Wie Bayern bei Sané Guardiolas Notlage nutzte

Vor einem Jahr verhagelte der Kreuzbandriss von Leroy Sané dem FC Bayern einen Wechsel und die Laune. Ein Jahr später herrscht dank Top-Timing eitel Sonnenschein in München.

Um 10.18 Uhr betrat Leroy Sané am Montag zum ersten Mal den Trainingsplatz des FC Bayern.

Mit strahlendem Lächeln und bei nicht weniger strahlendem Sonnenschein absolvierte der Star-Neuzugang früher als erwartet sein erstes Training in Bayern-Kluft.

Um 10.30 Uhr ließ der CAS dann die Bombe platzen: Manchester City darf doch Champions League spielen, die UEFA-Sperre wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay ist damit gekippt. Ein höchst umstrittenes Urteil. (Kommentar: Ein Schlag gegen den ehrlichen Fußball)

12 Minuten lagen zwischen diesen beiden Ereignissen. Auf den ersten Blick hängen sie nicht zusammen, auf den zweiten aber schon - und sie zeigen, wie clever Bayern bei Sané jetzt im richtigen Moment zugeschlagen hat. Und wie binnen eines Jahres aus miesem Timing plötzlich perfektes Timing werden kann.

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Kreuzbandriss von Sané lässt Wechsel zum FC Bayern platzen

Rückblende: Am 4. August 2019 sah alles danach aus, dass Bayern Sané verpflichten würde, im Raum stand eine Ablöse im dreistelligen Millionenbereich. Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola hielt es dennoch für eine gute Idee, den abwanderungswilligen Nationalspieler im Community Shield gegen den FC Liverpool, dem ersten Pflichtspiel der Saison, von Beginn an aufzubieten.

Der Rest ist bekannt: Sané riss sich nach 13 Minuten das Kreuzband, fiel insgesamt 216 Tage aus, verpasste 44 Spiele, der Wechsel zum Rekordmeister platzte. Mieses Timing.

Bayern stand plötzlich ohne die so dringend gebrauchte Flügel-Verstärkung da, nachdem die ewige Flügelzange Arjen Robben/Frank Ribéry verabschiedet worden war.

Statt Sané kamen per Leih-Deal Philippe Coutinho vom FC Barcelona und Inters Ivan Perisic. Beide werden wohl nicht fest verpflichtet.

Unter 50 Millionen statt über 100 - Sané wird Schnäppchen

Knapp ein Jahr später sieht es jetzt komplett anders aus: Sané dreht schon am 13. Juli seine ersten Runden auf dem Bayern-Trainingsplatz, statt über 100 Millionen mussten die Münchner nicht einmal 50 hinblättern.

"Durch seinen Kreuzbandriss im letzten Jahr im Supercup ist er im Nachhinein wesentlich preiswerter geworden", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz-Rummenigge im SPORT1-Interview: "Ich muss aber auch sagen, dass Hasan Salihamidzic einen großartigen Job gemacht hat, weil er immer heiß auf den Spieler war und immer am Ball geblieben ist."

Auch das Sanés City-Vertrag jetzt nur noch ein Jahr Restlaufzeit hatte, spielte den Bayern in die Karten. Auch deswegen dürften die Manchester-Bosse dann Ende Juni signalisiert haben, "dass sie an einer zügigen Entscheidung Interesse haben", wie Rummenigge verriet.

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Bayern nutzt City-"Notlage"

Was auch eine Rolle gespielt haben dürfte: ManCity und Guardiola waren zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Champions-League-Bann belegt, und zwar für die kommenden zwei Jahre.

Wegen der zwielichtigen Geldströme aus Abu Dhabi stand der Scheichklub in Sachen FFP ohnehin schon unter besonderer Beobachtung und hatte im Fall Sané, der nächstes Jahr eh weg gewesen wäre, deshalb ein Interesse, gut Wetter zu machen.

Und wäre der sprudelnde Geldhahn durch CAS und UEFA tatsächlich abgedreht oder wenigstens reguliert worden, auch ein Klub wie ManCity hätte wirklich Geld durch Verkäufe generieren müssen.

Stattdessen hatte der CAS Anfang Juni sein Urteil sogar noch vertagt. Wäre hier schon die Champions League für City gesichert gewesen, hätte das gegenüber Bayern nochmal die Verhandlungsposition gestärkt.

Jetzt aber fiel die Entscheidung spät genug für die Münchner, um Sané zum Schnäppchenpreis zu verpflichten, bevor in Manchester Geld wieder fast egal ist. Perfektes Timing.

Welch einen Unterschied ein Jahr doch machen kann.

VIDEO: Erstes Training von Leroy Sane beim FC Bayern München