Ex-Kollege kann Guardiolas Verwandlung nicht verstehen

Wenn Pep Guardiola über Fußball spricht, werden Fans, Spieler und Experten hellhörig.

Wenn der Trainer von Manchester City jedoch über Politik spricht, stößt er auf deutlich weniger Begeisterung. Der spanische Erfolgscoach setzt sich seit Jahren für die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien ein und muss dafür immer wieder auch Kritik einstecken.

Dabei setzte sich der heute 49-Jährige früher bei weitem nicht so intensiv für seine politische Sichtweise ein, wie ein ehemaliger Weggefährte nun berichtete. "Ich kann mich an 1992 erinnern, als Guardiola über politische Dinge mit uns auf sehr gemäßigte Art geredet hat. Wir konnten darüber sogar gut gemeinte Witze machen", sagte Santiago Canizares im Interview mit Mister Chip.

Der einstige Torhüter von Real Madrid spielte mit Guardiola in der spanischen Nationalmannschaft zusammen. Von den lockeren Gesprächen der Vergangenheit sei nichts mehr übrig: "Jetzt ist alles widerlich, wir tolerieren uns gegenseitig nicht mehr." Dabei habe sich Guardiola damals nie gegen Einsätze für das spanische Nationalteam gewehrt - wie es Oleguer einst getan habe (dieser spielte für die katalonische Auswahl, die von FIFA und UEFA nicht offiziell anerkannt wird).

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"Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist, ich habe den Kontakt verloren", sagte Canizares über Guardiola. Der Ex-Keeper berichtetet zudem, dass die Olympia-Mannschaft von '92 eine gemeinsame Chat-Gruppe habe, der alle ehemaligen Spieler angehörten - außer Guardiola.

Tebas: Guardiola hat von Politik "leider keine Ahnung"

"Ich fühle mich nicht gut, wenn er schlecht über Spanien spricht. Ich habe mit ihm im Nationalteam gespielt und wir haben geweint, als wir in Boston ausgeschieden sind (WM 1994 in den USA, Anm.). Ich weiß nicht, wann sein Gehirn verformt wurde", sagte Canizares.

Guardiola nahm in den letzten Jahren immer wieder an Demonstrationen teil und sprach sich in diversen Interviews für die Löslösung Kataloniens von der spanischen Zentralregierung aus. Er ließ sich sogar - wenn auch nur symbolisch - für ein separatistisches Parteienbündnis zur Wahl aufstellen.

Nach ihrer Verhaftung besuchte er 2018 zudem diverse katalonische Politiker im Gefängnis.

Fernando Tebas, Präsident der spanischen Fußballliga, sagte zu Guardiolas Verhalten einst: "Er weiß sicher einiges über Fußball, aber von Politik hat er leider absolut keine Ahnung." Ähnlich sieht es nun auch Canizares: "An welchem Punkt hat sich Guardiola verändert? Was bewegt ihn dazu? Er hat es nicht in seinem Herzen, er ist kein schlechter Kerl. Ich weiß nicht, wer seine politisches Gehirn kontrolliert, ich verstehe es nicht."