Finanzinstitute der Welt verlieren halbe Billion an Börsenwert

(Bloomberg) -- Mit der Risikoscheu im Zuge des Zusammenbruchs der kalifornischen Silicon Valley Bank haben die börsenotierten Finanzinstitute auf der ganzen Welt binnen zwei Tagen 465 Milliarden Dollar (434 Milliarden Euro) an Wert verloren, da Investoren von New York bis Tokio ihr Engagement im Sektor reduzierten.

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Die Verluste, die es zum Wochenstart an der Wall Street und in Europa gab, griffen am Dienstag auf Asien über. Der Finanzwerte-Index des MSCI Asia Pacific fiel um 3%.

“Die Finanzmärkte gehen wie auf rohen Eiern”, sagte John Woods, Chief Investment Officer der Credit Suisse für den asiatisch-pazifischen Raum, im Interview mit Bloomberg TV. Mit Blick auf den Zinserhöhungskurs der US-Notenbank fügte er an: “Mein Gefühl sagt mir, dass die Fed wahrscheinlich eine Pause einlegen wird, hauptsächlich wohl wegen Liquiditätsrisiken.”

In Europa geht es heute im Sektor weiter abwärts, allerdings in deutlich gebremstem Umfang. Der Stoxx 600 Bankenindex lag um 11:30 Uhr MEZ 0,6% im Minus. Am Montag hatte er 5,8% nachgegeben. Deutsche Bank und Commerzbank notierten etwas fester, die österreichische Bawag und die Erste Bank etwas leichter.

“Sobald der anfängliche Schock überwunden ist, werden die Modelle etwas genauer unter die Lupe genommen, was die Einlagenbasis der Banken betrifft und ihren Zugang zu Liquidität”, erklärt Gary Schlossberg, Stratege beim Wells Fargo Investment Institute. “Die Regierung hat nicht gezögert; künftig könnten wir sogar weitere Schritte zur Stabilisierung des Systems sehen.”

Am Montag waren Staatsanleihen am Finanzmarkt rege gesucht und die Renditen fielen angesichts der Erwartung, dass die Federal Reserve ihre Geldpolitik mit Blick auf die Turbulenzen im Bankensystem nicht weiter straffen wird. Die Anhebung der Zinsen hat den Wert von Anleihen in Bankportfolios geschmälert. Weitere Zinsanhebungen könnte die Lage von finanziell strauchelnden Instituten weiter verschärfen.

Der aggregierte Marktwert der Firmen im MSCI World Financials Index sowie dem MSCI EM Financials Index ist seit Freitag um etwa 465 Milliarden Dollar gesunken. Am Montag litten vor allem die Aktien amerikanischer Regionalbanken wie die First Republic Bank, die innerhalb von drei Sitzungen fast 73% abstürzte.

Die Aktien der Credit Suisse fielen am Dienstag um weitere mehr als 4% und steuerten damit auf ein neues Rekordtief zu, nachdem sie am Montag 9,4% abgesackt waren. Die Bank teilte heute mit, “wesentliche Mängeln” bei den internen Kontrollen der Finanzberichterstattung festgestellt zu haben.

Japanische Banken

In Asien gehören japanische Finanzwerte zu den am stärksten betroffenen Titeln. Sie hatten im Dezember stark zugelegt, als es Anzeichen dafür gab, dass die Bank of Japan nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik zu einer Straffung übergeht.

Nippon-Banken gehören in Asien zu den Instituten mit den höchsten nicht realisierten Verlusten im Verhältnis zum Eigenkapital, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten zu etwa 130 Kreditgebern im asiatisch-pazifischen Raum hervorgeht. Bei Jimoto Holdings Inc., Tsukuba Bank Ltd. und Fukushima Bank Ltd. belaufen sich die nicht realisierten Verluste auf mindestens 9% des Eigenkapitals. Für alle drei Institute ging es innerhalb von drei Tagen an der Börse mehr als 10% bergab.

Das Risiko eines plötzlichen Bankruns, wie er die Silicon Valley Bank in den Ruin getrieben hat, ist bei den großen nordasiatischen Banken “minimal”, wie Francis Chan von Bloomberg Intelligence schreibt. Er verweist auf die soliden Einlagen der Institute, ihren Mix an Vermögenswerten und ihre Liquidität. Kleinere Kreditinstitute indessen “könnten Liquiditäts- und Kreditrisiken bergen, die leicht zu übersehen” seien.

“Ich verkaufe heute Banken und Versicherer”, sagt Taku Ito, leitender Fondsmanager bei Nissay Asset Management Corp. “Das ist zweifellos eine Niederlage, aber ich denke, dass viele Fondsmanager das Gleiche tun, weil Bankaktien gestiegen sind und viele Vermögensverwalter im Wachstumsbereich Bankaktien aufgestockt haben.”

Überschrift des Artikels im Original:Global Financial Stocks Lose $465 Billion as SVB Fallout Spreads

--Mit Hilfe von Jeanny Yu, Ishika Mookerjee, Aya Wagatsuma und Hideyuki Sano.

(Ergänzt um heutige Kursentwicklung in Europa im zweiten Absatz. In einer früheren Version wurde eine Währungsumrechnung korrigiert.)

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