"Du bist für mich gestorben, Cristiano!"

Cristiano Ronaldo sorgt mit seinem Interview erneut für mächtig Furore. Für seine Aussagen erhält er viel Kritik, ein Verbleib bei Manchester United scheint ausgeschlossen.

Werden wohl keine engen Freunde mehr: Manchester United Trainer Erik ten Hag und sein Star Cristiano Ronaldo. (Bild: REUTERS/Carl Recine)
Werden wohl keine engen Freunde mehr: Manchester United Trainer Erik ten Hag und sein Star Cristiano Ronaldo. (Bild: REUTERS/Carl Recine)

Nun werden immer mehr Details des Interviews mit Sprengkraft bekannt. Trotz des dramatischen Erfolges von Manchester United gegen Bernd Leno und den FC Fulham reden alle nur über Cristiano Ronaldo.

In einem 90 Minuten langen Gespräch mit Starjournalist Piers Morgan hatte der Portugiese am Sonntag zum Rundumschlag ausgeholt.

Er fühle sich „verraten“ und „zum schwarzen Schaf gemacht“, kritisierte auch Trainer Erik ten Hag: „Ich habe keinen Respekt vor ihm, weil er keinen Respekt vor mir hat.“

Am Montagabend wurden dann neue Vorwürfe öffentlich. Diese richteten sich gegen die Klub-Bosse. Diese hätten ihm nicht geglaubt, dass seine neugeborene Tochter krank gewesen sei. „Es war so schmerzhaft, weil sie mir nicht geglaubt haben“, klagte er.

Zuvor waren nur Ausschnitte des Interviews veröffentlicht worden. Erst am Mittwoch und Donnerstag wird der komplette Inhalt beim britischen Sender TalkTV zu sehen sein.

Ex-Profis kritisieren Ronaldo

Doch schon jetzt schlagen die Aussagen hohe Wellen, denn es ist nicht der erste Akt zwischen CR7 und United.

Zuletzt hatte Ronaldo bereits seine Einwechselung verweigert und vorzeitig das Feld verlassen. Ten Hag suspendierte ihn daraufhin zunächst, ehe er Ronaldo wieder rehabilitierte.

Nun scheint es jedoch quasi unmöglich, dass der Stürmer-Star jemals wieder für seinen einst so geliebten Klub auflaufen wird. „Er (Erik ten Hag, Anm. d. Red.) kann ihn (Cristiano Ronaldo, Anm. d. Red.) nun nicht mehr spielen lassen“, sagte Jermaine Jenas, Ex-Profi und aktuell Experte der BBC.

Auch Jermain Defoe, der ebenfalls für BBC als Experte arbeitet, geht hart mit Ronaldo ins Gericht: „Vielleicht ist sein Ego ein wenig angekratzt. Er war noch nie zuvor in einer solchen Situation. Seine Zeit beim Klub muss aber vorbei sein.“

Liverpool-Legende Jamie Carragher, der ohnehin nicht gut auf Ronaldo zu sprechen ist, befand bei Sky Sport News: „Er will entlassen werden, das ist offensichtlich.“ Deswegen seien auch „99 Prozent der United-Fans“ auf der Seite von ten Hag.

United-Edelfan: „Ronaldo ist für mich gestorben“

Ein Blick auf die Reaktionen in den sozialen Netzwerken untermauert, dass Carragher durchaus Recht haben könnte.

„Dass Ronaldo nicht glücklich ist verstehe ich. Dass er sich jetzt so gegenüber seinem Team und dem Verein äußert ist respektlos. Kein Spieler ist größer als der Verein, egal was er in seiner Karriere geleistet hat“, schrieb ein User auf Twitter.

Sogar der langjährige United-Fan und Politiker George Galloway kommentierte die Aussagen: „Du bist für mich gestorben, Cristiano.“

Bericht: United-Spieler „enttäuscht“ von Ronaldo

Manchester United hält sich bislang mit öffentlichen Aussagen zurück. Dennoch sollen die Spieler und der Trainer laut einem Bericht des englischen Pay-TV-Senders Sky Sports „sehr enttäuscht“ sein.

Es bestehen darüber hinaus Zweifel, dass Ronaldo wirklich wegen einer Krankheit gegen Fulham gefehlt habe, denn ihm sei vorab gesagt worden, dass er nicht in der Startelf stehe.

Die englische Zeitung Metro berichtet, dass dem Europameister von 2016 nach seiner immensen öffentlichen Kritik eine Mega-Strafe von einer Millionen Pfund droht.

Holt Sporting Ronaldo zurück?

Dass die Beziehung noch zu kitten ist, glaubt eigentlich niemand mehr. Höchstwahrscheinlich wird Ronaldo den Klub schon im Winter verlassen.

Fraglich ist jedoch, wer ihn nach dem ganzen öffentlichen Theater nimmt.

Viel spekuliert wird weiterhin über eine Rückkehr zu seinem Jugendklub Sporting Lissabon. Die Verantwortlichen dort halten sich jedoch noch zurück. „Ich habe die Frage schon tausendmal gehört. Er ist ein Spieler von Manchester United“, sagte Sporting-Trainer Ruben Amorim am Montag der portugiesischen Zeitung Ojogo, ergänzt aber vielversprechend, „jeder bei Sporting mag ihn, da gibt es nicht viel mehr zu sagen.“

TV-Moderator bringt Ronaldo bei Arsenal ins Gespräch

Werbung für Ronaldo macht derweil Piers Morgan - der Mann, mit dem Ronaldo das brisante Interview geführt hat.

Der Moderator, der gut befreundet ist mit dem Stürmer, reagierte auf Twitter auf eine Aussage seines irischen TV-Kollegen Paul Cogan. So meinte Cogan, dass Morgan Ronaldo gerne bei Arsenal London sehen will.

„Ja, tatsächlich. Er ist genau das, was wir brauchen. Cristiano & Gabriel Jesus könnten uns den Titel holen“, erklärte Morgan daraufhin.

Fraglich ist jedoch, ob der Routinier in den Plänen von Trainer Mikael Arteta eine Rolle spielt. Schließlich stehen die Gunners bereits an der Tabellenspitze und sind mit ihrem jungen Kader sehr glücklich.

Lockt Mourinho Ronaldo nach Rom?

Möglicherweise schlägt aber auch Arsenals Lokalrivale zu. Während ein Ronaldo-Transfer im vergangenen Sommer von Chelsea-Eigentümer Todd Boehly noch abgelehnt hat, wurde in England zuletzt spekuliert, dass Boehly angesichts der Stürmer-Problematik nun doch zuschlagen will.

Auch eine Rückkehr von Ronaldo nach Italien steht im Raum. Dort wird spekuliert, dass sein Ex-Trainer José Mourinho Ronaldo zu AS Rom lotsen könnte.

Ein Wechsel in die Bundesliga scheint völlig ausgeschlossen. „Wir haben bei Bayern kurz über Ronaldo diskutiert und Dortmund vermutlich auch“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn Anfang Oktober.

Doch mit seinem jüngsten Interview dürfte es sich Ronaldo bei einer Vielzahl von Klubs verscherzt haben.

Im Video: Cristiano Ronaldo und Manchester United: Beide Seiten sind Schuld | 2 nach 10