"Konnte nicht aufhören zu weinen": Federers tragischer Verlust

Einer der größten Tennisspieler aller Zeiten hat seine Karriere beendet. (NEWS: Alles Wichtige zum Tennis)

In den sozialen Netzwerken verkündete Roger Federer, dass seine Teilnahme am Laver Cup sein letzter Auftritt auf der ATP-Tour sein wird.

Der Schweizer blickt auf eine beispiellose und ruhmreiche Karriere mit 20 Grand-Slam-Titeln und vielen Rekorden zurück. Dass der heute 41-Jährige zu einem Superstar seiner Sportart aufgestiegen ist, gründet auf einem schlimmen Moment, den Federer in seinen Anfängen erlebte.

Am 1. August 2002 kam sein ehemaliger Coach Peter Carter mit 37 Jahren bei einem Autounfall auf seiner Hochzeitsreise in Südafrika ums Leben.

Carter war der einflussreichste Trainer des Schweizers und zudem ein väterlicher Freund. Auch Jahre später hat Federer der Verlust noch nicht losgelassen: Als der “Maestro” Anfang 2021 während eines CNN-Interviews darauf angesprochen wurde, brach er in Tränen aus.

Federer erklärte sichtlich angefasst: „Ich hoffe, er wäre stolz. Ich denke, er wollte nicht, dass ich ein ewiges Talent bin. Es war also ein Weckruf für mich, als er starb - und ich begann wirklich hart zu trainieren.“

Federer: Schuld mischte sich mit Trauer

Der Journalist Christopher Clarey veröffentlichte in seiner Federer-Biografie „The Master“ weitere Details. Laut Clarey sollen Federer auch Schuldgefühle plagen.

Der Grund: “Federers Mutter Lynette hatte mitgeholfen, die Reise zu organisieren. Und Roger selbst hatte Carter und dessen Schweizer Frau Silvia oft empfohlen, nach Südafrika zu fliegen”, heißt es in dem Buch.

Und weiter: „Eine Woche vor seinem 21. Geburtstag wurden Rogers ohnehin gewaltige Gefühle noch von der Rolle beeinflusst, die Federers Familie bei Carters Reise spielte. Schuld mischte sich mit Trauer.“

Sven Groeneveld, der damals das Amt des Cheftrainers beim Schweizer Tennisverband innehatte, bestätigte: “Das hat ihn am meisten geschmerzt.”

Federer bei Beerdigung “komplett am Boden”

Der Schweizer Tennisstar hielt sich zum Zeitpunkt des Unfalls mit seinem Trainer Peter Lundgren für ein Turnier in Toronto auf. Von Lundgren erfuhr er die schreckliche Nachricht.

“Roger kam zu mir ins Hotelzimmer und sah mich einfach nur an. Ich sah scheiße aus, was in so einer Situation normal ist. Ich war leer. Es war so hart für Roger und mich. Peter und ich standen uns sehr nah. Wir verbrachten viel Zeit zusammen. Roger verlor seinen ehemaligen Coach und Freund. Ich weiß, wie viel Peter Roger bedeutete. Es war für uns beide das erste Mal, dass wir so etwas durchmachen mussten”, erinnerte sich der Schwede.

In Basel fand später die Beerdigung statt. Yves Allegro, Federers langjähriger Doppel-Partner im Davis Cup, erzählte: “Roger war komplett am Boden. Du konntest es an seiner Körpersprache erkennen. Und er konnte nicht aufhören zu weinen. Ich glaube, er hat während der ganzen Beerdigung durchgeweint, eineinhalb Stunden.”

Carters Tod entscheidend in Federers Karriere

Es sei hart gewesen, solchen Kummer zu sehen, so der 43-Jährige.

“Aber ich denke, im Moment von Peter Carters Tod ist Roger ein Mann geworden. Es war quasi das erste Mal, dass er mit etwas Schlimmen fertig werden musste. Zuvor erreichte er schnell die Top 100, verdiente gutes Geld. Seine Familie war gesund. Seine Eltern waren zusammen. Und er war bereits glücklich mit Mirka liiert. Es lief also alles wie geschmiert. Und dann verlor er eine der wichtigsten Personen in seinem Leben.”

Auch Clarey ist überzeugt, dass der Tod Carters ein Wendepunkt in Federers Karriere war: “Hinter der Entwicklung vom Talent zu einem der größten Spieler aller Zeiten stecken viele Faktoren. Carters Tod ist dabei aber vielleicht sogar der entscheidende. Federer verstand, dass sein Erfolg dem viel zu kurzen Leben von Peter Carter einen größeren Sinn ergab.”

Der Schweizer selbst widmete Monate nach diesem Rückschlag den ATP-Titel in Wien seinem verstorbenen Mentor: „Dieser Titel ist für ihn. Ich vermisse ihn sehr.“