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Marko verrät: Vettel denkt über Red-Bull-Rückkehr nach

Zum ersten Mal in seiner Karriere spielte Sebastian Vettel bei der Präsentation des neuen Ferrari für die Formel-1-Saison 2020 nicht die große Hauptrolle.

Der viermalige Weltmeister ahnt und weiß wahrscheinlich auch, dass er in der Zukunftsplanung des italienischen Kult-Rennstalls nur noch als Wasserträger gesehen wird.

Zwar betonte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto am Dienstagabend, dass eine Zusammenarbeit auch über die kommende Saison hinaus denkbar sei, Teamkollege Charles Leclerc hat Vettel nach einer starken Debütsaison 2019 aber schon jetzt den Rang als Heilsbringer bei der Scuderia abgelaufen.

Der gerade einmal 21-jährige Monegasse, der mit seinen zwei Siegen im vergangenen Jahr sogar einmal mehr gewann als der Heppenheimer, hat es besonders politisch geschafft, Vettel bei Ferrari aufs Abstellgleis zu stellen.

Ferrari stattet Leclerc mit Langzeitvertrag aus

Kürzlich erst verlängerte der Rennstall den Vertrag mit Leclerc, der im Gegensatz zum Deutschen der Nachwuchsschule der Italiener entspringt, um fünf Jahre. Vettels Kontrakt, der ihm angeblich 30 Millionen Euro pro Jahr garantiert, läuft am Ende der anstehenden Saison aus.

Doch nicht nur der "teure" Vettel sorgt in Italien für hochgezogene Augenbrauen. Leclerc, mit neun Millionen Euro pro Jahr deutlich günstiger als der Deutsche, wird vom ebenso intriganten wie einflussreichen FIA-Präsidentensohn Nicolas Todt beraten.

Auch deshalb liegen ihm die Herzen der italienischen Fachjournalisten zu Füßen. Die, das muss man wissen, mit ihrer ständigen Meinungsmache immer auch emotionale Spuren bei den Ferrari-Entscheidungsträgern hinterlassen.

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SF1000 für Leclerc konstruiert?

Der neue Ferrari, der anlässlich des 1000. GP-Rennens der Scuderia in diesem Sommer den klangvollen Namen SF1000 trägt, droht deshalb ein Auto zu werden, das auf Leclercs Fahrstil getrimmt wird.

Schon 2019 bewies der junge Monegasse, dass er im Gegensatz zu seinem elf Jahre älteren Teamkollegen eher mit einem Fahrzeug leben kann, das beim Anbremsen ein unruhiges Heck produziert. Vettel dagegen mag beim Bremsen keine Überraschungen. Der Hesse fährt Auto, wie er lebt: geradlinig, ohne Schnörkel, alles muss berechenbar sein. Dann ist er schneller als andere, kann mit dem Rennwagen spielen, wie er es nennt. Aber eben nur dann.

Das könnte nun zum Problem werden. Formel-1- und Ferrari-Ikone-Gerhard Berger erklärt im Gespräch mit SPORT1: "Ein Fahrer kann natürlich durch seine Aussagen die Richtung eines zukünftigen Autos vorgeben. Wenn zwei Piloten eine verschiedene Herangehensweise haben, dann hören die Techniker logischerweise auf den, den sie für schneller halten."

Todt als Fürsprecher für Leclerc

Bei Ferrari komme darüber hinaus "eine Menge Politik dazu", betont der heutige DTM-Boss: "Leclerc hat da einen großen Vorteil, weil Todt für ihn spricht. Vettel ist kein Freund von Intrigen, er will einfach nur schnell Auto fahren. Bei Ferrari ist er mit dieser Einstellung aber klar im Nachteil."

Berger hofft deshalb, dass Vettel alles versucht, "um dem Auto seine Richtung zu geben. Dann kann er Leclerc schlagen. Ansonsten wird es einen Dreikampf um den Titel zwischen Lewis Hamilton mit dem Mercedes und Max Verstappen mit dem Red Bull-Honda geben."

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Denn, so meint der ehemalige Ferrari-Star: "Hamilton, klare Nummer eins bei Mercedes und der Superstar der Szene, ist mit seinen sechs WM-Titeln der, den es zu schlagen gilt. Mercedes hat den besten Motor und eins der besten Autos. Das wird sich auch dieses Jahr nicht ändern."

Verstappen sei der große Herausforderer, um den herum Red Bull sein ganzes Team gebaut habe. "Bei Ferrari muss alles passen, um da mitzuhalten", prophezeit Berger, für den feststeht: "Sie werden sich ganz schnell in der Saison für den entscheiden, der von Anfang an schneller ist."

Vettel denkt schon an die Zukunft

Allein: Vettel traut dem Frieden nicht. Die Rolle als Nummer zwei will er auf Dauer nicht spielen. Deshalb sondiert er schon jetzt seine Zukunft, die jenseits von Ferrari liegt. Beim traditionellen Skirennen in Kitzbühel war er auf Red-Bull-Einladung vor Ort. Dabei ging es ihm nicht nur darum, Zeuge eines der größten Sportspektakel weltweit zu sein.

"Sebastian fühlte vor, ob es 2021 eine Rückkehr zu uns geben könnte", meint Red-Bull-Chefberater Helmut Marko bei SPORT1, stellt jedoch direkt klar: "Das aber geht von unserer Seite aus nicht. Sebastian hat als viermaliger Weltmeister bestimmte finanzielle Forderungen. Da wir aber mit Max Verstappen einen längerfristigen Vertrag gemacht haben, der nicht gerade billig war, wollen wir uns ein zweites finanzielles Schwergewicht nicht leisten. Das ist leider so. Seb müsste schon auf viel Geld verzichten. Das kann man aber nicht von ihm verlangen."

Der Heppenheimer, der seine vier WM-Titel von 2010 bis 2013 mit Red Bull gewonnen hatte, ist in einer schwierigen Situation: Wenn Ferrari keine Alternative ist und Red Bull auch nicht - wo könnte er dann fahren?

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"Sebastian ist ein bisschen in der Transferfalle. Ferrari hat sich auf Leclerc festgelegt, wir uns auf Verstappen", erklärt Marko: "Er kann nur super Leistungen bringen - was ich ihm zutraue, wenn er ein Auto hat, das zu seinem Fahrstil passt. Sollte er Leclerc deutlich schlagen, muss Ferrari wieder über ihn nachdenken. Und dann wäre er auch für Mercedes interessant. Sein deutscher Pass sollte da wahrlich nicht im Wege stehen."