F1: Voll verbremst, ihr Langeweiler!

Von Jens Fischer

F1: Voll verbremst, ihr Langeweiler!

Ja, es gibt sie wirklich noch, diese mittlerweile seltene Spezies: den Formel-1-Fan. Einen von ihnen kenne ich, meinen Nachbarn. Der setzt sich doch tatsächlich am Sonntagnachmittag, und er hat Familie, vor die Glotze, um sich stundenlang diese um den Kreis jagenden Geldvernichtungsmaschinen anzusehen. Voll retro der Typ möchte man meinen. Aber das Problem liegt tiefer. Es ist das Problem einer Sportart. Es ist die Formel Langeweile, um die es hier geht.

Mal ehrlich: Wer hat denn mitbekommen, dass Lewis Hamilton Weltmeister 2015 ist? Klar, der Boulevard, schließlich hat Hamilton Tattoos, Privatjet und heiße Girls am Start. Und Nico Rosberg ist stinksauer, ach ja, dieser gehypte Ärger zwischen den beiden Mercedes-Stallkollegen. Und sonst? Egal, Saison vorbei, Affe tot, Klappe zu, im März geht’s dann wieder weiter.

Wie geht’s Schumi? Ex-Boss Jean Todt war bei ihm, er kämpft. Eine tolle News diese Woche aus der – Achtung Euphemismus – Königsklasse des Motorsports. Und sonst? Nichts. Die Formel 1 schafft sich ab. Sie ist öde, und vor allem in Deutschland laufen ihr die Fans scharenweise davon. Kein Wunder, schließlich gab es in diesem Jahr nicht einmal mehr einen Deutschland-Grand-Prix. Und letztes Jahr? Da gewann der Lokalheld Rosberg im heimischen Hockenheim. Gesehen haben es nur wenige.

Formel 1 heute: Spannung? Fehlanzeige!

Die Formel 1 kriselt – und das ist selbst verschuldet. „Die Fahrer sind zu Buchhaltern geworden“, sagt Flavio Briatore, exzentrischer Ex-Rennstall-Chef und Schlagzeilen-Lieferant. Geschichte. Jetzt meint er: „Reifen sparen, Benzin sparen, Knöpfe drücken, und das ganze technische Blablabla.“ Das würde doch keiner sehen wollen. Recht hat er. Spannung? Fehlanzeige.

Wen interessieren noch die Scharmützel von FIA, Ecclestone und den Teamchefs teils milliardenschwerer Unternehmen? Das ist Business und kein Sport. Auf den Strecken könne man nicht überholen. Ok. Und dann die Sache mit den Motoren. Seit dem Umstieg auf Turbo und Hybrid macht Mercedes was es will. Ferrari ist nah dran an den Silberpfeilen, die anderen wie Renault oder Honda hecheln hinterher. Toll. Selbst Mercedes Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sagt: „Wir brauchen konkurrenzfähige Teams.“

Konkurrenzkampf nahezu ausgeschlossen

Natürlich. Nur woher bitte sollen die denn kommen. 300 Millionen etwa geben die Spitzenteams im Jahr aus, eine astronomische Summe, für die Kleinen der Branche nicht zu bewältigen. Bedeutet für die nahe Zukunft: Konkurrenzkampf nahezu ausgeschlossen, es bleibt auf absehbare Zeit beim Duell der Kohle-Giganten. Hamilton, Rosberg, Vettel – das soll spannend sein?

Und so werden wir auch in Zukunft das Spektakel auch wieder ein wenig herbeireden müssen. Ein spektakulärer Crash hier, ein irres Manöver dort – das hebt die Stimmung, aber nur für kurz. Die Freude auf Sonntag, 14.00 Uhr, bleibt gebremst. Schumacher – das ist vorbei. Und die Formel 1 rast weiter am Rande des Abgrunds. Schade eigentlich.