bis dahin ist es vernünftig, den einzigen bisher anerkannten Risikofaktor zu reduzieren.”
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Dass neurologische Krankheiten tatsächlich häufiger bei Profi-Fußballern auftreten, zeigen Studien schon seit den 1990er Jahren. 2005 hatte eine Studie aus Italien festgestellt, dass sie anfälliger für die seltene Nervenkrankheit amyotrophe Lateralsklerose (ALS) sind. Und 2017 hatte eine britische Studie herausgefunden, dass Fußballer ähnlich wie Boxer oder Football-Spieler häufiger Hirnschäden erleiden.
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