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Experten warnen: Gefährliche "Footballer"-Krankheit kann auch Profi-Fußballer treffen

Jeder weiß, wie brutal es beim American Football zugehen kann. So ist es auch kaum verwunderlich, dass einige Sportler nach zahlreichen Gehirnerschütterungen unter der chronisch traumatischen Enzephalopathie, leiden. Doch auch bei anderen Sportarten wie Fußball kann es zu der gefährlichen Spätfolge kommen.

Arsenals Rob Holding kollidiert mit Manchester Citys Joao Cancelo - dadurch erleidet er eine Gehirnerschütterung
Arsenals Rob Holding kollidiert mit einem Gegenspieler - später wird bei ihm eine Gehirnerschütterung festgestellt. (Bild: John Walton/PA Images via Getty Images)

Wenn der Kopf dauerhaft Schlägen und Stößen ausgesetzt ist, wie beispielsweise besonders bei Kontaktsportarten wie American Football oder Boxen, kann das Gehirn schwere Schäden davontragen. Die Spätfolge dessen heißt im medizinischen Fachjargon chronisch traumatische Enzephalopathie, oder kurz CTE.

"Das hab ich vergessen, das weiß ich nicht, in meinem eigenen Haus"

Die Symptome unter den Betroffene leiden sind Demenz, Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, aber auch Wutausbrüche oder Kontrollverlust. Der ehemalige Quarterback Erich Grau, der in den 1980er-Jahren zu den besten American-Football-Spielern Deutschlands gehörte, berichtet gegenüber "BR24" von seinen Erfahrungen mit der Krankheit: "Es gab Zeiten, da bin ich durchs Haus gegangen und wusste nicht, was für ein Zimmer hinter dieser Tür jetzt ist […] das hab ich vergessen, das weiß ich nicht, in meinem eigenen Haus."

CTE wurde vor rund 15 Jahren in den USA entdeckt, als Angehörige von verstorbenen Sportlern, die auffällige Symptome hatten, deren Gehirne zur Untersuchung freigaben. Seitdem sind mehr als 100 CTE-Fälle allein bei Football-Spielern in den USA nachgewiesen worden. Doch hierzulande ist die Krankheit kaum bekannt - ein Fehler, denn auch viele Profis anderer Sportarten können unter der gefährlichen Spätfolge leiden.

Fast jeder zweite Profi-Fußballer, Eishockey-Spieler oder Handballer hat ebenfalls schon einmal eine Gehirnerschütterung erlitten, wie eine Studie der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) herausfand. Auch, wenn es zur Prävention beispielsweise in der Fußball-Bundesliga eine Baseline-Untersuchung gibt, hapert es oft an der richtigen Umsetzung der Vereine. Zudem gehen viele Profis nach einem Schädel-Hirn-Trauma nicht wie eigentlich von der VBG empfohlen sofort zum Neurologen, sondern teilweise vergehen mehrere Wochen nach dem Vorfall.

Mit jeder nicht auskurierten Gehirnerschütterung steigt das Risiko

Ex-Footballer Erich Grau hält es aus diesem Grund für durchaus möglich, dass es auch in Deutschland viele ehemalige Profi-Sportler gibt, die unwissentlich unter CTE leiden oder gelitten haben. "Viele Fußballer haben Alzheimer und man hat auch festgestellt in den Studien aus Schottland, dass Fußballer ein viermal höheres Risiko haben, Alzheimer zu entwickeln oder frontotemporale Demenz oder Parkinson - und jetzt überlegt man: ist es auch wirklich die richtige Diagnose?", so Grau.

Doch langsam verbessern sich auch in Deutschland die Untersuchungsmöglichkeiten. So hat der Neuropathologe Walter Schulz-Schaeffer von der Universität des Saarlandes bereits an einem toten Gehirn eine CTE diagnostiziert. Er warnt, dass mit jeder Gehirnerschütterung, die nicht richtig auskuriert wird, das Risiko einer CTE steige. Darum gilt: "Wir sollten die Konsequenz ziehen, dass wenn Gehirnerschütterungen vorkommen, die Person, der das widerfahren ist, eine Ruhephase bekommt. Und wir haben alle die Verpflichtung , darauf zu achten, dass das dann auch passiert."

Im Video: Die DFL plant keinen zusätzlichen Wechsel bei Verdacht auf Gehirnerschütterung