Gefängnis "war besser"! O'Sullivan schimpft über Snooker-Restart

Als erste Sportart in Großbritannien hat Snooker den Restart gewagt - sogar noch vor der Premier League der Fußballer.

Anfang Juni trafen sich die Spieler erstmals zur Champions League, einem Einladungsturnier in der englischen Großstadt Milton Keynes. An diesem Wochenende geht es mit einem regulären Ranglistenturnier weiter. Die meisten Profis sind erleichtert, dass ihr Sport wieder läuft - schließlich sind sie auf die Einnahmen angewiesen.

Doch es gibt auch eine Ausnahme: Ronnie O'Sullivan hält im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht viel von der Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Der Superstar der Snooker-Szene machte deutlich, dass die Zeit ohne Snooker die "besten drei Monate meines Lebens" gewesen seien. "Diesen Lockdown" würde der 44-Jährige gerne "noch fünf Jahre fortsetzen".

O'Sullivan schimpft über Restart

Aber damit nicht genug: Auch über das strenge Hygienekonzept ließ sich O'Sullivan aus. Der fünfmalige Weltmeister, der in seiner Karriere schon oftmals mit Alkoholexzessen, sexistischen Äußerungen und Arroganz am Snookertisch für Aufsehen gesorgt hat, habe einmal in seinem Leben 16 Stunden in einer Gefängniszelle gesessen. "Das war besser, da konnte ich mir mein Essen selbst aussuchen", meinte er in seiner typischen Art.

Spieler und Betreuer wohnen in einem Hotel und werden regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Steht ein Testergebnis noch aus, dürfen die Beteiligten das Hotel für 24 Stunden nicht verlassen. Zuschauer sind, wie in anderen Sportarten auch, nicht erlaubt.

Dass O'Sullivan mit seiner Meinung weitestgehend alleine dasteht, verwundert nicht. Zwar können einige Snooker-Profis auch eine längere Durststrecke wie während der Corona-Krise finanziell überstehen, doch das gilt lediglich für die Top 20 oder 30. Denn die Spieler sind selbstständig. Heißt: Finden keine Turniere statt, bricht ihnen die Existenzgrundlage weg.

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Es gibt sogar Spieler, die extra Kredite aufnehmen, um bei der Tour dabei sein zu können und hoffen müssen, dass ihre Leistungen ausreichen, um bei den Turnieren abzukassieren.

Snooker startet vor Fußball

Für das funktionierende Hygienekonzept ernteten der Promoter Barry Hearn und seine Firma Matchroom sowie Weltverbandschef Jason Ferguson reichlich Anerkennung. Denn während viele andere Sportarten noch weit von einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs entfernt waren, konnte Snooker bereits wieder mit Livesport glänzen.

Und das hat sich ausgezahlt: Das öffentliche Interesse an der Randsportart ist groß und die Einschaltquoten im Fernsehen beachtlich. In die Karten gespielt hat dem Snooker natürlich auch der Umstand, dass kein Körperkontakt stattfindet und Abstandsregelungen einfach eingehalten werden können.

"Sie haben einen wunderbaren Job gemacht", lobte der frühere Weltmeister Ken Doherty bei BBC. Der Restart sei ein "totaler Erfolg", erklärte auch Masters-Gewinner Stuart Bingham.

Profis ohne eigenen Snooker-Tisch

Sportlich mussten viele der Snooker-Profis während der Corona-Pause Einbußen hinnehmen. Denn Laut BBC-Informationen verfügten nur zehn der 128 Tour-Teilnehmer über einen eigenen Snookertisch. Alle anderen trainieren normalerweise in Trainingszentren oder Akademien, welche lange Zeit geschlossen waren.

Kein Wunder also, dass es mit dem Belgier Luca Brecel bei der Champions League einen Überraschungssieger gab. Der 25-Jährige hatte es sonst nur selten in die Finalrunden großer Turniere geschafft - konnte sich aber scheinbar am besten mit den neuen Bedingungen arrangieren.

Weitere Turniere sind bereits in Aussicht und Ende Juli steht sogar noch ein Highlight auf dem Programm: In Sheffield wird die Weltmeisterschaft ausgetragen - erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs ohne Publikum.