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Everton in Aufruhr, Reds irritiert - darum polarisiert Benítez so

Everton in Aufruhr, Reds irritiert - darum polarisiert Benítez so
Everton in Aufruhr, Reds irritiert - darum polarisiert Benítez so

Der Anblick ist noch etwas ungewohnt.

Beim offiziellen Fototermin musterte Rafael Benítez dieses blau-weiße Stück Stoff mit dem Logo seines neuen Klubs ganz genau, nachdem er den Schal des FC Everton mit einem leichten Lächeln in die Kamera gehalten hatte.

Dass der frühere Erfolgscoach des FC Liverpool ausgerechnet beim Erzrivalen als neuer Coach anheuerte, birgt eine gewisse Brisanz.

"Ich weiß, was es für die Evertonians bedeutet", sagte Benítez in seinem ersten Interview mit dem Klub-TV. "Ich weiß, was es für die Menschen in der Stadt bedeutet und welche Leidenschaft sie haben. Ich denke, es ist entscheidend für uns, die Fans hinter uns zu haben."

Protest-Plakat gegen Benítez sorgt für Aufregung

Doch die Anhänger der Toffees reagierten gespalten auf die Unterschrift des 61-jährigen Spaniers bis 2024. Schon vor der offiziellen Verkündung am Mittwoch sorgte ein Plakat in der Nähe von Benítez Wohnsitz für Wirbel. "Wir wissen, wo du wohnst, unterschreibe nicht", war darauf zu lesen.

Dass der oder die Urheber das Banner allerdings nicht direkt an Benítez' Haus anbrachten, sorgte für Stirnrunzeln bei der Polizei, die dennoch Ermittlungen einleitete.

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"Wegen der verwendeten Fußball-Sprache vermuten wir, dass es an Rafa Benítez gerichtet war - wer es aber angebracht hat, hat es wohl am falschen Haus getan", sagte ein Sprecher der Merseyside Polizei.

Zugleich distanzierten sich einige Fans der Toffees in den sozialen Medien von dem Banner. Dennoch ist die Anhängerschaft gespalten, da einige einen abfälligen Kommentar des damaligen Liverpool-Trainers Benítez nicht vergessen haben.

"Kleiner Klub": Alter Spruch holt Benítez ein

Nach einem torlosen Merseyside-Derby 2007 bezeichnete Benítez Everton als "kleinen Klub". Der Spanier sprach anschließend aber von "einem Fehler" und wollte seinen Spruch als Kritik an der Herangehensweise von Everton-Trainer David Moyes verstanden wissen.

Benítez versuchte jetzt bei seinem Amtsantritt, mit markigen Worten die Anhängerschaft für sich zu gewinnen. "Ich bin hier, ich werde für meinen Verein kämpfen, ich werde versuchen, jedes einzelne Spiel zu gewinnen und es spielt keine Rolle, wer die Gegner sind oder die Rivalen", betonte Benítez.

Der Spanier verwies auf seine bisherigen Stationen, die neben Liverpool unter anderem Real Madrid, Valencia und Neapel hießen.

"Warum mich viele Fans in vielen dieser Städte lieben, ist, weil ich alles für sie gegeben habe. Wenn man das in diesem Kontext betrachtet, ist es ganz klar, dass ich das auch für Everton tun werde", unterstrich Benítez.

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Benítez-Personalie spaltet angeblich Everton-Vorstand

Die englische Presse sah den Benítez-Deal auch kritisch und als besondere Herausforderung für den 61-Jährigen, der bis Januar Dalian Professional in China trainiert hatte.

"Benítez versucht, feindselige Everton-Fans für sich zu gewinnen", schrieb etwa der Telegraph. Beim Express hieß es: "Rafa-Deal spaltet Goodison." Und der Daily Star titelte in Anlehnung an die Liverpooler Fan-Hymne "You'll Never Walk Alone": "Du wirst immer alleine gehen - Rafa entfacht Streit."

Der ehemalige Everton-Coach Sam Allardyce meinte bei Sky Sports: "Er wird definitiv das Fanlager spalten. Es gibt keinen Zweifel daran. Und mir ist zu Ohren gekommen, dass es auch den Vorstand gespalten hat. Einige der älteren Vorstände sind nicht glücklich mit dieser Entscheidung, wie ich gehört habe. Aber das ist natürlich nur ein Gerücht."

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Liverpool-Fans beobachten Everton-Unruhe

Beim Erzrivalen Liverpool nahm man den Wirbel um die Verpflichtung von Benítez derweil laut Berichten des Liverpool Echo weitgehend schulterzuckend zur Kenntnis.

Die meisten Reds-Anhänger hätten irritiert beobachtet, wie Everton-Besitzer Farhad Moshiri mit der umstrittenen Personalie für Unruhe innerhalb der Toffees-Fangemeinde gesorgt hatte.

An der Anfield Road genießt Benítez nach wie vor hohes Ansehen. Mit dem Triumph im Champions-League-Finale 2005 trotz eines 0:3-Pausenrückstands gegen den AC Mailand verewigte sich der Coach in der Klub-Historie.

Benítez wird wie Klopp via Banner gefeiert

Er gehört zu den Trainern, die neben Jürgen Klopp, Bill Shankly, Bob Paisley, Joe Fagan und Kenny Dalglish vor jedem Heimspiel via Banner in der Fankurve "The Kop" gefeiert werden. (Spielplan der Premier League)

Auch wenn sein Engagement beim LFC vor elf Jahren endete, wurde Benítez bei späteren Gastspielen, etwa als Coach von Newcastle United, vom Publikum mit einem warmen Empfang bedacht.

Es bleibt abzuwarten, ob dies auch am 34. Spieltag beim Merseyside-Derby an der Anfield Road der Fall sein wird - zumal in der englischen Presse bereits darüber spekuliert wird, ob sich Benítez überhaupt bis April 2022 auf dem Everton-Schleudersitz halten kann.