Falsch-positive Ergebnisse: Wie gut sind die Coronavirus-Tests?

Derzeit wird in der Öffentlichkeit diskutiert, ob falsch-positive Coronavirus-Tests die Statistik verfälschen können. Aber wie genau sind die PCR- und Antigen-Nachweise überhaupt?

Durch die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird genetisches Material vervielfältigt und damit nachgewiesen. (Symbolbild: gettyimages / Sebastian Condrea)
Durch die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird genetisches Material vervielfältigt und damit nachgewiesen. (Symbolbild: gettyimages / Sebastian Condrea)

Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus liegen in Deutschland derzeit auf einem Rekordhoch. Gemeldet wurden laut „Covid-19-Dashboard“ des Robert-Koch-Instituts für die vergangenen sieben Tage 39.896 Fälle.

Anwendungs- oder Validierungs-Fehler?

In den Zeitraum fallen auch Tage mit den meisten ermittelten Infektionen innerhalb von 24 Stunden – und das seit Beginn der Pandemie. Weil allerdings auch weitaus mehr getestet wird als noch im Frühjahr, lassen sich die Infektionsgeschehen kaum miteinander vergleichen.

Die hochgefahrene Testkapazität wirft zudem eine Frage, die immer wieder in der Gesellschaft gestellt wird, auf: Wie häufig kommen falsch-positive Ergebnisse vor? Das sind positive Nachweise mit dem Coronavirus, und das ohne eine Infektion. Das kann aus unterschiedlichen Gründen passieren, durch Anwendungs-Fehler bei der Testung beispielsweise oder durch die Funktionalität des Tests selbst. Diese wird in Spezifität und Sensitivität angegeben.

„Wasserdichte Diagnostik“

Eine hohe Spezifität sagt aus, dass die Wahrscheinlichkeit von falsch-positiven Ergebnissen gering ist. Das wird erreicht, indem ein Test nur bei dem gesuchten Erreger, in dem Fall bei dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 anschlägt, und nicht unbeabsichtigt bei anderen Erkältungsviren. Das nennt sich in der Diagnostik Validierung.

Christian Drosten sagt im NDR-Podcast „Coronavirus-Update” dazu, dass die PCR-Tests gegen alle beim Menschen vorkommenden Erkältungsviren validiert wurden: „Das ist eine sehr wasserdichte Diagnostik.“ Dabei hätte sich herausgestellt, dass die PCR-Tests fast nie falsch reagierten. Das Robert-Koch-Institut schreibt dazu: „Aufgrund des Funktionsprinzips von PCR-Tests und hohen Qualitätsanforderungen liegt die analytische Spezifität bei korrekter Durchführung und Bewertung bei nahezu 100 Prozent.“

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Das bestätigt ebenfalls der Infektiologe Christoph Spinner im Gespräch mit Focus Online: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Test falsch positiv ist, liegt bei deutlich unter einem Prozent.“

Als zweiter Wert für die Qualität der Tests gilt die Sensitivität. Sie besagt, wie viele Infektionen trotz durchgeführtem Test übersehen werden. Wie wahrscheinlich also ein Test bei einer Infektion auch wirklich positiv ist. Dazu sagt Spinner: „Der Wert muss definitionsgemäß beim PCR-Test über 90 Prozent liegen. Er ist in der Praxis aber deutlich höher.“ In der Regel zeichneten sich die Testverfahren derzeit durch 95 bis 99 Prozent aus.

Die Tests werden zusätzlich von Expert*innen bewertet

Dabei sind die Zahlen, zumindest isoliert betrachtet, irreführend, wie Christian Drosten in seinem Podcast erklärt. Denn im Test-Alltag gibt es noch weitere qualitätssichernde Schritte: „Wenn wir im Labor einen positiven Befund sehen, haben wir noch weitere Einblicke. Es gibt Befunde, die sind so eindeutig positiv – das hat ja einen quantitativen Aspekt – darüber muss man nicht nachdenken.“ Dann gebe es aber Befunde, die seien grenzwertig positiv. Die würden immer überprüft und die Probe erneut getestet. „Von außen sieht man nicht, was in den Laboren alles gemacht wird. Aber wir haben nicht die Situation, dass reihenweise falsch-positive Meldungen in die Statistiken kommen, hinter denen gar keine Krankheitsfälle stehen“, sagt Drosten.

Antigen-Tests sind schneller, aber fehleranfälliger

Alle genannten Zahlen gelten bislang für den PCR-Test, der in Laboren von Fachpersonal durchgeführt wird und einige Zeit dauert. Anders sieht es bei den Schnelltests aus, den Antigen-Tests. Hier sind die Ergebnisse meist sofort verfügbar. Doch sie haben Nachteile, ihre Nachweisraten sind niedriger. Sie müssen laut Weltgesundheitsorganisation nur eine Sensitivität von mindestens 80 Prozent und eine akzeptable Spezifität von mindestens 97 Prozent aufweisen. Deshalb sollten positive Ergebnisse immer mit einem PCR-Test bestätigt werden. Das Robert-Koch-Institut schreibt dazu:

Damit ein Antigen-Test ein positives Ergebnis anzeigt, ist im Vergleich zur PCR-Testung eine größere Virusmenge notwendig (niedrigere Sensitivität). Das bedeutet, dass ein negatives Antigen-Testergebnis die Möglichkeit einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht ausschließt. Deshalb sollten diese Tests nur bei Personen angewendet werden, bei denen ein falsch negatives Ergebnis nicht zu schwerwiegenden Konsequenzen führt (etwa ein nicht erkannter Eintrag einer Infektion bei Aufnahme in einem Krankenhaus). Außerdem ist ein Antigen-Schnelltest nicht so spezifisch wie ein PCR-Test, das heißt es kommt im Gegensatz zur PCR vor, dass ein positives Ergebnis angezeigt wird, wenn die Person gar nicht infiziert ist. Deshalb muss ein positives Ergebnis im Antigen-Test grundsätzlich mittels PCR bestätigt werden.

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