FC Bayern plötzlich in der Erfolgsspur: Das macht Hansi Flick anders

Der FC Bayern München ist nach dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick wieder in der Erfolgsspur. Kein Gegentor, dafür in vier gemeinsamen Spielen 16 erzielte Tore. Was hat der neue Trainer verändert?

Hansi Flick hat den FC Bayern von Niko Kovac übernommen. (Bild: Getty Images)
Hansi Flick hat den FC Bayern von Niko Kovac übernommen. (Bild: Getty Images)

Flick hat die Spieler auf seine Seite geholt: Als Kovac ging, war das Verhältnis zu einem Teil der Mannschaft zerrüttet. Uli Hoeneß bestätigte wenig später, dass einige Spieler den Kroaten loswerden wollten. Unter Flick aber haben sich viele der Spieler mit guten Leistungen präsentiert, die in der Öffentlichkeit als Kovac-Kritiker galten.

Dass Flick schnell das Vertrauen von wichtigen Größen wie Thomas Müller, Joshua Kimmich oder Manuel Neuer gewann dürfte auch an seiner vorherigen Rolle als Co-Trainer gelegen haben. Und, das betonte Goretzka, an seinen zwischenmenschlichen Fähigkeiten: “Hansi hat einfach eine sehr positive Art, eine große Empathie und sehr viel soziale Kompetenz.”

Flick hat die Lage beim FC Bayern wieder beruhigt: Kovac wurde in seiner Zeit in München intensiv beäugt und jeder seiner Schritte genau analysiert. Das hatte sich der Trainer bisweilen aber selbst zuzuschreiben, befeuerte er die ohnehin schon schwierige Lage doch mit unüberlegten Aussagen: Er degradierte Müller zum Notnagel und stellte die Fans aus Frankfurt vor die aus München.

Flick profitierte natürlich vom Neustart und den sofort guten Ergebnissen, hat aber auch mit seiner Art zur ruhigeren Lage beigetragen. Die Pressekonferenz sind unaufgeregt und gelegentlich mit einem Schuss Humor versehen. Dennoch scheut sich Flick nicht vor klaren Ansagen, wie etwa zuletzt zu Thiago, dem er öffentlich eine Formkrise zuschrieb. Darauf folgten aber auch sofort lobende Worte - er trat dem Spanier nicht unangenehm auf den Schlips.

Flick hat den Bayern alten Mut zurückgegeben: Unter Kovac kam manchmal das Gefühl auf, dass der FC Bayern nicht mehr der FC Bayern sondern ein Underdog sei. Die zurückhaltende Spielweise, die Fokussierung auf eine stabile Defensive, die Abhängigkeit von Einzelspielern nach vorne.

Schon gegen Borussia Dortmund (4:0) war davon nicht mehr viel zu sehen. Es stand wieder eine selbstbewusste und dominante Truppe auf dem Feld, die die Selbstverständlichkeit eines Sieges im Top-Duell der bisherigen Bundesliga-Saison vor sich hertrug. Sicherlich auch, weil Flick sich nicht scheute, formschwache Spieler aus dem Team zu nehmen. Thiago musste sich seinen Einsatz etwa erst erarbeiten.

Flick hat das Ballbesitzspiel der Bayern verändert: Unter Kovac wirkte die Bayern-Elf oft etwas ideenlos und fast schon ungefährlich in Ballbesitz. Natürlich waren da Aktionen von Robert Lewandowski oder Serge Gnabry, eine erdrückende Ballzirkulation bekamen die Münchner aber nur in ganz seltenen Fällen hin.

Unter Flick ist das Spiel der Bayern noch kein Guardiola-Fußball, wohl aber hat sich das Ballbesitz zum Positiven verändert. Die Spieler haben die ungünstige U-Form um die gegnerische Formation herum verlassen und spielen viel mehr durch die Mitte - eben dort, wo es am gefährlichsten ist. Dafür schickt Flick zeitweise bis zu sechs Spieler an die vorderste Front. Sie binden dort die gegnerische Abwehr und erleichtern der Abwehr damit das Aufbauspiel.

Flick lässt die Bayern wieder hoch pressen: Lange war das Defensivspiel der Bayern unter Kovac der stärkste Teil. Besonders in der ersten Saison des Kroaten gab es wenig bis gar nichts auszusetzen am Pressing der Münchner, die gut abgestimmt und eifrig im Anlaufen wirkten. Doch im zweiten Jahr verlor das frühe Pressing an Druck und die Gegner konnten sich immer häufiger befreien.

Mit Flick ist der FCB nun zu alter Aggressivität zurückgekehrt. “Wir haben unseren Spielstil verändert, nach vorne verteidigt. Ich brauchte dafür Spieler, die gegen den Ball einen Tick besser sind”, sagte Flick als er Philippe Coutinho und Thiago aus der Mannschaft nahm. Die Spieler lobten ihn für seinen Ansatz, deutlich höher zu stehen und den Gegner damit schneller unter Druck zu setzen.

Wie geht es weiter für Hansi Flick?

Aber wie geht es nun weiter? Flick sammelt gerade Lob aus allen Richtungen, ein Verbleib bis Saisonende wird immer wahrscheinlicher. Eventuell könnte der 54-Jährige auch darüber hinaus bleiben. Viele Fans fordern dies bereits, nachdem die ersten vier Spiele unter dem ehemaligen Co-Trainer wunderbar liefen.

Doch vieles liegt auch im Auge des Betrachters. Flick hat eine Mannschaft, die für ihn kämpft. Plötzlich ist Rotation, so wie in Belgrad wieder lobenswert, bei Kovac wurde selbige zuvor arg kritisiert. Und: Flick siegte gegen Gegner, die der FC Bayern schlagen muss. Piräus, Belgrad und Düsseldorf sind keine Konkurrenz auf Augenhöhe, Dortmund taumelte schon vor dem Kantersieg der Bayern.

Bis Weihnachten stehen noch Spiele gegen Leverkusen und Tabellenführer Borussia Mönchengladbach an. Mitte Dezember dann gastiert Tottenham mit Neu-Trainer Jose Mourinho in München und will eine Revanche für das 7:2 vor wenigen Wochen. Damals schien der FC Bayern unter Kovac auf dem richtigen Weg - die Dinge drehen sich schnell im Fußball.