Gericht entscheidet: Djokovic muss Australien verlassen

Der Krimi um Novak Djokovic und sein Ausreisevisum nach Australien ist vorerst vorbei: Wie das Bundesgericht in Australien am Sonntag entschied, darf der Tennisstar nicht an den Australian Open teilnehmen und muss das Land verlassen. Die Abschiebung wird weltweit kommentiert – die Meinungen sehr unterschiedlich.

Novak Djokovic muss nach einem Gerichtsurteil Australien verlassen (Bild: REUTERS/Loren Elliott)
Novak Djokovic muss nach einem Gerichtsurteil Australien verlassen (Bild: REUTERS/Loren Elliott)

Bitteres Ende für Tennisstar Novak Djokovic: Der Serbe hat den Kampf gegen seine Abschiebung aus Australien verloren. Einen Tag vor dem Start der Australian Open wies ein Bundesgericht in Melbourne am Sonntag Djokovics Einspruch gegen den Entzug seines Visums zurück. Die australische Regierung hatte dem 34-Jährigen sein Visum entzogen, weil er Anfang Januar ohne die vorgeschriebene Corona-Impfung eingereist war.

"Das Gericht hat beschlossen, dass der abgeänderte Antrag kostenpflichtig abzuweisen ist", erklärte der Vorsitzende Richter James Allsop nach der Entscheidung. Djokovic muss also nicht nur das Land verlassen, sondern auch die Gerichtskosten tragen. Und nicht nur das: Er darf wohl auch die nächsten drei Jahre nicht mehr einreisen!

Djokovic meldet sich in Statement zu Wort

Er werde das Gerichtsurteil nicht anfechten, teilte der Tennisstar in einem Statement mit. "Ich möchte eine kurze Erklärung zu den Ergebnissen der heutigen Gerichtsverhandlung abgeben", so Djokovic in einem ersten Statement. "Ich werde mir jetzt etwas Zeit nehmen, um mich auszuruhen und zu erholen, bevor ich darüber hinaus weitere Kommentare mache."

Weiter heißt es: "Ich respektiere das Urteil des Gerichts und werde mit den zuständigen Behörden in Bezug auf meine Ausreise aus dem Land zusammenarbeiten."

Der Fall Djokovic hatte weltweit zu Protesten geführt (Bild: REUTERS/Sandra Sanders)
Der Fall Djokovic hatte weltweit zu Protesten geführt (Bild: REUTERS/Sandra Sanders)

Australien feiert, Serbien tobt

Der australische Premierminister Scott Morrison begrüßte die Entscheidung. Auf Facebook schrieb er: "Bereits am Freitag habe ich erklärt, dass die Menschen in Australien während der Pandemie viele Opfer gebracht haben und erwarten, dass die Ergebnisse dieser Opfer geschützt werden. Gemeinsam haben wir eine der weltweit niedrigsten Sterberaten, eine der stärksten Wirtschaften und eine der höchsten Impfquoten erreicht. Jetzt ist es an der Zeit, mit den Australian Open weiterzumachen und wieder den Tennis-Sommer zu genießen."

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic dagegen konnte das Urteil nicht nachvollziehen und erhebt schwere Anschuldigungen: "In dem sinnlosen Gerichtsverfahren konnte man sehen, wie sehr die Anklage lügt. Sie haben schlicht und ergreifend gelogen. Sie sagen, dass es weniger als 50 Prozent geimpfte Menschen in Serbien gibt, aber es sind offiziell 58 Prozent. Das ist mehr als in vielen anderen europäischen Ländern. Das war ein sinnloses Argument. Sie glauben, dass sie Djokovic gedemütigt haben, aber sie haben nur sich selbst gedemütigt. Er kann in sein Land zurückkehren und jedem erhobenen Hauptes in die Augen sehen."

Auch seitens des Herrentennis-Weltverbands ATP wurde die Entscheidung kommentiert: "Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht wurde, ist Novak einer der größten Champions unseres Sports und sein Fehlen bei den Australian Open ist ein Verlust für das Spiel. Wir wissen, wie turbulent die letzten Tage für Novak waren und wie sehr er seinen Titel in Melbourne verteidigen wollte. Wir wünschen ihm alles Gute und freuen uns darauf, ihn bald wieder auf dem Platz zu sehen."

Auf Twitter sind die Meinungen ebenfalls sehr gespalten:

So! Das Drama um #Djokovic hat ein Ende. Seine Entscheidung, keine Impfung zu wollen, hat die entsprechende Konsequenz, trotz aller Winkelzüge. Und nein, das ist keine Diskriminierung, sondern das konsequente Handeln nach vorher bekannten Regeln. Kindergarten Ende.

Sich darüber zu freuen, dass Gesetze auch für privilegierte Sportmillionäre gelten, ist übrigens kein Spott, sondern Freude über angewandte Gerechtigkeit. #Djokovic

Die Ausweisung von #Djokovic aus Australien wirkt zum Glück nur ein ganz kleines bisschen lächerlich.

"Anti-Impf-Stimmung" wegen Djokovic?

Djokovic war am Samstag erneut in Gewahrsam genommen worden, nachdem die australische Regierung sein Visum ein zweites Mal für ungültig erklärt hatte. Djokovics Fall war am Sonntag in einer Dringlichkeitssitzung von drei Bundesrichtern verhandelt worden. Der Weltranglistenerste wurde dafür aus seiner Abschiebehaft in einem früheren Hotel in Melbourne in die Kanzlei seiner Anwälte gefahren, um von dort aus die Verhandlung zu verfolgen.

Laut Gerichtsunterlagen räumte Einwanderungsminister Alex Hawke zwar ein, dass das von Djokovic ausgehende Infektionsrisiko "geringfügig" sei. Die Einreise des Tennisspielers könne aber zur Missachtung von Corona-Regeln im Land führen, eine "Anti-Impf-Stimmung fördern" und sogar zu "Unruhen" beitragen.

Djokovics Anwälte dagegen warfen der australischen Regierung vor, ihre Argumentation sei "unlogisch" und "irrational". Djokovic gehöre nicht der Bewegung der Corona-Impfgegner an. Für Djokovic, der bei der Einreise statt eines Impf-Nachweises eine medizinische Ausnahmegenehmigung vorgelegt hatte, stand in dem Verfahren Einiges auf dem Spiel: Nach seiner Niederlage muss der Weltranglistenerste nun bis zu seiner Ausreise aus Australien in Gewahrsam bleiben. Die Teilnahme an den Australian Open in Melbourne, die er bereits neun Mal gewonnen hat, bleibt ihm verwehrt. Djokovic wollte bei dem Turnier als erster Tennisspieler überhaupt den 21. Grand-Slam-Titel holen. Daraus wird nun leider nichts mehr.

VIDEO: Zverev: "Sollte Djokovic-Erbe nicht infrage stellen"