FC Bayern: Der Boss erhöht massiv den Druck

Die Nationalspieler des FC Bayern sind gerade erst wieder ins Training eingestiegen und auf der USA-Reise gab es zwei Pleiten für die Münchner. Und obwohl es noch über drei Wochen bis zum Saisonstart sind, nimmt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Spieler und Trainer in die Pflicht und wirft dabei sogar einen Leitsatz des Vereins über Bord.

Rummenigge vor der Skyline von Miami: “Ich erwarte Vollgas”
Rummenigge vor der Skyline von Miami: “Ich erwarte Vollgas”

Die deutsche Meisterschaft ist der wichtigste, weil ehrlichste Titel! Dieses Credo galt beim FC Bayern München jahrzehntelang – bis Sonntag, als Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Ende der USA-Reise die Ziele des Klubs für die anstehende Saison formulierte.

“Wir wollen alles gewinnen und haben große Ziele – insbesondere in der Champions League”, sagte Rummenigge. Heißt im Klartext: Schluss mit der Zurückhaltung, her mit dem Henkelpott!

Die Prioritäten hinsichtlich der Titel-Hierarchie haben sich beim Klubchef verschoben. Was im Umkreis des FC Bayern, insbesondere bei klubnahen Journalisten seit Jahren vermutet wird, hat sich nun bestätigt: Die Bundesliga, das Brot- und Buttergeschäft, verliert an Bedeutung, der Fokus richtet sich auf die Königsklasse.

Auf dieser Reise hat man einmal mehr festgestellt, welchen Stellenwert die Champions League international hat”, sagte Rummenigge. “Wir werden versuchen, dieses Jahr anzugreifen. Wir wollen das, was wir 2013 mit dem Sieg in London erlebt haben, in naher Zukunft wieder erreichen.”

Kovac von Beginn an unter Druck

So offensiv hat Rummenigge über die Champions League nicht mal in den Jahren unter Pep Guardiola gesprochen. Auf Niko Kovac wird der Druck dadurch zwangsläufig erhöht. Der neue Trainer hatte bei seiner Antritts-Pressekonferenz eine klare Zielsetzung für seine erste Saison vermieden, die wurde ihm nun von oberster Stelle aufoktroyiert.

Dass sich die Bewertung seiner Arbeit über die Anzahl der Titel definiert, weiß Kovac. Er war zwei Jahre Spieler bei Bayern. Doch mit seiner verbalen Offensive hat Rummenigge dem neuen Coach keinen Gefallen getan. Kovac hat in seiner Premierensaison als Bayern-Coach auch so genügend zu erledigen. Er muss frustrierte WM-Fahrer wieder flott machen, abwanderungswillige Spieler wie Jerome Boateng und Robert Lewandowski bei Laune halten oder den beiden Altstars Franck Ribery und Arjen Robben klar machen, warum sie nicht zur ersten Elf gehören.

Alle sind happy mit Niko

Rummenigge ist jedenfalls davon überzeugt, mit Kovac den richtigen Mann für die hoch gesteckten Ziele gefunden zu haben. “Er ist ein frischer Bursche, der den Job modern und innovativ interpretiert. Und wie man hört, lässt er hart trainieren. Er bekommt die totale Unterstützung des Vereins. Alle sind happy mit ihm.”

Ähnliches hört man auch aus der Mannschaft. Vor allem die intensive Arbeit auf dem Trainingsplatz kommt bei den Spielern gut an. “Niko macht einen sehr, sehr guten Eindruck. Er darf uns ruhig auch ein bisschen härter rannehmen”, sagte David Alaba. Zur Erinnerung: Im Vorjahr hatten sich viele Spieler hinter vorgehaltener Hand über das zu lasche Training von Carlo Ancelotti beschwert.

Vidal so gut wie weg

Für die seit knapp einer Woche trainierenden Nationalspieler wird es ab Donnerstag so richtig ernst. Dann startet der FC Bayern in sein Trainingslager an den Tegernsee. Gerade die deutschen WM-Fahrer werden von Rummenigge in die Pflicht genommen. Von Thomas Müller, Mats Hummels und Kollegen erwartet der Boss “in diesem Jahr Vollgas”. Denn sie würden doch bestimmt “die Scharte der WM in Russland vergessen machen wollen”.

Immerhin will Rummenigge Kovac in Sachen Kadergröße unter die Arme greifen. Nach dem Willen des Chefs sollen noch ein, zwei Mittelfeldspieler abgegeben werden, “damit der Trainer da nicht in irgendeinen Stress kommt”.

Der Wechsel von Arturo Vidal zu Inter Mailand ist so gut wie fix, zudem halten sich Gerüchte um eine Rückkehr von Thiago Alcantara zum FC Barcelona hartnäckig.