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So schlimm steht es um Werder

Klaus Filbry band kein Tuch um die unschöne Wahrheit. "Die finanzielle Situation ist ernst", erklärte der verriet Werder Bremens Kaufmännischer Geschäftsführer im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.

Den Traditionsklub trifft die Coronakrise mit voller Wucht, weswegen die Verantwortlichen ins Schwitzen geraten. "Wir haben immer davon gesprochen, dass es eine wirtschaftlich sehr herausfordernde Situation ist, in die wir durch die Coronakrise unverschuldet hineingeraten sind", sagte Filbry.

Im Worst-Case-Szenario verliert Werder laut dem 53-Jährigen rund 40 bis 45 Millionen Euro, die eingeplant waren, durch die Folgen der Pandemie. "Wir sind bis in den Herbst durchfinanziert. Aber es kann sein, dass wir erstmals in der Geschichte von Werder Bremen Schulden aufnehmen müssen", machte Filbry die prekäre Situation deutlich.

Lemke: "Kann mir Bundesliga ohne Bremen nicht vorstellen"

Wenn die Bundesligasaison nicht beendet werden kann, droht dem Verein - wie auch vielen anderen - womöglich sogar das Aus. Deshalb wird das Thema Investoreneinstieg an der Weser nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. "Wir haben immer gesagt, dass wir zum Thema strategischer Investor offen sind", äußerte Filbry. "In meinen Augen kommt nur eine Minderheitenbeteiligung infrage, weil wir als Verein gesagt haben, dass 50+1 nicht verrückbar ist."

"Eine Bundesliga ohne Werder Bremen kann ich mir gar nicht vorstellen", sagte der frühere Werder-Manager Willi Lemke im CHECK24 Doppelpass. "Unser Verein ist seit Jahren gesellschaftlich orientiert. Wir haben als erste ein Fanprojekt gegründet. Das geht in der Debatte um goldene Steaks unter. Es ist nicht so, dass alle Fußballer durchgeknallt sind."

Auch bei der Rückerstattung der Dauerkarten ist sich Werder seiner Verantwortung bewusst: "Es gibt bei uns eine klare Transparenz. Jeder, der sein Geld zurückhaben will, bekommt es auch. Wir werden keine Gutscheinlösung anbieten. Und man kann seinen Verzicht erklären. 12 Prozent der Summe werden an das SOS-Kinderdorf gespendet", verriet Filbry.

Lemke rät Filbry zu Nachverhandlungen

Auch die Akteure tragen ihren Teil dazu bei, dass die Bremer durch die schweren Zeiten kommen. "Die Spieler sind auf uns zugekommen und haben gesagt, dass sie gerne auf Gehalt verzichten wollen", sagte Filbry. Die Profis sollen auf rund 10 Prozent verzichten, Lemke geht das nicht weit genug. "Da würde ich dringend bitten, dass nachverhandelt wird", riet er Filbry.

Was bei Werder erschwerend hinzukommt, ist die sportlich angespannte Lage. Der Klub steht auf einem Abstiegsplatz. Steigt Bremen ab, ist die finanzielle Situation noch weitaus schlimmer.

Trotzdem glaubt der Geschäftsführer, dass sich noch alles zum Guten wendet: "Wir haben eine Wettbewerbssituation mit Gesellschafterstrukturen, die sich in den vergangen Jahren verändert hat. Es geht aber auch als Werder Bremen darum, sich wieder nach oben zu arbeiten. Ich bin der Meinung, dass mit der Unterstützung der Fans der Weg nach oben wieder möglich ist."

Besagte Fans müssen sich bei einem Neubeginn der Liga in der Corona-Krise aber deutlich zurückhalten. Nicht zuletzt aufgrund von möglichen Fanansammlungen hatte sich Bremens Innensenator Ulrich Mäurer zuletzt abschlägig zu möglichen Geisterspielen im wohninvest Weserstadion geäußert.

"Wir spielen auf jeden Fall in der ersten Liga und wir werden auch auf jeden Fall im wohninvest Weserstadion spielen", gibt sich Filbry kämpferisch. "Wir wissen auch, dass unsere Fans vernünftig sind und zu Hause bleiben."