Erdbeeren, heiliger Rasen und andere Wimbledon-Traditionen

Es ist wieder soweit: Vom 1. bis zum 14. Juli findet in London die 133. Ausgabe der Wimbledon Championships statt (im LIVETICKER bei SPORT1).

Das prestigeträchtige Tennisturnier ist geprägt von außergewöhnlichen Traditionen, die sich bis heute halten. Was hat es mit den Erdbeeren mit Sahne auf sich? Und was versteht man unter "Queue"?

SPORT1 beantwortet die zehn spannendsten Fragen zum Grand-Slam-Turnier.

1. Was ist Wimbledon?

Als Wimbledon Championships - kurz Wimbledon - wird das älteste und prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt bezeichnet. Es ist neben den Australian Open, French Open und US Open eines der vier Grand-Slam-Turniere.

Seinen Namen hat der Wettbewerb von seinem Veranstaltungsort. Das Turnier findet traditionell in Wimbledon statt, einem Bezirk im Südwesten Londons. Ursprünglich wurde in der Worple Road gespielt. 1922 folgte der Umzug in die Church Road, wo bis heute gespielt wird.

Regen gehört in Wimbledon einfach dazu. Traditionell kommt es wegen des Wetters immer wieder zu Spielunterbrechungen, daher müssen die Tennisprofis viel Geduld mitbringen und die Spannung lange aufrechterhalten können. Körperliche und mentale Fitness werden in Wimbledon daher besonders großgeschrieben. (Wimbledon-Spielplan der Herren und Damen 2019)

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2. Was ist der "Heilige Rasen"?

Bei Wimbledon handelt es sich nicht nur um das älteste Grand-Slam-Turnier, sondern auch das einzige, das auf Gras gespielt wird. Die Plätze - die auch als "Heiliger Rasen" bezeichnet werden - sind zu 100 Prozent mit mehrjährigem Weidelgras bepflanzt und werden gehegt und gepflegt: Auch während des Turniers wird der Rasen gestutzt - und zwar auf exakt acht Millimeter.

Der "Heilige Rasen" bringt ganz bestimmte Eigenschaften mit sich, die von manchen Spielern geschätzt und von anderen sehr gefürchtet werden. Rasen gilt als schnellster Belag: Die Bälle springen sehr flach ab und beschleunigen schnell. Dadurch kommt es - anders als auf Asche - kaum zu langen Ballwechseln.

Im Vergleich zu einigen Plätzen anderer Grand-Slam-Turniere haben die Spielfelder in Wimbledon keine speziellen Namen. Allerdings wird der ehemalige Court 2 auch als "Graveyard of the Champions" (Friedhof der Stars) bezeichnet, da dort viele Stars wie John McEnroe, Jimmy Connors, Andre Agassi und Serena Williams sensationell scheiterten.

3. Seit wann gibt es Wimbledon?

Wimbledon wurde bereits 1877 erstmals im All England Croquet and Lawn Tennis Club ausgetragen. Damit ist es das älteste Tennisturnier der Welt. Zum Vergleich: Das zweitälteste Grand-Slam-Turnier - die US Open - fanden erst vier Jahre später, also 1881, zum ersten Mal statt.

Zunächst waren für den Wettbewerb nur Männer zugelassen. 1884 wurden schließlich das Dameneinzel und das Herrendoppel eingeführt. Seit 1913 gibt es auch das Damendoppel sowie Mixed. Im Fernsehen konnte man Wimbledon erstmals 1937 verfolgen.

4. Wer darf teilnehmen?

Bei den Herren und Damen duellieren sich jeweils 64 Tennisprofis um den begehrten Titel. 32 Spieler sind dabei gesetzt. Wer zum Teilnehmerfeld gehört, entscheidet sich bei den Damen anhand der offiziellen Weltranglistenposition. Bei den Herren werden zudem die erspielten Punkte auf Rasen innerhalb des letzten Jahres miteinbezogen.

16 Startplätze werden in der Qualifikation unter 128 Teilnehmern ausgespielt. Die Quali findet allerdings nicht an der berühmten Church Road statt, sondern ist in den Stadtteil Roehampton ausgelagert.

5. In welchem Modus wird gespielt?

Bei den Damen wird, wie allgemein im Tennis üblich, auf zwei Gewinnsätze gespielt. Bei den Herren hingegen wird im Best-of-Five-Modus gespielt. Für einen Sieg sind demnach drei Gewinnsätze notwendig. Im Regelwerk gibt es eine wichtige Änderung: Auch in Wimbledon gilt nun die Tie-Break-Regelung. Der fünfte Satz wird beim Stand von 12:12 im Tie-Break entschieden.

Der Titelverteidiger eröffnet am Montag auf dem Center Court traditionell den Spielbetrieb. Die Vorjahressiegerin bei den Damen beginnt am Dienstag ebenfalls auf dem Center Court. Am ersten Sonntag, dem "Middle Sunday", ist traditionell spielfrei. Am "Manic Monday", also dem Tag darauf, finden dafür alle Achtelfinals der Damen und Herren statt.

6. Was bekommt der Gewinner?

Das Preisgeld im Jahr 2019 beträgt 38.000.000 Pfund Sterling, umgerechnet rund 42.500.000 Euro. Das sind knapp zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Einzelsieger erhalten für ihren Triumph 2.350.000 Pfund Sterling. Die Siege im Doppel und Mixed werden mit 540.000 bzw. 116.000 Pfund Sterling belohnt.

7. Warum tragen die Spieler alle weiß?

In Wimbledon ist es vorgeschrieben, dass 90 Prozent der Spielkleidung weiß sein müssen. Ursprünglich wurde die Regel eingeführt, um Schweißflecken zu verstecken.

8. Wer hat die meisten Siege eingefahren?

Rekordsiegerin an der Church Road ist die gebürtige Tschechin Martina Navrátilová mit neun Einzelsiegen zwischen 1978 und 1990. Bei den Männern hält Roger Federer den Rekord. Der "Maestro" gewann zwischen 2003 und 2017 achtmal. (Alle Sieger in Wimbledon seit 1877)

9. Warum sind Erdbeeren mit Sahne so populär?

In Wimbledon ist es ein Klassiker, dass man als Zuschauer Erdbeeren mit Sahne isst. Pro Turnier werden rund 28.000 Kilogramm Erdbeeren und 7.000 Liter Sahne verzehrt. Bei den Erdbeeren gibt es genaue Regeln: Jede Erdbeere darf höchstens 12 bis 13 Gramm wiegen.

Ihren Ursprung als fester Bestandteil Wimbledons hat die süße Delikatesse im 19. Jahrhundert. Während des viktorianischen Zeitalters waren Erdbeeren mit Sahne ein absolutes Muss auf jeder Gartenparty. Als die Oberschicht dann auch das Tennisturnier von Wimbledon für sich entdeckte, war es eine Selbstverständlichkeit, dass diese ihren geliebten Snack mitbrachte. Zum Kauf wurden Erdbeeren mit Sahne erstmals bei der 16. Auflage (1893) angeboten - und seitdem sind sie nicht mehr aus dem Rasen-Mekka wegzudenken.

10. Was ist die "Queue"?

Im Vergleich zu anderen Grand-Slam-Turnieren kann man in Wimbledon nur sehr schwer Karten erwerben. Der Großteil der Karten wird wegen der großen Nachfrage verlost. Doch man kann sich auch in die weltberühmte Schlange am Kassenhaus stellen - die sogenannte "Queue". Viele Fans übernachten sogar dort, um am nächsten Tag Tickets zu ergattern.