Erst Tränen, dann Wut: Hoeneß sauer auf Bayern-Fans

Der Tagesordnungspunkt 9 hat die Führungsriege des FC Bayern auch in diesem Jahr in Angst und Schrecken versetzt.

Er lautete: "Verschiedenes" und beinhaltete 14 Wortmeldungen von Bayern-Mitgliedern.

Unvergessen, wie im Vorjahr FCB-Anhänger Johannes Bachmayr in Richtung des damaligen Präsidenten Uli Hoeneß wetterte, woraufhin es Applaus für ihn und Buh-Ruhe für Hoeneß gab.

Rummenigge und Salihamidzic unter Beschuss

Auch in diesem Jahr hatten es die Wortmeldungen in sich. Zwar gab es Konstruktives (Katar-Diskussion) und Positives (Lob für Uli Hoeneß und seine Frau Susanne, für rote Trikots).

Wie schon 2018 gab es aber erneut viel Kritik – teilweise unter der Gürtellinie. Der Zorn einiger FCB-Mitglieder richtete sich diesmal vor allem gegen Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der im kommenden Juli in den Vorstand aufsteigen wird.

Eine Gastrednerin attackierte Rummenigge und empfahl ihm, darauf zu achten, wie man mit "Mitmenschen" umgehe. Sie kritisierte dessen Wortwahl im Umgang mit Ex-Trainer Niko Kovac und dem früheren Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld ("Fußball ist keine Mathematik"). Sie sagte abschließend: "Wir sind alle froh, dass unser Oliver Kahn kommt."

Rummenigge: Gebt Salihamidzic eine Chance

Ein Gastredner, der für seine polemische Rede von den eigenen Fans sogar ausgebuht wurde, warf Salihamidzic "fehlende Eloquenz" vor, kritisierte dessen Transfers, sagte zudem: "Ein großer Redner wirst du nicht mehr". Spöttisch empfahl er dem Bosnier einen "Rhetorik-Kurs", während dieser bis zum Schluss in der ersten Reihe sitzen blieb.

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Rummenigge lehnte sich dagegen vehement auf: "Keiner, der über ihn schreibt und keiner, der sich in den sozialen Medien über ihn auskotzt, kennt ihn. Er ist super engagiert (…) Ich bitte Sie, mit diesen Themen in Zukunft sensibler umzugehen. Deutsch ist nicht seine Heimatsprache. Uli war die Benchmark für alle. Glauben Sie mir eins: Hasan ist auf einem guten Weg, geben Sie ihm die Chance."

Für Ehrenpräsident Hoeneß, der zuvor den Abend über immer wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte, waren die diesjährigen Wortmeldungen erneut zu viel des Guten!

Hoeneß sauer auf Bayern-Fans

Erbost und enttäuscht zeigte er sich auf der anschließenden Pressekonferenz. Von Erleichterung und Freude über seinen emotionalen Abschied kaum eine Spur mehr. Die kritischen Stimmen machten ihm zu schaffen. Zuvor habe er sich "sauwohlgefühlt".

"Die Veranstaltung war fantastisch, bis zu den Wortmeldungen. Dann kam wie immer das reine Chaos, da muss man sich was einfallen lassen", so Hoeneß.

Er gab zu: "Ich war kurz davor, auf die Bühne zu gehen. Wir lassen uns von ein paar Krakelern die ganze Sache nicht kaputtmachen, aber beschädigen – unter dem Deckmantel Demokratie und freie Meinungsäußerung. Da kommen Fragen und Vorwürfe, die so hanebüchen sind."

Hoeneß: "Ich habe langsam das Gefühl, dass die Wortmeldungen eine Bühne sind, um sich zu produzieren. Da hat ja ein gewisser Herr voriges Jahr für Furore gesorgt. Da waren wir nicht vorbereitet. Wenn es den Leuten partout nicht gefällt bei uns, gibt es immer die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben."

Nochmal der Ex-Präsident zum Thema Wortmeldungen: "Wenn es 20, 30, 50 sind, die so unzufrieden sind mit dem FC Bayern, weil sie da gar nicht weiterkommen, dann bleibt doch zu Hause und gebt eure Mitgliedschaft zurück. Dann haben wir wieder Ruhe. Es ist doch keiner gezwungen, Mitglied bei Bayern München zu sein."

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Hoeneß wettert gegen Social-Media-Kritiker

Hoeneß hatte auch eine Meinung zu ausfallender Kritik in den sozialen Medien, die auch ihn in den vergangenen Monaten traf: "Da kotzen sich viele aus, die in ihrem Leben noch nie Verantwortung hatten, meistens nicht mal für die Kehr-Woche in ihren Wohnblock. Denen gibt man eine Plattform und sie werden natürlich auch von geschickten Medien-Abteilungen provoziert, schon habe ich einen Shitstorm."

Der 67 Jahre alte Weltmeister von 1974 gab zu: "Das hat jemanden wie mich extrem getroffen. Wenn du dich dagegen nicht wehrst, machen sie mit dir, was sie wollen."

Hoeneß weiter: "Das ist eine ganze Gruppe, die sich da aufgeilt und hochpusht. Je höher der Sturm, desto mehr Shit kommt dabei heraus. Ich kann das alles nicht mehr ernst nehmen. Ich muss ehrlich sagen: Bei mir auf dem Berg kommt das gar nicht an mich dran. Ich wache morgens mit guter Laune auf. Ich bin auch nicht vegan. Ich bin froh, dass ich nicht in Aleppo aufwache."