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Ex-BVB-Spielerin klagt an: "Man wurde gebrochen"

Ex-BVB-Spielerin klagt an: "Man wurde gebrochen"
Ex-BVB-Spielerin klagt an: "Man wurde gebrochen"

Als Trainer der Bundesliga-Handballerinnen von Borussia Dortmund wurde André Fuhr vor eineinhalb Wochen freigestellt - nun hat die erste frühere Spielerin öffentlich darüber gesprochen, warum sie die Menschenführung des Coachs als fragwürdig empfand.

Während die Nationalspielerinnen Amelie Berger und Mia Zschocke, deren Kündigung Stein des Anstoßes war, ihre konkreten Vorwürfe gegen Fuhr nur hinter verschlossenen Türen angesprochen haben, hat sich nun die schwedische Kreisläuferin Clara Monti Danielsson zu Wort gemeldet und ihre Erfahrungen mit dem Ex-Coach geschildert.

Ex-BVB-Spielerin mit teils verstörenden Schilderungen

In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Medium SVT berichtet die 30 Jahre alte Danielsson, die von 2020 bis 2021 für den BVB spielte, teils Verstörendes: „Jede Woche hat jemand aus dem Team geweint. Ich habe noch nie so etwas gesehen. Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die mental so erschöpft und ausgepowert waren.“

Als Beispiel nannte Danielsson einen Vorfall nach einer Partie, nach der Fuhr seine Spielerinnen um Feedback gebeten hätte - und eine Akteurin angeschrien hätte, als die geantwortet hätte: „Normalerweise hätte ich sie unterstützt, denn ich stimmte mit ihren Worten überein. Aber ich habe es nicht getan, und dafür schäme ich mich so sehr. Ich konnte es nicht ertragen. Denn ich wusste, wenn ich diesen Kampf annehmen würde, müsste ich mit dem Trainer streiten und würde das ganze Training über angeschrien werden, und das konnte ich nicht ertragen.“

„Man wurde langsam, aber sicher gebrochen“

Auch Danielsson selbst sei einmal vom Trainer angebrüllt und in der Halbzeitpause beschimpft worden: „Dann bekam ich Tränen in den Augen und mir wurde gesagt: ‚Wirst du jetzt anfangen zu weinen? Glaubst du, es wird es besser machen? Dass du in der zweiten Halbzeit performen wirst, wenn du das machst?‘“

Sie hätte erwidert, dass sie in der zweiten Halbzeit ihren Frust zum Vorteil nutzen wollte, woraufhin Fuhr entgegnet haben soll: „Vielleicht sollte ich dich jedes Mal zum Weinen bringen, wenn du nach dem Weinen besser abschneidest.“

Fuhr hätte systematisch einen psychischen Druck auf die Spielerinnen ausgeübt, der in der Summe das Maß des Akzeptablen überschritten hätte: „Es waren keine schrecklichen Dinge. Es waren Kleinigkeiten, die kaum erwähnenswert waren, aber so hatte er es im Griff. Es war eine kontrollierte Umgebung. Man wurde langsam, aber sicher gebrochen.“

Danielsson wirft auch Fragen an Borussia Dortmund auf

Danielsson, jetzt aktiv bei Chambray Touraine in Frankreich, äußert auch implizit den Vorwurf, dass den BVB-Verantwortlichen früher hätte auffallen können, dass etwas im Argen gelegen wäre: „Jedes Jahr gab es zehn Mädchen, die gegangen sind, und es ist ein klares Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Ich weiß, dass sich mehrere Leute mental wirklich schlecht gefühlt haben und während und nach der Saison mit Psychologen gesprochen haben. Zwei der Spielerinnen haben ganz mit den Handball aufgehört, sind aber jetzt wieder zurück. Es gab eine Menge Leute, die den Tiefpunkt erreicht haben“, kritisiert sie.

Fuhr wurde am 19. September vom BVB freigestellt, sein Vertrag läuft aber noch und der Verein betonte ausdrücklich, damit keine „Vorverurteilung“ Fuhrs vorgenommen zu haben.

Der 51 Jahre alte Fuhr, der im Zuge des Wirbels auch einen Nachwuchstrainer-Job beim DHB aufgab, teilte den Ruhr Nachrichten mit, dass er Danielssons Schilderungen nicht kommentieren würde.