"Eric, der Aal": Als ein Olympia-Starter fast im Becken ertrank

Der "Aal" hat etwas an Gewicht zugelegt, doch im Wasser fühlt er sich nun deutlich wohler.

Eric Moussambani, der sich bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney über zwei endlos lange Bahnen mit letzter Kraft und höchst unorthodoxem Schwimmstil ins Ziel und in die Herzen der Fans kraulte, verdient heute sein Geld mit dem Schwimmsport.

"Ich bin ein Nationaltrainer des Schwimmverbandes von Äquatorialguinea, mein Leben hat sich komplett verändert", sagte der 42-Jährige im Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP.

An jenen olympischen 100-m-Vorlauf am 19. September vor 20 Jahren erinnert sich Moussambani nur zu gern zurück.

Ein bisschen Spott und viel Lob

Es habe "natürlich auch Spott" gegeben, aber vor allem hätten sich die Menschen bei ihm bedankt, weil er, der erste Olympia-Schwimmer seines kleinen Landes, "die Stärke des olympischen Geistes" repräsentiert habe.

Dieses besondere Gemeinschaftsgefühl erfuhr aber auch er selbst am eigenen Leib. Eigentlich wollte Moussambani in Bermuda-Shorts an den Start gehen, doch ein südafrikanischer Trainer hielt ihn auf und sagte: "Du siehst aus, als ob du zum Strand gehst." Er gab dem völlig überforderten Athleten eine professionelle Schwimmausrüstung.

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Im Wasser des Aquatic Centre musste sich Moussambani alleine quälen, weil seine Vorlauf-Mitstreiter disqualifiziert worden waren. Von den Rängen übertrug sich aber eine gewaltige Energie. Die 17.000 Fans blickten gebannt ins Becken und trugen den Schwimmanfänger, der auf den letzten Metern unterzugehen drohte, förmlich ins Ziel.

Die Zeit: 1:52,72 Minuten. Am selben Tag schwamm der Niederländer Pieter van den Hoogenband in 47,84 Sekunden Weltrekord auf dieser Strecke. Doch der heimliche Star war Eric "The Eel" (der Aal), wie Moussambani hinterher von Medien getauft wurde.

Schwimmen im Hotel-Pool gelernt

Erst zwei Jahre vor seinem großen Auftritt hatte der Afrikaner schwimmen gelernt. Ein 50-m-Becken sah er erstmals in Sydney, trainiert hatte er für Olympia in einem Hotelpool von 5.00 bis 6.00 Uhr am Morgen. In der anderen Zeit sei der Pool "für die Gäste reserviert" gewesen, erinnerte sich Moussambani.

Er profitierte von einem Entwicklungsprogramm des IOC, nur deshalb durfte er überhaupt nach Sydney reisen. Sportlich hätte er sich niemals qualifizieren können.

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Heute besitzt Äquatorialguinea zwei auf Olympiamaße genormte Schwimmbecken - und einen Nationaltrainer, dessen Olympia-Erlebnisse Inspiration und Motivation für junge Athleten sind. "Ich verlange von ihnen viel Mut, denn im Leben musst du hartnäckig sein, um deine Ziele zu erreichen", sagte Moussambani.

Er hat es ihnen vorgemacht.