Ex-„Wonder Woman“ Lynda Carter verteidigt die Superheldin gegenüber Kritikern

„Wonder Woman des Amazons“, gespielt von Lynda Carter. (Photo: Getty)
„Wonder Woman des Amazons“, gespielt von Lynda Carter. (Photo: Getty)

Falls Sie es verpasst haben: Die Vereinten Nationen haben im Oktober eine Kampagne gestartet, für die die Comic-Superheldin Wonder Woman zur UN-Sonderbotschafterin zur Stärkung von Frauen und Mädchen ernannt wurde. Dafür veröffentlichte die Sprecherin der Vereinten Nationen, Courtney Simmons, eine Stellungnahme, in der stand: „Wonder Woman steht für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, seit 75 Jahren ist sie für viele eine motivierende Kraft und wird dies auch nach dem Ende ihrer Arbeit als Sonderbotschafterin weiter sein.“

Die Vereinten Nationen luden zu einer Veranstaltung sogar zwei Frauen ein, die Wonder Woman gespielt hatten – Lynda Carter, die die Figur in der TV-Serie aus den 70er Jahren verkörperte, und Gal Gadot, die sie in der neuen Filmadaption spielen wird – um die neue Botschafterin mit Superkräften zu feiern. Ein Sprecher von DC Entertainment, der Firma, die den originalen Comic mit Wonder Woman herausbrachte, sagte, das Unternehmen sei über die Zusammenarbeit „sehr erfreut“. Es schien wir ein glorreicher Sieg. Aber die Freude währte nicht lange.

Lynda Carter, die in den 70ern Wonder Woman spielte, hat das Gefühl, die Figur wird von Leuten missverstanden, die versuchen, „sie in eine Schublade zu stecken“. (Bild: Getty)
Lynda Carter, die in den 70ern Wonder Woman spielte, hat das Gefühl, die Figur wird von Leuten missverstanden, die versuchen, „sie in eine Schublade zu stecken“. (Bild: Getty)

Mitte Dezember verkündeten die Vereinten Nationen nun, dass sie Wonder Woman als Botschafterin für „Girl Power“ fallen lassen. Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem es viel Wirbel um die Wahl der Figur gegeben hatte – es gab sogar eine Petition, die von über 45.000 Menschen unterschrieben wurde, in der es hieß: „Eine vollbusige weiße Frau mit unmöglichen Proportionen, deren knappes Outfit lediglich aus einem schimmernden Body mit dem Motiv der amerikanischen Flagge und kniehohen Stiefeln besteht“ sei kein geeignetes Vorbild und würde nicht adäquat „Geschlechtergerechtigkeit“ repräsentieren.

Jetzt verteidigte Carter, die erste Frau, die Wonder Woman spielte, die Ehre der Superheldin und erklärte, warum sie durchaus ein starkes Vorbild für Frauen und Mädchen aller Rassen und Ethnien ist. In einem Interview mit der „New York Times“ fragte sie: „Wer sagt, dass Wonder Woman ‚weiß‘ ist? Ich bin Halb-Mexikanerin. Gal Gadot stammt aus Israel. Die Figur ist eine Amazonen-Prinzessin und keine ‚amerikanische‘. [Kritiker] versuchen, sie in eine Schublade zu stecken, aber das passt für sie nicht.“

Heute in NYC: Veranstaltung #WithWonderWoman bei der es um Gleichberechtigung geht. Jetzt handeln à

Bezüglich der Kritik an Wonder Woman, dass sie häufig in einer sexy engen Uniform dargestellt wird, antwortete Carter: „Ja, na und? Superman hatte ein hautenges Outfit, das jede kleinste Ausbuchtung zeigte, oder? Hat er nicht eine große Ausbeulung im Schritt? Hallo! Warum beschwert sich niemand darüber?” Carter sagt, sie sah die Figur einfach nie als „extrem rassig“ oder „rücksichtslos“. Sie behauptet, dass Wonder Womans Botschaft so ähnlich ist wie „Du hast ein Problem mit einer starken Frau? Ich bin so, wie ich bin, finde dich damit ab“ und fügt hinzu, sie habe sie nie als „Mauerblümchen“ gespielt. „Ich spielte sie für Frauen, aber nicht gegen Männer. Für gleiche Chancen und gleiche Bezahlung.“

Carter – die in der TV-Serie „Supergirl“ sowie im neuen Film „Super Troopers 2“ zu sehen ist und auch als Synchronsprecherin arbeitet – lehnt auch die Vorstellung von Wonder Woman als Sexsymbol ab. Sie sagt, wenn Männer sie ansprechen, um ihr zu sagen, dass sie in sie verliebt waren, als sie die Figur in den 70ern spielte, dann „sage ich: ‚Erzählen Sie das jemand anderem. Ich will es nicht wissen‘“. Wenn aber Frauen sie ansprechen, um ihr zu sagen, wie sehr ihre Darstellung von Wonder Women sie inspiriert und bestärkt hat, dann „nehme ich sie in den Arm und sie weinen“. Der „New York Times“ verriet sie: „Das ist es, wo die Fantasie Wirklichkeit wurde, wo Wonder Woman sehr viel mehr wurde als nur eine TV-Serie oder ein Comicbuch.“

Die Wahl von Wonder Woman als Botschafterin für die Vereinten Nationen wurde getroffen, nachdem die Organisation mehrere Kandidatinnen für die Position des Generalsekretärs ignoriert hatte und stattdessen erneut einen Mann wählte. Carter mutmaßte, dass der Aufschrei gegen die Kampagne seine Wurzeln in der Entscheidung haben könnte, dass „die UN keine Frau ernannte.“

Allerdings gab Carter den Kritikern in einigen Punkten Recht. Sie sagte gegenüber der „New York Times“, sie stimme zu, dass „das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau wichtiger ist als irgendeine Figur, und ich verstehe, dass eine Comicbuchfigur nicht etwas repräsentieren sollte, das so wichtig ist.“ Dies ist wahrscheinlich eine unmittelbare Reaktion auf Jeffrey Brez, einem Sprecher der UNO, der sagte: „Manche Menschen sind besorgt, weil sie es nicht angemessen finden, dass eine fiktive Figur Frauen und Mädchen vertritt.“ (Brez behauptete laut „New York Times“ auch, dass das Ende der Wonder Woman Kampagne nichts mit den Protesten zu tun habe.)

Aber die ehemalige Wonder Woman hält an ihrer Auffassung fest, dass es sexistisch ist, die Superheldin als Sexsymbol zu stigmatisieren, anstatt sie als Symbol für die Emanzipation der Frau zu sehen. „Sie ist eine ikonische Verfechterin, sie ist archetypisch. Es ist in höchstem Maße sexistisch, zu sagen, dass man Wonder Woman lediglich als Sexsymbol ansieht“, sagte Carter der „New York Times“.

Carter denkt, dass die vielen Seiten von Wonder Woman für diejenigen verloren gehen, die versuchen, sie zu sexualisieren. Sie erklärt, dass die Figur die Emanzipation von Frauen umfassend repräsentiere, vor allem, als sie sie vor über vier Jahrzehnten verkörperte. Sie erzählte der „New York Times“: „Da gab es diese Idee, dass in jeder Frau ein geheimes Ich steckt. Es geht überhaupt nicht um die Hautfarbe, Größe oder Gewicht oder Schönheit, sondern um die Einstellung, Charakterstärke, den Kampf für Rechte: die innere Schönheit, die innere Weisheit.“

Kristine Solomon
Style and Beauty Autorin