Mut gegen Vermummte: Union feiert "Ordner" Gikiewicz

Rafal Gikiewicz ließ sich nicht einschüchtern, mutig trat der Torhüter von Union Berlin der Gewalt entgegen.

Ein vermummter Mob aus der Union-Fankurve hatte nach dem 1:0-Sieg gegen den Stadtrivalen Hertha BSC das Spielfeld gestürmt und den Gästeblock ins Visier genommen.

Gikiewicz schickt Vermummte vom Platz

Das von Pyro-Chaoten überschattete und zwischenzeitlich unterbrochene Skandalduell drohte nach Schlusspfiff endgültig zu eskalieren. Dann wurde Gikiewicz zum späten Derby-Helden.

Der Pole rannte auf die Randalierer zu und hielt sie zurück, wütend brüllte er die Maskierten an und trieb die Menge mit Hilfe hinzugeeilter Teamkollegen zurück auf die Tribüne.

Jene, die dort den Prestigeerfolg der Köpenicker gewaltfrei feiern wollten, dankten es mit Sprechchören: "Gikiewicz!", "Gikiewicz!", "Gikiewicz!", schallte es von den Rängen.

Berlin-Eklat: Viel Lob für Gikiewicz' Handeln

Der 32-Jährige, der von der Hertha-Offensive nie etwas zu befürchten hatte, verdiente sich durch sein entschlossenes Handeln viel Anerkennung. "Dankeschön, für so viel Mut, Herr Gikiewicz! Sie sind der Derbyheld", kommentierte die Berliner Zeitung.

Gikiewicz' Teamkollege Robert Andrich scherzte: "Vielleicht hat er nach der Karriere einen neuen Job als Ordner."

Der langjährige Hertha-Boss Dieter Hoeneß lobte Gikiewicz' Einsatz. "Das fand ich große Klasse, dass er den Mut hat, sich dagegen zu stellen. Wenn ich das sehe, dass Vermummte im Innenraum des Stadions sind, das gefällt mir gar nicht", sagte Hoeneß im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.

Gikiewicz bekannt für klare Kante

Gikiewicz, der im Sommer 2018 vom SC Freiburg nach Köpenick wechselte, ist bekannt dafür, auch mal verbal klare Kante zu zeigen.

Vor dem ersten Bundesligaspiel gegen RB Leipzig sprach sich der Torhüter entschieden gegen den Stimmungsboykott der Union-Ultras aus. "Euer geplanter Boykott in den ersten 15 Minuten ist nicht gut für uns Spieler", schrieb er vor dem Saisonstart auf Instagram. "Ihr könnt alles machen, aber ein Boykott wird uns nicht helfen. Wir brauchen Eure Euphorie, Eure Gesänge, Eure Anfeuerungen."

Union-Trainer Fischer lobt seine Spieler

Mit dem Platzsturm wurde von einigen Union-Fans nun eine Grenze überschritten. Das entschiedene Eingreifen der Union-Profis war für Abwehrspieler Keven Schlotterbeck selbstverständlich: "Wir haben sie einfach zurückhalten wollen. Sie haben auf dem Spielfeld nichts zu suchen."

Trainer Urs Fischer lobte am Sonntag das Verhalten seiner Spieler.

"Ich habe es im Nachhinein gesehen. Ich fand es gut, dass die Mannschaft reagiert hat, um vielleicht Schlimmeres zu verhindern", sagte der Schweizer, der bedauerte, dass "der Fußball aufgrund der Vorkommnisse ein bisschen verloren ging".

Nicht nur die Union-Ultras waren durch Pyros und den Platzsturm negativ aufgefallen. Aus dem Hertha-Block waren wiederholt Leuchtgeschosse auf das Spielfeld und sogar die Tribünen gefeuert worden.