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Rangnick sagt Schalke ab: "Das Ganze respektvoll beenden"

Rangnick sagt Schalke ab: "Das Ganze respektvoll beenden"
Rangnick sagt Schalke ab: "Das Ganze respektvoll beenden"

In den vergangenen Tagen wurde Ralf Rangnick von vielen Anhängern des FC Schalke 04 zum scheinbar letzten Rettungsanker erklärt.

Umso größer dürfte ihre Enttäuschung gewesen sein, als der zweimalige Coach der Königsblauen am Samstagvormittag verlautbaren ließ, dass er den Posten des Sport-Vorstandes bei den Knappen nicht übernehmen werde.

Doch welche Folgen hat Rangnicks Absage für die Schalker? Welche für den 62-Jährigen? Und ist Rangnicks Absage wirklich endgültig?

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SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum sagte Rangnick ab?

"Ich hätte mich gerne eingebracht, um Schalke auf dem schwierigen Weg zurück zu alter Stärke zu helfen", ließ Rangnick am Samstag über seinen Medienberater Martin Hägele erklären. "Leider sehe ich mich aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten innerhalb des Vereins derzeit nicht in der Lage, die sportliche Verantwortung bei S04 zu übernehmen."

Diese Entscheidung sei gefallen, obwohl die überwältigend positiven Reaktionen der königsblauen Gemeinde auf eine mögliche Rückkehr "mich zutiefst bewegt und in meinen Gefühlen für diesen ganz besonderen Verein bestätigt" haben, hieß es in dem Statement weiter.

Nach SPORT1-Informationen hatte Rangnicks Berater Marc Kosicke, der sich am Donnerstag mit Aufsichtsratschef Jens Buchta, Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers getroffen hatte, Konfliktpotenzial im Hinblick auf das kommende Budget gesehen.

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Dissonanzen über das Budget gab es zwischen dem Aufsichtsrat und der "Pro-Rangnick-Gruppe", einer Vereinigung von einflussreichen Persönlichkeiten aus dem Schalke-Umfeld, die am Aufsichtsrat vorbei den Ex-Schalke-Coach kontaktiert hatte.

Nach Bild-Informationen habe es Rangnick nicht gepasst, dass kürzlich die Verpflichtung des 32 Jahre alten Danny Latza für die kommende Saison bekannt gegeben wurde. Der frühere Manager von RB Leipzig habe mit der "jüngsten Mannschaft aller Zeiten" den Aufstieg anpeilen wollen und den Latza-Transfer als "schallende Ohrfeige" empfunden.

Indiskretionen über das Kontaktgespräch mit dem Aufsichtsrat und die seiner Meinung nach mangelnde Kompetenz des Gremiums haben zu Rangnicks Absage ebenfalls beigetragen.

Dass sich Teile des Aufsichtsrats gegen Rangnick gesträubt hätten, dagegen wehrt sich Buchta. "Es gab in der Sitzung am 12. März – wo wir das erste Mal mit Ralf Rangnick konfrontiert wurden – keine Personaldiskussion", sagte er am Samstagabend vor Schalkes 0:3-Pleite gegen Gladbach bei Sky. "Ich bin mir sicher, dass es im Aufsichtsrat keinen gibt, der gegen Ralf Rangnick ist."

Wie reagierten die Schalker Verantwortlichen?

Offenbar wurde der Aufsichtsrat der Knappen auf dem falschen Fuß erwischt.

"Ich bin beim Tanken von der Nachricht überrascht worden", sagte Buchta am Samstagabend bei Sky. "Wir hatten ein gutes Gespräch mit dem Berater von Herrn Rangnick, in dem wir die Rahmenbedingungen erläutert und diskutiert haben. Wir hatten verabredet, in der nächsten Woche ein Folgegespräch mit Ralf Rangnick zu führen."

Auch die "Pro-Rangnick-Gruppe" zeigte sich enttäuscht. "Das ist total traurig und bedauerlich", sagte ihr Sprecher Frank Haberzettel bei SPORT1.

Und weiter: "Wir haben dem Verein nach den Gesprächen am Mittwoch (Aussprache der Gruppe mit Buchta, Anm. d. R.) nochmal unsere Unterstützung angeboten. Leider hat der Aufsichtsrat unsere Unterstützung nicht in Anspruch genommen. Wir sind traurig, dass wir nicht aktiv helfen können. Wir müssen die Lage jetzt analysieren. Ralf Rangnick bleibt unverändert die beste Lösung für Schalke in dieser schwierigen Situation."

Hat Rangnick die Tür komplett zugeschlagen?

Hat er.

Am Samstagabend hatte sich mit Jörg Grabosch ein weiterer Unterstützer der "Pro-Rangnick-Gruppe" gemeldet - und die leise Hoffnung verbreitet, dass Rangnick doch noch bei Schalke landen könnte.

"Meiner Meinung nach gibt's noch eine Chance", sagte Grabosch bei Sky - und bezog sich dabei auf das Wort "derzeit" in Rangnicks Absage-Statement ("Leider sehe ich mich aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten innerhalb des Vereins derzeit nicht in der Lage, die sportliche Verantwortung bei S04 zu übernehmen"): "Wir haben noch einen Hoffnungsschimmer in dem kleinen Wörtchen, dass es ihm 'derzeit' nicht möglich ist."

Am 13. Juni wird auf Schalke ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Etwa 123.000 stimmberechtigte Mitglieder sind dazu aufgerufen, fünf Aufsichtsräte oder -rätinnen zu bestimmen. Die Hoffnung war, dass sich Rangnick unter veränderten Bedingungen doch noch einmal auf seinen früheren Klub einlassen könnte.

Prof. Dr. Uli Paetzel, Sprecher der "Pro-Rangnick-Gruppe", wollte die Hoffnung ebenfalls nicht aufgeben: "Noch ist nicht aller Tage Abend. Wir kämpfen weiter. Und bieten allen Verantwortlichen an, zu helfen und seine Verpflichtung zu ermöglichen."

Die Verhältnisse auf Schalke seien aber nicht dazu geeignet, für Rangnick den roten Teppich auszurollen - das wusste auch Grabosch.

"Ich verstehe, dass er die vielen Unwägbarkeiten als Unsicherheit empfindet. Da würde ich mir auch überlegen, ob ich diesen Job annehme. Vielleicht ist es jetzt erstmal am Verein und an allen Beteiligten, inklusive uns als der berühmten Unterstützer-Gruppe, für klare Strukturen zu sorgen, um eine Arbeit für Ralf Rangnick möglich zu machen."

Nach SPORT1-Informationen vom Sonntagmorgen sind alle weiteren Bemühungen obsolet. Rangnicks Absage für Schalke ist mit Blick auf die aktuelle personelle Konstellation dort definitiv. "Wir werden sicher nochmal in Ruhe telefonieren, um das Ganze respektvoll für alle zu beenden", sagte Kosicke auf SPORT1-Anfrage.

Was sind Rangnicks Alternativen?

Rangnick gilt weiter als Kandidat für die Nachfolge von Joachim Löw, der nach der Europameisterschaft im Sommer seinen Posten als Bundestrainer aufgibt.

Kosicke hatte zuletzt im SPORT1-Interview erklärt, sein Mandant sei an der Aufgabe als Bundestrainer interessiert. "Er ist Anfang 60 und topfit, das wäre die Krönung seiner Karriere."

Zuvor hatte Rangnick selbst verraten, dass er gerne einen Traditionsverein zurück an die Spitze führen würde - dies könne aber auch ein ausländischer Klub sein.