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Tränen-Drama! Zverev verliert Finale nach Nervenschlacht

Es war der wohl härteste Moment in der Karriere von Alexander Zverev.

Nachdem er das Finale der US Open gegen den Österreicher Dominic Thiem in fünf Sätzen mit 6:2, 6:4, 4:6, 3:6, 6:7 (6:8) verloren hatte, musste der Deutsche im Arthur Ashe Stadium an das Mikrofon treten und die traditionelle Rede des Zweitplatzierten halten.

Worte, die dem 23-Jährigen unendlich schwer fielen. Immer wieder wurde der Hamburger von seinen Emotionen übermannt und konnte nur noch mit Mühe weitersprechen.

Zverev bricht in Tränen aus

"Es war ein harter Kampf. Ich wünschte, du hättest ein paar Fehler mehr gemacht, damit ich diese Trophäe in die Höhe strecken kann", sagte Zverev in Richtung seines Gegners, kurz darauf brach er in Tränen aus. "Ich bin sicher, dass meine Eltern daheim stolz auf mich sind, auch wenn ich verloren habe. Eines Tages werde ich die Trophäe mitbringen."

Sein Kontrahent sorgte mit seinen Worten dann ebenfalls für Emotionen. "Ich wünschte wirklich, es könnte heute zwei Sieger geben. Wir haben es beide verdient", sagte Thiem und versuchte den am Boden zerstörten Zverev zu trösten: "Du wirst es zu 100 Prozent schaffen. Du wirst deine Eltern und deine Familie stolz machen, du wirst den Pokal irgendwann nach Hause bringen."

Dabei hatte es lange danach ausgesehen, als werde Zverev bereits an diesem Abend als Sieger vom Platz gehen würde.

Anders als im Halbfinale, als Zverev die ersten beiden Sätze völlig verschlief, war er im Finale von Anfang an hellwach. Der Aufschlag funktionierte und Zverev dominierte die Ballwechsel gegen den passiven Österreicher, der nervös wirkte.

Folgerichtig schnappte Zverev sich ein frühes Break zum 2:1. Der Deutsche kontrollierte das Match nach Belieben, nach genau einer halben Stunde nutzte er seinen ersten Satzball.

Zverev mit starkem Beginn

Und es sollte so weitergehen. Mit der aggressiven Spielführung des Deutschen kam Thiem kaum zurecht. Erneut gelang Zverev ein frühes Break. Was sein Kontrahent auch versuchte, Zverev hatte stets eine Antwort parat.

Schnell stand es 5:1 - und dann wackelte auf einmal Zverev. Drei Satzbälle vergab er bei eigenem Service, einen weiteren im folgenden Spiel.

Trotzdem brachte der Deutsche Satz zwei ins Ziel.

Doch in Thiem wurde der Kampfgeist entfacht. Der Österreicher war endlich im Spiel angekommen und sammelte mehr und mehr Selbstvertrauen. Er gab zwar erneut seinen Aufschlag zum 1:2 ab, im Vergleich zu den beiden Sätzen zuvor gelang ihm aber sofort das Rebreak. Der 27-Jährige setzte im Anschluss alles auf eine Karte und wurde belohnt. Nach einem weiteren Break erzwang er Satz vier.

Thiem kämpft sich zurück

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich in Flushing Meadows kein vollends hochklassiges Match ereignet, aber eines, das an Fahrt aufnahm. Zverev wurde immer passiver, sein Gegenüber dafür druckvoller. Nach einem zunächst engen Satz ebnete ein Break Thiem den Weg in den entscheidenden fünften Satz.

Dieser dauerte nur zwei Minuten, dann lag Zverev schon mit Break zurück, doch Thiem gab den Vorteil mit einem Doppelfehler sofort wieder ab. Trotz des immensen Drucks zeigten die Kontrahenten jetzt furioses Tennis, und Zverev holte sich sogar das Break zum 5:3.

"Die nächsten vier Punkte sind die schwierigsten seines Lebens", sagte Boris Becker in dieser Situation bei Eurosport, und er der Ex-Profi und heutige TV-Experte sollte Recht behalten.

Zverev vergab seinen Aufschlag zum Matchgewinn und kassierte im Anschluss sogar ein weiteres Break. Beim Stand von 6:5 servierte nun Thiem zum Matchgewinn, doch Zverev fightete und erzwang den Tiebreak.

Entscheidung im Tiebreak

Dort war die Partie dann an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Thiem, der aufgrund von Krämpfen teilweise humpelte, hatte dennoch das bessere Ende für sich. Zverev gelang es zwar noch, zwei Matchbälle abzuwehren, den dritten konnte der Österreicher aber verwandeln.

Für den 27-Jährigen war es der erste Grand-Slam-Triumph seiner Karriere. Der Weltranglistendritte, der nach der Disqualifikation von Novak Djokovic als Topfavorit gegolten hatte, krönte sich nach drei verlorenen Finals zum ersten Champion, der in den 90er Jahren geboren wurde.

Zugleich durchbrach Thiem die vier Jahre andauernde Erfolgsserie von Djokovic und den in diesem Jahr in Big Apple gar nicht erst angetretenen Nadal und Federer.

Und: Es war der erste Sieg für Österreich überhaupt nach Thomas Muster 1995 beiden French Open.

Becker bleibt letztmaliger deutscher Champions

Auch dass Thiem nach einem 0:2-Satzrückstand noch gewinnen konnte, ist historisch. In der Ära des Profi-Tennis seit 1968 gelang dies in einem Grand-Slam-Turnier-Finale bislang nur vier Spielern, bei den US Open zuvor noch niemandem.

In Deutschland wartet man dagegen weiter auf einen Grand-Slam-Erfolg bei den Herren. Zuletzt triumphiert hatte Becker bei den Australian Open 1996.

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mit Sport-Informations-Dienst (SID)