Karls FC St. Pauli-Blog

Nach der 0:2-Niederlage beim 1. FC Heidenheim kann der FC St. Pauli realistisch gesehen seine Aufstiegsambitionen – für diese Saison – einmotten. Zu schwach der eigene Auftritt, zu stark und konstant die Konkurrenz um Platz drei in Gestalt des 1. FC Nürnberg, der nicht nur fünf Punkte Vorsprung auf die Hamburger, sondern auch das deutlich bessere Torverhältnis aufweist.

Gestern auf der Ostalb, bei teilweise dichtem Schneetreiben im höchstgelegenen Stadion der zweiten Liga, fanden die Mannen von Ewald Lienen in der Offensive überhaupt erst nach dem Heidenheimer Führungstreffer (71. Min.) statt, und das auch nur kurzzeitig. Gut, in der ersten Hälfte gab es einen Pfostentreffer von Alushi zu verzeichnen, doch zu diesem Zeitpunkt hätte man auch schon mit zwei, drei Treffern in Rückstand liegen können. Es haperte also nicht nur am Spiel nach vorne – eine Tatsache, an die sich Sankt-Pauli-Fans im Laufe der Saison zunehmend gewöhnt haben –, sondern auch an der sonst so sattelfesten Defensive. Und wenn dann auch noch dem an sich ganz hervorragend haltenden Hamburger Torhüter Robin Himmelmann ein Fehler unterläuft, ist es schnell vorbei mit der Herrlichkeit.

Wie gesagt, erst nach dem Rückstand zwanzig Minuten vor Schluss fing der FC St. Pauli an, zielstrebiger nach vorne zu spielen, zumindest so lange, bis die Heidenheimer eine Kontergelegenheit mustergültig zu Ende spielten (81.) und so den Nordlichtern endgültig den Stecker zogen. Doch in diesen zehn Minuten nach dem 0:1 hatte man endlich (und erstmals in diesem Spiel) das Gefühl, dass die Hamburger auch wirklich einen Treffer erzielen wollten. Da sah man auf einmal eine Art Flügelspiel, gerade über Buchtmann und Buballa auf links, da rückte die gesamte Mannschaft weiter nach vorne, da waren es plötzlich die Heidenheimer, die sich nur mit Befreiungsschlägen zu helfen wussten, die bangen mussten. Da gab es sogar einmal einen Eckball für den FC St. Pauli! Direkt vor dem Gästeblock, frenetisch bejubelt vom eigenen Anhang.

Ja, ich weiß: Gerade aufgrund dieser verstärkten Offensivbemühungen hat der 1. FC Heidenheim kontern und nachlegen können. Und ja, ich weiß: Zwingendes oder gar Zählbares kam nicht heraus für die Gäste. Dennoch haben mir diese zehn Minuten des Spiels besser gefallen als die siebzig Minuten zuvor, obwohl wir da noch keinem Rückstand hinterher laufen mussten. Denn das Gefühl, einen Angriff des Gegners erfolgreich unterbunden zu haben, ist nicht halb so schön und nicht halb so stark wie die Emotionen, die in einem hochkochen, wenn die eigene Mannschaft zu einer dicken Torchance kommt. Deswegen gehen wir doch alle zum Fußball – um Tore des Teams unseres Vertrauens zu sehen. (Oder etwa nicht?)

Nach dem Spiel habe ich aber schnell Frieden mit diesem Spieltag schließen können. Die Erkenntnis, nicht aufsteigen zu können, hat ja auch etwas Beruhigendes. Stichwort Planungssicherheit.

Und vor allem habe ich mir ins Gedächtnis gerufen, wie es mir vor knapp einem Jahr ging, am 26. April 2015, an selber Stelle, nach der damaligen 1:2-Niederlage: Ich habe gewusst, wir steigen ab, die letzte Hoffnung war endgültig begraben. Ich konnte erst Stunden später wieder einen normalen Satz von mir geben. Ich war am Boden, und das nicht nur am Spieltag, sondern die ganze darauffolgende Woche. (Bis dann ein kleines Wunder geschah, aber das ist eine andere Geschichte.) Jedenfalls war das damals ein so viel schlimmeres Gefühl als es jetzt die Enttäuschung über eine nicht vorhandene Offensivleistung der eigenen Mannschaft sein kann.

Alles okay. Wir sind vierter. Wir werden die Klasse halten, so und so.