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Wie ein Gericht Azarenkas Karriere fast zerstörte

Am Samstagabend geht es für Victoria Azarenka um viel.

Im Finale der US Open kämpft die Weißrussin nicht nur gegen Naomi Osaka um ihren dritten Grand-Slam-Titel (ab 22 Uhr im LIVETICKER), es geht auch um den krönenden Abschluss einer ganz speziellen Zeit.

Viele Jahre ist es her, da war die heute 31-Jährige auf den Tennisplätzen dieser Welt schon einmal sehr erfolgreich. 2012 und 2013 gewann Azarenka jeweils die Australian Open, scheiterte in eben diesen Jahren aber auch zweimal im Finale der US Open – beide Male gegen Serena Williams.

Jene Spielerin, der sie nun im Halbfinale in Flushing Meadows eine empfindliche Niederlage beibrachte und deren Hoffnungen auf die Einstellung des Grand-Slam-Rekordes zu nichte machte.

Angst wegen der Schwangerschaft

51 Wochen lang führte Azarenka zwischen 2012 und 2013 die Weltrangliste an, dann stoppte sie eine Fußverletzung. Nach zwei Jahren, in denen es ruhig um die Weißrussin wurde, geschah etwas Unerwartetes: Die Sportlerin wurde schwanger.

"Ich hatte Angst, es war nicht einfach. Mein erster Gedanke war: 'Meine Karriere ist vorbei.' Ich würde nie wieder Tennis spielen", erinnerte sie sich im Interview mit der BBC zurück. Lange hegte sie diese Gedanken jedoch nicht.

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Als im Dezember 2016 Sohnemann Leo auf die Welt kam, änderte sich für "Vika" alles. Doch nicht alles verlief positiv. Nur wenige Monate später kam es zur Trennung vom Vater ihres Sohnes und zum Beginn eines erbitterten Rechtsstreits.

Azarenka kämpfte um das Sorgerecht

Vor Gericht kämpften die Eltern um das Sorgerecht, die Tennis-Karriere der Weißrussin lag lange auf Eis. Bis zum Ende des Verfahrens durfte der kleine Leo Kalifornien nicht verlassen. Ohne ihn zu reisen, kam für die Sportlerin nicht in Frage. Dafür verzichtete sie lieber auf die Teilnahme an zahlreichen Turnieren, jedoch nicht ohne Schmerzen.

"Niemand sollte sich zwischen seinem Kind und seiner Karriere entscheiden müssen", sagte die 31-Jährige einst.

Im April 2018 endete das Verfahren – mit einem Sieg für Azarenka. Nach acht Monaten Pause folgte die Rückkehr auf die WTA-Tour. Eine Befreiung.

Turniersieg nach der Coronapause

Doch der Erfolg stellte sich nicht ein. Wenige Siege und viele Niederlagen machten es der Weißrussin schwer. Nach der Erstrundenniederlage gegen Laura Siegemund bei den Australian Open 2019 brach "Vika" bei der Frage eines Journalisten in Tränen aus.

Dieser wollte wissen, woher sie die Stärke nimmt, weiterzumachen. "Ich habe vieles in meinem Leben durchgemacht. Manchmal frage ich mich, warum ich durch die Hölle gehen muss. Aber ich denke, dass mich das stärker macht. Ich möchte das glauben. Ich werde hart dafür arbeiten", antwortete sie mit tränenerstickter Stimme.

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Diese Zeiten sind inzwischen vorbei, spätestens seit dem Ende der Coronapause. Erstmals seit 2016 gewann Azarenka mit den Western & Southern Open im August ein Einzel-Turnier der WTA.

Erstmals Sieg gegen Serena Williams

Bei den US Open war die Weißrussin dennoch nicht gesetzt. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, souverän durch jede Runde zu marschieren und im Halbfinale - erstmals bei einem Grand Slam - gegen Serena Williams zu gewinnen.

Dass es nach den Finalpleiten 2012 und 2013 nun doch noch geklappt hat, dafür hat Azarenka eine einfache Erklärung. "Damals war ich jung und mein Ego war zu groß." Davon ist die Sportlerin inzwischen weit entfernt.

Mit Naomi Osaka wartet am Abend eine bärenstarke Gegnerin auf die 31-Jährige, die trotz der strikten Corona-Auflagen die Zeit mit ihrem Sohn in New York genießt.

Sollte sie das Finale gewinnen und sich erstmals zum US-Open-Champion krönen, wäre dies wohl der größte Sieg nach dem gewonnenen Sorgerechtsstreit.