Wie der FC Barcelona seine Seele verkauft

Unter Präsident Josep Bartomeu entwickelte sich der FC Barcelona zu einem Käuferklub

Zwei Bagger verwandelten dieser Tage das Camp Nou in eine Großbaustelle.

Der Austausch des Rasens ist auch der Grund, warum sich Star-Neuzugang Antoine Griezmann nicht - wie bei sonstigen Verpflichtungen üblich - den Fans des FC Barcelona im Stadion präsentieren konnte. Vielleicht war es auch besser, dass dieser Teil der offiziellen Präsentation entfiel.

Unmittelbar nach Bekanntgabe des 120-Millionen-Euro-Deals mit dem französischen Weltmeister wurden die kritischen Stimmen des Anhangs wieder lauter. Denn die Fans haben nicht vergessen, dass Griezmann noch vor einem Jahr Barca in einem vielbeachteten Video einen Korb gab.

Doch diese Nebengeräusche verhallen beim 28-Jährigen genauso wie die Forderung seines Ex-Klubs Atlético an Barca, doch gefälligst noch 80 Millionen Euro nachzuzahlen. Schließlich sei es "offensichtlich", dass "die Vereinbarung zwischen dem Spieler und dem FC Barcelona geschlossen wurde", bevor die Klausel gesenkt wurde.

Barca-Kaufrausch noch nicht beendet?

So oder so hat der Mega-Transfer Barcas Ausgaben in exorbitante Höhen geschraubt. Allein in diesem Sommer investierten die Katalanen 233 Millionen Euro in Neuzugänge.

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Und sollte Barca auf die Forderungen von Paris Saint-Germain für Neymar eingehen, kämen weitere 220 Millionen Euro dazu.

Doch schon jetzt stellt sich die Frage: Wohin mit dieser geballten Offensivpower? Mit Griezmann, Lionel Messi, Luis Suárez, dazu noch Philippe Coutinho, Ousmane Dembélé und Malcom, hat Coach Ernesto Valverde schon jetzt die Qual der Wahl.

Als wäre der Umgang mit den nicht unbedingt als einfach geltenden Charakteren wie Dembélé und Suárez nicht auch so schon schwer genug.

Über 736 Millionen Euro Transferausgaben

Für die treibende Kraft hinter dem Kaufrausch ist das zweitrangig. Der umstrittene Präsident Josep Bartomeu öffnete nach dem Abgang Neymars nach Paris den Geldbeutel: 736 Millionen Euro gaben die Blaugrana auf dem Transfermarkt aus - in gerade einmal zwei Jahren.

Durch mitunter zweifelhafte Methoden handelte sich der 56-Jährige viel Kritik ein.

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Im Vorjahr grätschte Bartomeu bei Malcom im letzten Moment dazwischen, als sich dieser eigentlich schon auf dem Weg zu AS Rom befand. Und dass 2017/18 sowohl Ousmane Dembélé als auch Philippe Coutinho ihre Wechsel zum spanischen Topklub mit Streiks provozierten, dürfte kein Zufall gewesen sein.

"Wenn Barcelona dahinter steckt, dann habe ich keine Achtung mehr vor dem Klub. Einen Spieler dazu zu veranlassen, einen Vertrag zu brechen, das ist unterste Kreisklasse", schimpfte Bayern-Präsident Uli Hoeneß damals.

La Masia verliert an Bedeutung

Die Entwicklung hin zu einem Käuferklub ging auch auf Kosten des einstigen Aushängeschilds. Die renommierte Nachwuchsakademie La Masia verlor in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung für das Profiteam.

Aktuell zählen noch sieben Spieler mit La-Masia-Vergangenheit zum Kader - darunter allerdings die Ü30-Fraktion um Lionel Messi, Gerard Piqué, Sergio Busquets und Jordi Alba. Der Letzte, der von der Jugend ohne Umwege den Weg zu den Profis schaffte und sich dort dauerhaft etablierte, war Sergi Roberto.

Statt die Spieler selbst auszubilden, kauft man die Talente extern ein. Und verkauft so einen Teil seiner Identität.

Umstrittene Sponsorendeals läuten Zeitenwende ein

Dieser Trend lässt sich auch auf dem Trikot ablesen. Einst galt die traditionell werbefreie Brust als Heiligtum. Diese Tradition wurde 2006 gebrochen, als der Unicef-Schriftzug auf dem Jersey erschien. Doch statt Sponsorengelder zu kassieren, sammelte Barca damit Spenden.

Diese Zeiten sind aber mit dem Einstieg des Sponsors Qatar Airways seit 2013 Geschichte. Die kritisierte Partnerschaft mit der Fluggesellschaft aus dem Emirat wurde 2016 durch den äußerst lukrativen, aber nicht weniger umstrittenen Deal mit Rakuten abgelöst und bringt Barca seitdem jährlich 60 Millionen Euro ein.

Zusammen mit den fast 300 Millionen Euro aus TV-Erlösen und Ausrüstervertrag diente Barca dieses Geld in den vergangenen Jahren vor allem einem Zweck: der Finanzierung kostspieliger Transfers.

Und damit zugleich dem zunehmenden Verkauf der eigenen Identität.