Englands Frauen feiern Halbfinale mit "Sweet Caroline"

Es war ein emotionaler Abend in Brighton. Kurz vor dem Aus drehten die "Lionesses" die Partie und zogen schließlich ins Halbfinale ein. Der Soundtrack zum Abend war natürlich "Sweet Caroline". Aber warum ausgerechnet dieser Song?

Tanzend ins Halbfinale: Die
Tanzend ins Halbfinale: Die "Lionesses" feiern ihren knappen Sieg gegen Spanien. (Bild: REUTERS/Dylan Martinez)

In der 83. Minute sah es gar nicht gut aus für die Gastgeberinnen dieser EM. Sie waren mit teilweise begeisternden Siegen durch die Vorrunde gerauscht, hatten Norwegen mit 8:0 demontiert und so die Euphorie um die Frauen-Europameisterschaft fast ins Unermessliche gesteigert. Doch dann kamen technisch starke Spanierinnen und zeigten der englischen Mannschaft mit ihrem Tiki-Taka Fußball die Grenzen auf. In der 54. Minute war es soweit: Esther traf zum 1:0 für die spanische Mannschaft und das Stadion wurde zum ersten Mal ganz leise.

Feierstimmung nach kurzem Schock

Dabei hatten die 30.000 meist englischen Fans zuvor jeden Ballgewinn und jede Aktion der "Lionesses" frenetisch gefeiert und nutzten das ganze Song-Repertoire des britischen Fußball-Popkultur. Dazu sollten sie dann später nach dem kurzen Schock doch noch ausreichend Gelegenheit bekommen. Denn in der 84. traf Toone zum umjubelten Ausgleich, nachdem ihr Russo den Ball nach einem umstrittenen Kopfballduell vorgelegt hatte. Den Fans wars egal, sie feiert das 1:1 mit dem Klassiker "Football's coming home", einst geschrieben zur Heim-EM 1996.

Und Grund zur Freude gab es auch nach der Verlängerung, als Georgia Stanway einfach mal aus der zweiten Reihe abzog und der hohe Ball im Tor der Spanierinnen einschlug. 2:1, kein Elfmeterschießen, sondern nur pure Freude auf der einen, bittere Tränen auf der anderen Seite. Die Melodie dazu war ein Neil Diamond Klassiker. Das ganze Stadion in Brighton feierte aus zu "Sweet Caroline". Doch warum eigentlich?

Schon bei der EM der Männer war der Song zum Hit unter englischen Fans geworden. Während des Turniers hatten die Anhänger der "Three Lions" den alten Softrock-Song immer wieder angestimmt, vor dem Halbfinale zwischen England und Dänemark im Wembley Stadion sangen ihn schließlich 60.000 Besucher*innen aus vollem Hals.

Inspiriert von einer Präsidenten-Tochter

Mit Fußball hat das Lied eigentlich nichts zu tun. Neil Diamond schrieb es im Jahr 1969 für seine damalige Frau Marcia. Inspiriert hatte ihn ein Foto von Caroline Kennedy, der Tochter des Präsidenten John F. Kennedy und seiner Frau Jackie. Musikwissenschaftler Paul Carr sagte der BBC, er glaube, es liege an der Nostalgie, die der Song bei vielen Menschen erwecke, dass er nun zu einer Sport-Hymne geworden sei. In der "BBC" sagte der Professor: "Die große Sache ist seine Einfachheit und da ist dieses gewisse Etwas in den Lyrics."

Dabei haben die englischen Fans den Song nicht für den Sport entdeckt. Im Baseball-Stadion der Boston Red Sox wird "Sweet Caroline" schon seit den Neunzigern gespielt. Damals brachte eine Angestellte des MLB-Clubs eine Tochter namens Caroline zur Welt. Seitdem hat auch das NFL-Team der Carolina Panthers aus naheliegenden Gründen das Lied übernommen. Und in der Premier League ist es bei Arsenal und Aston Villa in den Stadien regelmäßig zu hören.

"Good Times never felt so good" - das trifft zumindest auf die Engländerinnen und ihre Fans nach dem emotionalen Sieg über Spanien zu. Wenn es nach ihnen geht, würde der alte Hit noch mindestens zweimal vom ganzen Stadion gesungen werden: Im Halbfinale gegen Belgien oder Schweden - und im Finale am 31. Juli im Wembley Stadion.

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