FC Bayern weiter in der Krise: Azubis im Krisenmanagement

Der FC Bayern München steckt nach dem 1:1 gegen den SC Freiburg weiter in einer Krise. Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hassan Salihamidzic wirken phasenweise ratlos. Die Situation verselbstständigt sich.

Der FC Bayern München trennte sich mit 1:1 vom SC Freiburg. (Bild: Getty Images)
Der FC Bayern München trennte sich mit 1:1 vom SC Freiburg. (Bild: Getty Images)

Ja, das ist … das frage ich mich auch. Das ist auch nicht zu beantworten erst mal”, sagte Hassan Salihamidzic nach dem erneuten Punktverlust des FC Bayern dem kicker zu den Gründen der aktuellen Flaute.

Große Frage, keine Antwort. So oder so ähnlich ist die aktuelle Situation beim FC Bayern München auch insgesamt einzuordnen. Die letzten Ergebnisse, die letzten Leistungen und die aktuelle Kadersituation werfen viele Fragen auf, Antworten bleiben aber größtenteils aus.

Während Trainer Kovac zum wiederholten Male die mangelnde Chancenverwertung betonte, wand sich der Sportdirektor in den Interviews wie ein Fisch auf dem Trockenen und suchte schnell das Weite. Intern dürfte die Fehlersuche schon lange auf Hochtouren laufen.

FC Bayern hat den BVB vor der Brust

Nach außen aber gibt der FC Bayern aktuell ein bemühtes, wohl aber desaströses Bild ab. Spätestens angefangen mit der großen Pressekonferenz von Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Salihamidzic bis hin zum heiß diskutierten Instagram-Post von Lisa Müller.

Krisenmanagement ist man sichtlich nicht gewohnt in München, wo in den letzten Jahren national kaum Misserfolge kommuniziert oder erklärt werden mussten. Nun aber geht es mit vier Punkten Rückstand in das direkte Duell mit dem bestens aufgelegten BVB und die Fragen werden dringender.

Der FC Bayern schlingert auf das Spitzenduell zu und muss am Samstag (18.30 Uhr/Sky) auf eine plötzliche Leistungssteigerung in nahezu allen Bereichen hoffen. Dazwischen liegt das Spiel gegen AEK Athen (Mi., 21 Uhr/Sky) Ein Plan? Nur schwer zu erkennen.


Kovac steht immer mehr unter Druck

Die Situation entgleitet den Verantwortlichen. So deutlich wie vor wenigen Wochen griffen die Bayern-Bosse die Medienwelt noch nie an, die Wirkung der mächtigen Worte verpuffte allerdings angesichts immer neuen Materials aus dem Hause FC Bayern.

Berichte stapeln sich inzwischen, die ein Zerwürfnis in den Kabinen der Säbener Straße nahelegen, Trainer Kovac scheint sich schon jetzt eine Menge Feinde gemacht zu haben. Ob das stimmt, weiß niemand, der nicht täglich ein und aus geht am Trainingsgelände, die Unruhe ist aber nicht zu bestreiten.

Dass dann noch Spielerfrauen Brennholz nachlegen und die aktuellen Berichte des Spiegels bezüglich eines geprüften Austritts aus der Bundesliga die Vorstände beschäftigen, macht die Arbeit nicht besser. Es mutet an, als würde man mit einem löchrigen Eimer einen Hausbrand ersticken wollen.

FC Bayern hat Krisenkommunikation gestartet

Die Pressemitteilung nach dem Ärger rund um Müllers Instagram-Post zeigt, dass der FC Bayern seine Form der Krisenkommunikation gestartet hat. Beschwichtigen, Konfrontation vermeiden, schnell handeln: Der Rekordmeister scheint sich in das Thema einzuarbeiten.

Gut möglich, dass das auch in Zukunft notwendig sein wird, denn die sportlichen Leistungen legen aktuell keine plötzlich Kehrtwenden nahe. Die heimische Arena ist so angreifbar wie seit 2001 nicht mehr, gegen Freiburg wirkten die Bayern ohne Thiago offensiv nahezu ideenlos.

Joshua Kimmich sollte im Mittelfeld die Fäden ziehen, das kann der 23-Jährige eigentlich sehr gut, scheiterte allerdings auf vielen Ebenen. Er bekam keinen Zugriff auf das Spiel und stand dabei symbolisch für eine insgesamt enttäuschende Leistung.

Optionen B und C garantieren keinen Erfolg

Fraglich ist, wie es weitergehen soll. Die Bayern halten fest zu Kovac, eine Entlassung käme einem Schuldgeständnis gleich. Das ist insbesondere deshalb schwierig, weil die Personalie mit einer derartigen Überzeugung ausgesucht wurde, dass Optionen wie Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann fallen gelassen wurden.

Gleichwohl bedeutet ein Festhalten an Kovac aber, dass die Schuld bei den Spielern gesucht werden muss. Das bedeutet deutlich tiefgreifendere Änderungen, deutlich mehr Ärger und Aufsehen. Zudem kann erst im Winter personell eingegriffen werden – und selbst dann nur stark eingeschränkt.

Somit bleibt den Bayern aktuell gar nicht viel mehr übrig, als sich zusammenzuraufen und gemeinsam zu alten Leistungen zu finden. Nur – und das sei mit allem Respekt gesagt – mit den derzeitigen Maßnahmen wird das ganz schwierig.