Darum fiel der letzte Mr. Money in the Bank durch

WWE-Star Baron Corbin (l., mit Kurt Angle) trägt seit kurzem Kahlschlag-Frisur

Mit Edge fing vor 12 Jahren es an, CM Punk, Daniel Bryan, Seth Rollins und viele andere folgten auf ihren Spuren.

Wer bei WWE das Money-in-the-Bank-Match gewinnt, der hat in der Regel die Gewissheit, im Jahr darauf auch zum Champion aufzusteigen. In der Nacht zum Montag bewerben sich unter anderem Braun Strowman, Finn Balor und Samoa Joe darum.

Dem Letzten, der den prestigeträchtigen Sieg in dem großen Leitermatch einfahren durfte, hat der Koffer dagegen kein Glück gebracht.

Auf blamable Art und Weise verspielte Baron Corbin im Sommer 2017 seine Titelchance gegen den damaligen World Champion Jinder Mahal. Es folgte eine klare Pleite gegen Superstar John Cena beim SummerSlam.

Viel wurde spekuliert die Gründe für den jähen Absturz des 33-Jährigen. Die Gründe kamen erst später ans Licht.

Baron Corbin stritt mit WWE-Arzt

Nach übereinstimmenden Medienberichten war Corbins streitlustiges Verhalten bei Twitter nicht - wie ursprünglich vermutet - der Grund dafür, dass Corbins Push nach oben vorläufig beendet wurde.

Der Pro Wrestling Insider meldete, dass es hinter den Kulissen einen Vorfall gab, der ihm "Backstage-Heat" eingebracht hat - das Branchenwort für Ärger mit Management und Kollegen.

Es ging um eine heikle Diskussion, die der "Lone Wolf" mit einem WWE-Arzt angezettelt hat.

Meinungsverschiedenheit zur "Concussion Crisis"

Dr. Joseph Maroon, Chef des Gesundheits- und Anti-Doping-Programms der Liga, hielt demnach Anfang August eine Ansprache an die Wrestler, in der es darum ging, dass sie jede Art von Kopfverletzung an das WWE-Management zu melden hätten.

Corbin soll Maroon dabei in eine Diskussion verstrickt haben, weil sich unterschiedliche Standpunkte offenbarten.

Man muss wissen: Corbin - bürgerlich: Thomas Pestock - ist früherer Footballer, auch kurz in der NFL. Und der Neurologe Maroon ist ein langjähriger NFL-Arzt, der im Zuge der "Concussion Crisis" Kritik auf sich gezogen hat, weil er die Gehirnerschütterungsfolgekrankheit CTE (chronisch traumatische Enzephalopathie) für nicht ganz so verbreitet hält wie andere Experten.

Die degenerative Krankheit wurde bei diversen verstorbenen Footballern festgestellt, aber auch bei früh verstorbenen Wrestlern wie Chris Benoit und Andrew "Test" Martin. Auch bei den zurückgetretenen Daniel Bryan und Bret Hart wurden Symptome von CTE festgestellt (klar diagnostizierbar ist die Krankheit bei Lebenden nicht).

Joseph Maroon kam auch in Hollywood-Film vor

Der bekannte Fachmann Maroon kommt in dem Hollywood-Film "Concussion" vor, in dem es um die Entdeckung von CTE geht. Der 78-Jährige wird in dem Film - der die Kopfverletzungs-Debatte stark angeheizt hat - als mindestens unglückliche Figur dargestellt, die das Problem unterschätzt hat.

Corbin soll ihm genau das vorgehalten und auch darauf hingewiesen haben, dass er selber sich einer Klage gegen die NFL angeschlossen habe (was vorher nicht bekannt war).

Mehreren Quellen zufolge entwickelte sich eine längere Diskussion der beiden, in der Corbin zwar nicht aggressiv und laut wurde. Außerdem seien sich Corbin und Maroon letztlich einig geworden, dass CTE ein Problem sei, an dessen richtiger Einordnung alle interessiert seien.

Neue Frisur, neue Rolle bei RAW

Trotzdem war die Situation den Zeugen zufolge "peinlich", auch wenn diverse Kollegen beeindruckt von Corbins Selbstbewusstsein gewesen seien.

Das WWE-Management hätte es aber wohl als Fehltritt Corbins gewertet, nicht unter vier Augen das Gespräch mit Maroon zu suchen, sondern ihn vor Kollegen bloßzustellen. So hätte er dessen Autorität untergraben - und sei aller Wahrscheinlichkeit nach dafür bestraft worden.

Das Ende eines Hoffnungsträgers? Diese Diagnose wäre verfrüht. Komplett fallen gelassen hat die Promotion Corbin nicht: Kurz nach seinem Kofferverlust wurde er zumindest US-Champion, seit kurzem hat er eine zentrale Rolle bei der Flaggschiff-Show Monday Night RAW, spielt - mit neuem, ganz kahlen Haarschnitt - den bösen "Constable", der General Manager Kurt Angle das Leben schwer macht.

Ligachef Vince McMahon soll weiter sehr viel von Corbin halten und ihn als Star der Zukunft sehen.