Ernährung in der Liga: Vergiss das Schwein!

Von Jens Fischer

So ernährt sich die Bundesliga! Weg von Kohlenhydraten, hin zu gesundem Essen (Instagram)

Was ist los in der Liga? Kein Fleisch, kein Zucker. Dafür Quinoa und vegan. Die Sportler sind   begeistert, die Ärzte auch. In der Bundesliga wird umgedacht.

Wenn nur dieser blöde Bart nicht wäre. Dann würde man bereits am Gesicht des Darmstädters Marco Sailer erkennen, wie fit er ist. Und das hat einen ganz plausiblen Grund: Der Flügelflitzer des hessischen Aufsteigers ernährt sich seit geraumer Zeit vegan, ein Trend, der in der Bundesliga immer weiter um sich greift. „Ich fühle mich fitter, stärker, einfach besser“, sagt Sailer. Verantwortlich für Sailers Ernährungswandel sei in erster Linie seine Freundin, aber natürlich werden auch Ärzte eine gewisse Rolle gespielt haben.

Klar ist, dass sich der 29-jährige Sailer auf Anraten der Darmstädter Medizinabteilung bei seiner Ernährung auf hochwertige Nahrungsergänzungsmittel verlässt, vegane Eiweißriegel zum Beispiel. Sailer selbst ist begeistert davon: Er regeneriere schneller. Und auch die Blutwerte seien merklich besser.

The trend is your friend: No carbs, no sugar

Vom Aufsteiger Darmstadt zum vermeintlichen Hungerhaken der Liga: Thomas Tuchel. Nicht wenige waren erschrocken, als Tuchel nach seinem sogenannten Sabbatjahr wieder auf der Bühne der Bundesliga auftauchte. Schmal wie nie, ausgezehrt, asketisch – so nahmen ihn die Beobachter wahr. Beinahe musste man sich Sorgen machen. Auch deshalb sah sich Tuchel genötigt, auf sein verändertes Aussehen näher einzugehen. „Ich verzichte auf Kohlenhydrate und gehe regelmäßig schwimmen. Da purzeln die Pfunde“, sagte er. In der Tat. Ein so erfolgreiches Ess-Konzept offenbar, dass er dieses zusammen mit seinen Medizinern in Dortmund gleich zur Anwendung brachte.

In erster Linie schien Mats Hummels davon zu profitieren. Er trage das Laster des Frustessens mit sich, sagte Hummels einmal. „Das war gewichtsmäßig eine Katastrophe von mir“. Und auch Kollege Ilkay Gündogan, offenbar ein leidenschaftlicher Schokoladen-Esser, wurde eingebremst. Bei Jürgen Klopp wurde noch gefuttert, jetzt sagt Gündogan: „Das Trainer bringt in dieser Hinsicht sehr viel mit.“ No sugar anymore!

Olivenöl und Butter? Lein- und Walnussöl!

Konkret: Tuchel veranlasste in Dortmund einen Ernährungswandel. Weniger bis keine Pasta, keine leckeren Postres, dafür fettarm und jede Menge Vollkorn. „Thomas Tuchel ist sehr akribisch und extrem motiviert. Ein wichtiger Punkt ist sicher auch die Ernährung“, so Sportdirektor Michael Zorc. Daher: Olivenöl und Butter. Finger weg! Lein- und Walnussöl muss es sein. „Normale Milch konsumiere ich beinahe gar nicht mehr, Käse auch viel weniger. Und ich versuche nicht jeden Tag Fisch oder Fleisch zu essen“, so Hummels.

Auch andere Bundesligisten haben umgedacht. In Frankfurt sind vor einem Spiel Milchprodukte verpönt, die Zeiten von Brot und Kuchen sind ebenfalls vorbei. Nun gibt es unter Fitnesstrainer Christian Kolodziej eher Soja, Dinkel oder auch einmal das Wunderkorn Quinoa. „Generell ist tierische Ernährung für den Körper nicht gut“, sagt Kolodziej bei sportschau.de. „Führende Universitäten empfehlen eine pflanzliche Ernährung und raten nicht umsonst von Milchprodukten ab, die für den Säure-Base-Haushalt schädlich sind.“

Man sieht: In der Bundesliga findet gerade ein großer Wandel statt - in Sachen Ernährung, vor dem Spiel, während, aber auch bei der Rehabilitation, bei Verletzungen. Aufbauende Drinks und Energieriegel werden nun verordnet, vorbei die Zeiten, als den Sportlern kiloweise Bananen verabreicht wurden. Von Schwein mag man schon gänzlich nicht mehr reden.