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"Für Lewis Katastrophe": Zahlt sich Verstappens Pokerspiel aus?

"Für Lewis Katastrophe": Zahlt sich Verstappens Pokerspiel aus?
"Für Lewis Katastrophe": Zahlt sich Verstappens Pokerspiel aus?

Red Bull hat das Pokerspiel eröffnet und muss nun hoffen, dass die verdeckten Karten zwei Asse sind!

Wie im Vorfeld von SPORT1 exklusiv berichtet, hat das Team beim Großen Preis von Russland (Sonntag ab 14 Uhr im SPORT1-Liveticker) ins Auto von Max Verstappen (23) eine vierte Antriebseinheit eingebaut und damit den ersten Zug im Motor-Poker gegen Mercedes gemacht.

Verstappen startet das Rennen in Sotschi deshalb vom letzten Startplatz, ist im Qualifying noch nicht mal mehr eine schnelle Runde gefahren. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Marko: „Wir wollten nichts riskieren“

„Wir hatten unseren Startplatz bereits fix“, erklärt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. „Wir wollten nichts riskieren.“

Neben Verstappen fährt Ferrari-Star Charles Leclerc los, der für eine brandneue Hybrideinheit ebenfalls eine Strafe in Kauf nimmt.

Hintergrund: Pro Saison sind eigentlich nur drei sogenannte Power Units erlaubt. Die Regel soll die Effizienz der Hybridmotoren unterstreichen und Kosten senken. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Doch meistens geht die Rechnerei nicht auf. Vor allem nicht, wenn ein Motor durch einen Crash kaputt gegangen ist. So geschehen bei Verstappens Highspeed-Crash mit Hamilton in Silverstone.

Darum tauscht Red Bull das komplette Paket

Das Problem: Der Motortausch muss mit Startplätzen „bezahlt“ werden.

Ein neuer Motorblock kostet zehn Ränge, jedes weitere Antriebselement (z. B. Turbolader, Elektromotoren etc.) noch einmal fünf Positionen in der Startaufstellung.

Weil Verstappen nach dem Crash mit Hamilton in Monza ohnehin drei Startplätze aufgebrummt bekommt, bot sich eine komplett neue Antriebseinheit in Sotschi an – nicht nur ein neuer Verbrennungsmotor, der in Silverstone einen Riss davongetragen hat.

Marko erklärt gegenüber SPORT1: „Mercedes ist wahnsinnig stark hier. Die Rechnung sah so aus: Wir werden maximal Dritter im Qualifying, dazu müssen wir drei Plätze zurück, dann stehen wir auf dem sechsten Platz. Wenn wir dann nur einen anderen V6-Motor genommen hätten, geht es zurück auf Platz 16. Zwischen 16 und 20 besteht aber kein großer Unterschied mehr, deshalb haben wir uns entschlossen das komplette Paket zu tauschen. Dann können wir in den kommenden Rennen bis zum Saisonende attackieren.“

Hamilton patzt bei Verstappen-Versetzung

Verstappen bleibt im Angriffsmodus: „Wir mussten die Strafe ohnehin irgendwann mitnehmen. Wenn nicht hier, dann woanders. Jetzt müssen wir einfach versuchen, bestmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben.“ (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Immerhin: Mercedes hilft Red Bull dabei. Statt den vermeintlichen Vorteil optimal auszunutzen, setzt Lewis Hamilton seinen Mercedes im Qualifying erst gegen die Bande der Boxengasse und dreht sich dann auch noch in der letzten Kurve.

Resultat: Rang vier für den Briten, Startplatz sieben für seinen Flügelmann Valtteri Bottas.

„Für Lewis ist es eine Katastrophe“, sagt Ex-Weltmeister Damon Hill bei Sky. „Genau an dem Tag als er maximalst von Verstappens Strafe profitieren muss, landet er hinter der ganzen Meute an jungen Wilden. Das ist für ihn gefährlich am Start.“

Mercedes-Teamchef Toto Wolff will das noch nicht so schwarz sehen: „Lewis kann auch von Platz vier gewinnen. Von der reinen Pace her sollten wir keinen Gegner haben, es ist die Frage, ob man vorbeikommt.“

Red Bull fährt voll auf Angriff

Die Frage stellt sich auch Red Bull. „Wir haben jetzt natürlich in erster Linie auf unsere Rennabstimmung geschaut“, verrät Verstappen.

Ein Hinweis auf die angepeilte Aufholjagd mit flachen Flügeln und wenig Abtrieb gibt der Topspeed während Verstappens Installationsrunde (!) im Qualifying. Da war der Holländer mit 305 km/h der Schnellste des gesamten Zeittrainings.

Eine Befürchtung hat man bei Red Bull allerdings: Dass es entgegen der Vorhersagen doch wieder zu regnen beginnt.

Das gibt auch Marko zu: „Wenn es nass ist, ist es vom Ende des Feldes mit der ganzen Gischt schwierig.“

Mercedes muss wohl auch bald Motor wechseln

Offen bleibt, ob und wann sich auch Mercedes an den Pokertisch setzt.

„Wir haben Vermutungen und hoffen, dass auch sie bald ihren Motor wechseln müssen“, verrät Marko bei Sky.

Der Grund: „Man hat ja bei Bottas (Wechsel in Monza; d. Red.) gesehen, dass auch sie Probleme haben. Und wenn man einen frischen Motor hat und pushen kann, gibt es gleich mehr Selbstvertrauen.“ (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

Wolff gibt sich im Motorenpoker bedeckt

Wolff lässt sich darauf angesprochen noch nicht in die Karten schauen, schmunzelt aber: „Na, wenn der Doktor das sagt!?“

Auf konkrete Nachfrage verweigert er grinsend einen Kommentar. „Ich will Euch nicht anlügen.“ Gut möglich also, dass Mercedes sich noch heute Abend mit an den Pokertisch setzt.

Das Ergebnis des Qualifyings jedenfalls spielte Red Bull in die Karten. Das Pokerspiel Schadensbegrenzung scheint aufzugehen ...

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